Das Prinzip von Empfindung, Gefühl, Geborgenheit und Lebensrhythmus
Du musst deine Hände öffnen,
wenn du Wasser schöpfen willst.
Chinesisches Sprichwort
Zum Mondprinzip gehört alles Weiche und Fließende, die Stimmungen und Launen. La lune (französisch für Mond) und die englischen lunatics (Verrückten) haben ihren Namen von der römischen Mondgöttin Luna. Die Mondgöttin tritt jedoch in vielen Gestalten auf, die alle einen Aspekt des Weiblichen darstellen und verschiedene Namen tragen. Als Selene etwa führt die Mondgöttin eine gute Ehe mit Helios, dem Sonnengott – beide treffen sich nur bei Neumond.
Die Zyklen der Natur und des Lebens und dessen Phasen Schwangerschaft und Kindheit beziehungsweise Mutterschaft, das Fruchtwasser und die Fruchtbarkeit, der Schoß, aus dem wir geboren wurden, und die Familie, in die wir geboren wurden und die – hoffentlich – Geborgenheit gewährt, gehören ins Mondreich. Zwei in einem bei der Schwangerschaft, Mutter und Kind, das ist (arche-)typisch Mond. Im Horoskop steht Mond für die Rolle der Mutter sowie für das Kind(liche) und das Weibliche in jedem Menschen, die Anima.
Die Schwangerschaft dauert zehn weibliche Monde oder neun Monate. Und natürlich gehört auch das Stillen zum Mondprinzip wie alles Nährende und Versorgende. Das Weibliche, die Seele und das Unbewusste sind hier zu Hause wie auch das Astrale und Magische und so auch die Imagination und die Seelen-Bilder-Welten als Bilderbuch der Seele mit allen Erinnerungen. Das Wechselhafte und der Rhythmus, Empfangendes wie die Empfängnis und Reflektierendes wie das Mondlicht treffen wir hier. Der Mond ist als Trabant der Erde in jedem Moment von ihr abhängig, ebenso wie die Erde beziehungsweise ihr Meereswasser in seinen Rhythmen von Ebbe und Flut vom Mond bestimmt wird.
Der Mond steht für alles Mütterliche, Weibliche und damit auch für die Materie. Sein Symbol verfügt über zwei Spitzen, die es der Polarität näherbringen. Es lässt sich auch als aufnehmende und bergende Schale wahrnehmen. Die weibliche Zwei ist notwendig und direkte Konsequenz der männlichen Eins – der männliche Pol der Eins kann sich nur darin widerspiegeln. In diesem Prozess des Reflektierens wird gleichsam Leben geschaffen: auf der materiellen Ebene als Lebewesen, als Abbild und Ebenbild des Göttlichen, auf der seelischen Ebene als neue lebendige Erfahrung und auf der geistigen Ebene als Eingebung.
Das Lebensprinzip Mond gibt dem Weiblichen seinen Rhythmus – speziell den Rhythmus weiblicher Fruchtbarkeit im Mond-oder Monatszyklus – und generell dem Körper, der überwiegend aus Wasser besteht. Pflanzen sind sogar noch wässriger und daher völlig auf die Mondzyklen angewiesen.
Das Mondprinzip bestimmt bis hin zum Wechsel von Leben und Tod das Geschehen, und jede Mutter gebiert mit dem Leben auch schon dessen Tod. So hat dieses sanfte Prinzip aus menschlicher Sicht auch eine dunkle Seite, wie auch der Mond am Himmel die halbe Zeit im Schatten liegt.
Unter Mond finden wir die Familie, besonders die unserer Herkunft, aber auch die große Familie der Menschen, das Kollektiv. »Wem gehörst denn du?«, wird das Kind auf dem (bayerischen) Land gefragt, und als Antwort wird der Hofname erwartet, noch vor dem Familiennamen. Der älteste Sohn heißt in diesen Gegenden sowieso wie der Vater.
Auf Bali gibt es überhaupt nur vier Vornamen, die der Reihe nach für Mädchen wie Jungen verwendet werden. Alles ist hier dem Kollektiv noch viel näher und damit dem Mondhaften. Dort ist es auch noch schwerer bis unmöglich, sich aus der Familie und dem Kollektiv zu lösen. Die Mondkräfte halten gern abhängig mit der saugenden Kraft eines Schwammes, der immer wieder alles zurückholt.
Der weiche, alles aufnehmende Schwamm, der in dieser Hinsicht dem Kind entspricht, das auch alles in sich aufsaugt und annimmt, zeigt die Signatur dieses Lebensprinzips. Hierher gehört auch die Knospe, aber natürlich nicht im marsischen Sinn des Aufsprengens der Hülle. Beim Mondprinzip sehen wir die Knospe, die alles ungeformt in sich birgt und sozusagen die Heimat der Blüte ist. Im I Ging ist es das Zeichen Kun, das Empfangende, das allen Reichtum in sich trägt, aber noch ganz unausgeformt und undifferenziert.
Mond und damit Krebs ist das kardinale Wasserzeichen, die Quelle und der Fluss, aber auch Teich und See, und bestimmt alle Wasserlandschaften. Als kardinales Wasserzeichen, den Anfang für dieses Element im Tierkreis setzend, umfasst es neben all dem Weichen auch die sanfte, aber starke Kraft des Wassers. Unter diesem Prinzip vermag sich also auf weibliche Art vieles sanft zu formen und zu bestimmen wie der stete Tropfen, der jeden Stein höhlt. Die geradezu unheimliche Kraft und Macht von Mutter Natur und Mutter Erde gehören ebenfalls zu Mond.
Das Metall des Mondprinzips ist Silber, aus dem ursprünglich die Spiegel gemacht wurden, die unsere Persönlichkeit reflektieren. Es ist das Metall der ersten sieben Jahre der Kindheit, in denen Silberlöffel oder -rasseln geschenkt werden. In der Homöopathie ist Argentum (Silber) ein Mittel bei Ängsten vor hohen Häusern, bei Bauchschmerzen und Augenbeschwerden. Als Spiegel der Seele sind die Augen mit Mond verbunden, als strahlende Augensterne bleiben sie sonnenhaft.
Der Schmuck des Mondprinzips sind die glitzernden Perlen, deren Perlmutt das Licht widerspiegelt. Aus dem Schmerz der Muschel geboren, die sich mit der Absonderung von Perlmutt gegen ein eingedrungenes Sandkorn wehrt, haben Perlen als Tränen der Muschel auch als Schmuck diese Symbolik und sind daher nur mit Vorsicht zu verschenken. Eine Perlenkette kann ihr auch viele Tränen an den Hals bringen.
Natürlich wird auch der Mondstein hier zugeordnet, ebenso der dunkelgrüne Malachit, der als Gedächtnis der Erde und als Schutzstein bei der Geburt gilt. Hinzu kommt der Smaragd, der helfen soll, sich dem Lebensfluss entsprechend zu wandeln. Der weiche und leicht formbare Speckstein gehört ebenfalls zu Mond.
Das Defensive, Passive des Mondprinzips lässt eher zu unselbstständigen Berufen tendieren. Mondbetonte Menschen wollen möglichst viele Bilder und Eindrücke aufnehmen und im Bilderalbum ihrer Seele sammeln, um sie später in Gefühle umzuwandeln und die Welt empfinden zu können und um auch andere liebe Menschen daran teilhaben zu lassen. Das macht sie zu so wundervoll einfühlsamen Künstlern wie den Maler Rembrandt und den Schriftsteller Hermann Hesse.
Die nährende Amme gehört ebenfalls zum Mondprinzip; heute sind es eher die Kinderfrau, das Kindermädchen und die Kindergärtnerin. Überhaupt sind hier alle Sparten typisch, die mit Kinder-und auch Kundenbetreuung zu tun haben. Auch die Krankenschwester und speziell die Kinderkrankenschwester oder Hebamme sowie generell alle mütterlich pflegenden Berufe sind mit dem Mondprinzip verbunden. Familienfürsorge und der ganze Bereich der sozialen Hilfsberufe von der Sozialarbeiterin bis zur Sozialpädagogin, Berufe, die für viel hingebungsvollen Einsatz kaum oder nicht materiell entlohnt werden wie am deutlichsten die Mama oder der Papa vom Dienst, finden sich hier.
Weiterhin umfasst das Mondprinzip alle anderen versorgenden Berufe etwa im Gastgewerbe – vom Koch bis zur Bedienung –, besonders wenn sie ein familiäres Arbeitsfeld bieten, am besten mit direktem Familienanschluss. Wo man seine Kräfte restaurieren und sich regenerieren kann, ist das Mondprinzip dabei, also auch in den Jobs der wie Pilze aus dem Boden schießenden Wellness-Oasen.
Früher war natürlich der Milchmann ein gutes Beispiel für das Mondprinzip, heute ist uns der Lebensmittelhändler geblieben – und die Blumenhändlerin, die als Floristin mit Liebe Gebinde zusammenstellt, die Beschenkte zu Tränen rühren, die als große salzige, gefühlsschwangere Wassertropfen aus den Fenstern der Seele ebenfalls zu Mond gehören. Soweit Hegen und Pflegen im Vordergrund stehen, gehören auch Förster und Gärtner zu Mond.
Richtung und »Dynamik« nicht nur des Berufslebens gibt der Krebs als Wappentier vor: zwei Schritte vor, einen zurück. Der Krebs ist (arche-)typisch langsam und vorsichtig im Wasser unterwegs, das sowieso jede Bewegung bremst. Er lebt in Unterwasserhöhlen etwa als Languste oder in gleichsam gemieteten Höhlen und Häusern von Muscheln und Schnecken, die er sich – schutzbedürftig, wie er ist – immer wieder größenkompatibel suchen muss, was eine schutzbedürftige und gefährdete Zeit der Suche neuer Behausungen einschließt. Umzüge sind generell für ihn ein Gräuel, eben weil er währenddessen so bedroht ist. Wachsen bedeutet für den Krebs folglich, sich auszuliefern und der Schutzlosigkeit preiszugeben.
Oft noch vor dem Vorwärtsgang ist rückwärts die bevorzugte Bewegungsrichtung, weil häufig auf der Flucht, und auch seitwärts kommt in Frage. Das Wort herumkrebsen beschreibt diese wenig zielgerichtete Fortbewegungsart sehr deutlich. Krebse sind dabei sehr fürsorgliche Wesen, tragen ihre Eier oft bis zum Ausschlüpfen auf dem Rücken mit sich herum. Partnerschaftlich sind sie sehr zugewandt: Während eine Languste in der Höhle den Panzer wechselt, hält der Partner am Eingang Wache.
Das weiche, weiße Krebsfleisch ist hochbegehrt bei den Fressfeinden, deren schlimmste die Menschen sind. Somit hat der Krebs natürlich mit Recht große Angst vor ihnen, die ihn als Languste aus seiner Höhle zerren, ihm als Hummer die Scheren fesseln und ihn quälend lange in entsprechenden Schaubecken auf seine Hinrichtung warten lassen. Schlussendlich wird er lebend in kochendes Wasser geworfen und verendet unter entsetzlichen Schmerzensschreien, die an die Seele gehen, wenn man sie hörbar machte.
Auf das Lebensprinzip Mond bezogen nutzt Krebs den Schritt zurück zur Reflexion, zum Verarbeiten von Gefühlen und Eindrücken und zur Regeneration. Beziehungen und das Partnerverhalten sind beim Mondprinzip von Schüchternheit und Zurückhaltung, einem großen Sicherheitsbedürfnis und viel Häuslichkeit geprägt. Dabei ist Beziehung für Mondwesen von überragender Bedeutung und der Wunsch, in einer Symbiose völlig aufzugehen, oft überwertig. Das Bedürfnis nach Sicherheit ist hier nicht primär auf Materie wie bei Stier-Venus bezogen, sondern auf die seelische Ebene und meint eigentlich mehr geborgen sein und beschützt werden, gut aufgehoben sein und sich wohlfühlen dürfen. Bedeutsam ist vor allem die seelische Verbundenheit als tragendes Element zwischenmenschlicher Beziehung. Um diese lebendig zu erhalten, bringt ein von diesem Lebensprinzip geprägter Mensch viel Einsatz.
Zartbesaitet und sanft liebt er eine geborgene, vertraute kuschelig gemütliche Atmosphäre, wo er umhegt und gepflegt, versorgt und »betüttelt« wird. Da er nicht nein sagen kann, seine Bedürfnisse und Erwartungen kaum klar äußert, sondern eher hofft, andere mögen sie – wie er selbst – erspüren, bleibt oft Quengeln, Nörgeln und Verbreiten schlechter oder beleidigter Stimmungen einzige Mittel, um Wunscherfüllung zu erreichen. Dabei sehnt sich solch ein mondhaftes Wesen eigentlich im tiefsten Herzen danach, alle Wünsche von den Augen abgelesen zu bekommen. So müssten sie gar nicht geäußert werden, was ihm grob und unangemessen erscheint. Mit dem Lebensmotto »Schau mir in die Augen, Kleines« ist die Vorstellung von Hingabe und Zärtlichkeit, Verständnis und Einfühlung verbunden.
Die Kleidung hat bei ihr eine Tendenz zu Umstandsmoden, auch außerhalb der Schwangerschaft. Hauptsache bequem, deshalb lieben Mondfrauen weite Kleider, Kleingeblümtes im Sinne der Laura-Ashley-Mode, den Baby-Doll-Stil, den Glockenrock mit weißer Rüschenbluse. Er trägt gern weite Latzhosen, Overallsx und Sweatshirts in Pastelltönen, bequeme weite Sachen, das Sakko lieber etwas zu groß.
Romantisch und empfindsam sind die für Krebs-Mond passenden Adjektive, die nicht nur die gewünschte Qualität der Partnerschaft beschreiben – wobei im Schatten Empfindlichkeit bis zu Verletzlichkeit liegt. Ergänzend sind zu nennen: weich und sensibel, anhänglich und anpassungsfähig, gefühlsbetont und zärtlich bis zartbesaitet, häuslich, versöhnlich und gefügig, verträumt bis fantasievoll, intuitiv, leicht beeindruckbar, (an)gerührt und sentimental, aber auch musisch und künstlerisch im Sinne eines lyriscxen Grundgefühls.
Den Schattenbereich bezeichnen Eigenschaften wie: launisch und unbeständig, unentschlossen und unberechenbar, schmollend, verdrießlich und missmutig, resigniert und melancholisch, nachtragend und träge, darüber hinaus unselbstständig und unerwachsen, kindlich bis kindisch, aber auch leicht schrullig und eigenbrötlerisch, unrealistisch mit verschwommenen Vorstellungen und manchmal abergläubisch.
Auf das Jahr bezogen ist die Zeit des Mondprinzips der Hochsommer, der Sonnenhöchststand mit Sommersonnenwende und dem Beginn des Abstiegs, wenn die Tage wieder kürzer werden und erneut der Rückzug nach innen beginnt. Vom Mondprinzip geprägte Menschen neigen generell zur Introversion und zum Rückbezug auf den Anfang, zur Erinnerung an die Kindheit bis hin zur Gefahr, in der eigenen Nabelschau steckenzubleiben und alle Probleme in der Kindheit zu suchen.
In der Woche ist der (blaue) Montag typisch Mond. Wir schätzen diesen Wochentag als Arbeitsbeginn wenig, was uns zeigen kann, wie sehr wir das mondhafte Weibliche gegenüber dem sonnenhaften Männlichen abwerten. Auf den Tageslauf bezogen ist die Nacht die Zeit des Mondlichts und die von Krebs-Mond.
Auf das menschliche Leben bezogen ist es die Zeit von Empfängnis, Schwangerschaft und Kindheit sowie der monatlichen weiblichen Periode. Vor allem die erste Zeit der Prägung gehört hierher. Das Kind, das wie ein Schwamm alles aufsaugt und kostet, indem es in den Mund steckt, was immer es erhaschen kann, gehört in diese Mondzeit. Selbstverständlich werden Kinder in dieser Phase auch am liebsten überall mit hingenommen wie in archaischen Kulturen, wo es wie das Kängurujunge in einer Art äußerem Beutel immer mitgeschleppt wird. Allein zurückgelassen, machen sie dagegen fürchterliche Erfahrungen, die wir ihnen in diesem Zeitraum tunlichst ersparen sollten. Was immer an gutem Grund dahintersteckt, erlebt wird es aus der Kinderperspektive als schrecklich und angsteinflößend.
Im Körper von Mutter Erde und in unserem eigenen gehören die Höhlen(-organe) zum Mondprinzip sowie der Bauch, auf den Kinder noch all ihr Elend projizieren. So ist Bauchweh, das von Problemen aller Ebenen herrühren kann, zum Mondprinzip gehörig. Immerhin erinnert der Bauchnabel auch ein Leben lang an die abgeschnittene Verbindung zur Mutter in Gestalt der Nabelschnur. Der Nabel ist die Narbe der Wunde aus der Zeit der Trennung von ihr. Wurde die noch pulsierende Nabelschnur durchschnitten, war das eine schmerzliche, verletzende, mit Todesangst verbundene Erfahrung, wie es das Erleben der Geburt während der Reinkarnationstherapie offenbart. Bevor Frédérick Leboyer und Michel Odent die Geburtshilfe im Sinne des Mondprinzips und damit in einzig angemessener urprinzipieller Weise überarbeiteten, war diese grobe Trennungsmethode eine schreckliche archetypisch männliche Routine in einem so unendlich weiblichen und empfindlichen Bereich.
Der Magen und alles, was er mag beziehungsweise was wir mögen, untersteht dem Mondprinzip, dazu die Lieblingsspeisen, die unter Mond oft auf den Brei und Pudding der Kinderzeit hinauslaufen. Mondhaften Menschen fällt es meist schwer, die Vergangenheit und vor allem die Kindheit loszulassen.
Auch alles Wasser und damit unser Wasserhaushalt werden vom Mondprinzip beeinflusst, damit auch jede Wassereinlagerung und -stauung, die sogenannten Ödeme. Mit allem Periodischen, so auch mit dem weiblichen Menstruationszyklus und den Problemen, die daran hängen mögen, ist Mond ebenfalls verbunden.
Das Denken ist assoziativ, rezeptiv und anpassungsfähig, verträumt und fantasievoll bis fantastisch, romantisch und stimmungsabhängig, dadurch auch unzuverlässig. Trockene Vernunft ist sicher kein Schwerpunkt bei Menschen dieses Lebensprinzips, es sei denn, das Denken wird bildhaft vermittelt.
Im Fühlen ist ein von Mond geprägter Mensch dagegen ganz zu Hause. Krebs ist das erste Zeichen des zweiten seelischen Quadranten und damit besonders seelenbezogen, was sich in folgenden Eigenschaftsworten ausdrückt: sehnsüchtig und sensibel, mitfühlend und empfindlich, einfühlsam und zärtlich, sentimental und launisch.
So betont das Fühlen ist, so sicher gehören Denken und besonders auch Handeln zu den Schwächen von Mond. Krebsbetonte Menschen sind hilfsbereit bis aufopferungsvoll in ihrem Handeln, auch gefühlsbetont bis fremdbestimmt, reaktiv und imitierend und oft unverlässlich. Die Frage: »Was macht der Krebs?«, ist leicht zu beantworten: »Mit!«
1. Auf der untersten Entwicklungsstufe findet sich bei diesem urweiblichen Prinzip Erpressung durch die selbstgewählte Opferrolle, was automatisch allen anderen die Rollen von Schuldigen und Tätern zuschiebt. Außerdem kommt es hier zu versteckter Machtentfaltung durch Stimmungsmanipulation: Mit Schmollen, Quengeln, Nörgeln, Mäkeln wie auch unterschwelligem Beleidigtsein lässt sich einiges durchsetzen. Die Flucht in Krankheitsbilder wie vor allem Depression ist hier zu erwähnen, aber auch in all jene Symptombilder, die großen Eindruck und erheblichen Druck auf die Umgebung machen. Subjektiver Krankheitsgewinn ist ein großes Thema. Hierhin gehört auch völlige Abhängigkeit bis zu Hörigkeit.
Hilflosigkeit im Verein mit undurchschaubarem Gefühlschaos führen zu Gefühlsegoismus, der alle Gefühle für sich reklamiert und andere der Gefühllosigkeit zeiht. Das mag ihnen den Eindruck vermitteln, sie lebten in der denkbar schlechtesten aller Welten voller Schuldiger. Sie selbst regredieren zum hilfsbedürftigen, ausgelieferten Opfer der gesammelten Schlechtigkeit. Hier findet sich auch die Mutter, die das Leben ihrer Kinder gefährdet, weil sie sie nicht loslässt und ihnen nichts Eigenes gönnt. In Märchen, den Seelen-Bilder-Geschichten der Kindheit, kommen diese beiden Eigenschaften des Mütterlichen oft nebeneinander vor, in der guten eigenen, aber abwesenden Mutter und der bösen Stiefmutter, die dem Kind nach dem Leben trachtet oder ihm jedenfalls nichts gönnt.
Hier stoßen wir auch auf jene schreckliche Anpassung an alles bis hin zum Mitmachen bei Unrecht und schlimmsten Verbrechen in Diktaturen. Das Motto des Mondprinzips ist: »Lieber zu einer furchtbaren als zu gar keiner Gemeinschaft gehören.« Mitläufertum im Ernstfall bereitet sich im Spießertum vor, das sich über andere erhebt und jene (arche-)typische Stammtischmentalität entwickelt, die nur feiges Kuschen kennt, aber brandgefährlich wird, sobald sie Macht erhält.
2. Auf der zweiten Ebene kann rückgratloses Mitmachen und Sich-Verbiegen (-Lassen) in Familie und Firma das Leben jeder Eigenständigkeit berauben und langfristig zu Selbstmitleid, Launenhaftigkeit und tiefer Frustration führen, die sich in Projektionen äußert. Man(n) und vor allem frau manövriert sich durch Zaghaftigkeit, kritiklose Nachgiebigkeit, mangelnde Entschlusskraft und folglich ständige Unentschlossenheit in Abhängigkeiten bis zu völliger Fremdbestimmung, für die anschließend die Fremden – projizierend – verantwortlich gemacht werden. Extremes Selbstmitleid kann sich in Rührseligkeit und Gefühlsduselei ausdrücken, aber auch in ein Parasitendasein münden, wenn ertrotzte Hilfe dauerhaft in Anspruch genommen wird, ohne dafür mehr zu tun als beständiges Auf-die-Tränendrüsen-Drücken.
3. Auf der dritten Ebene bestehen zwar noch emotionale Bedürftigkeit und Sentimentalität bis zu einer gewissen Weinerlichkeit, aber sie werden nicht mehr im selben Ausmaß nach außen projiziert. Schwammigkeit und Launenhaftigkeit lassen unbestimmt und unberechenbar erscheinen. Rascher Rückzug in Beleidigtsein und lang andauerndes Nachtragen machen das (eigene) Leben schwer, aber dies lässt sich ansatzweise hier schon durchschauen. Beständiges Anpassen führt noch immer zu Fremdbestimmung, aber sie kann immer mehr als eigenes, selbst gewähltes Thema erkannt werden.
Auf dieser dritten Entwicklungsstufe kann es zu tiefen Regressionen kommen, bevorzugt in die Kindrolle. Große Bedürftigkeit, weitgehende Unselbstständigkeit und daraus folgende Unmündigkeit führen zu unerwachsenem Leben. Gluckenhaftes, egoistisches Bemuttern bringt auf dem Gegenpol Überfürsorglichkeit ins Spiel, die als unangenehm empfunden wird, es sei denn, sie stößt auf die beschriebene kindliche Regressionsneigung der neurotischen Art. Zwei Bachblüten-Muster zeichnen dieses seelische Programm bis zur Karikatur nach: die Glucke, Chicory, die dem bedürftigen Kleinkind, Heather, mit ihrer Überliebe die Luft zum Atmen nimmt, wobei Heather das auch noch mag.
4. Auf der vierten Entwicklungsstufe treffen wir auf die Gabe der Einfühlung, die mit hoher Empfindsamkeit und sich entwickelnder Intuition sowie im Verein mit Mitgefühl wundervolle Zuhörer und Seelentröster hervorbringt. Hier entwickelt sich auch bewusste Mutterschaft mit der Fähigkeit, zu nähren und Geborgenheit zu schenken. Familiensinn und die Fähigkeit, sich zum Wohl anderer zurückzunehmen und nicht mehr aus Schwäche, sondern aus Bewusstheit nachzugeben, gewinnen zunehmend an Bedeutung. Mutterliebe als verbreitetste selbstlose Liebe geht schon weit über diese Ebene hinaus. In ihr übt die Schöpfung die höchste Ausdrucksform der Liebe auf dem Weg zur Gottesliebe.
5. Die fünfte Stufe beschert Anteilnahme, Zuwendung und Hilfsbereitschaft aus seelischer Identität und Eigenständigkeit und nicht mehr aus eigener Bedürftigkeit. Fürsorglichkeit und erlöste Mutterliebe, die sich auf alle Kinder der Sippe, der Gemeinschaft und schließlich der Welt ausdehnt, ohne etwas für sich zu wollen, kann sich entwickeln. Große Gefühlstiefe und Hingabefähigkeit sind hier zu Hause, auch Naturverbundenheit und -liebe, die in Mutter Natur die Große Mutter mit ihren beiden Seiten des Lebenschenkens und -nehmens erkennen.
6. Die sechste Ebene bringt Empathie, die Möglichkeit, andere in ihrem ganzen Potenzial wertzuschätzen, und die Fähigkeit zu verzeihen ins Spiel des Lebens, das zunehmend als Geschenk empfunden und angenommen wird. Hier kann man sich in jeden hineinversetzen. Daraus erwächst natürliche Nächstenliebe, und Schattenarbeit erreicht die tiefste Dimension der Einheit mit beiden Seiten. Das innere Kind, das sich ab der vierten Ebene positiv bemerkbar gemacht hat, während es zuvor eher durch kindische Störmanöver auffiel, wird nun zu einer inneren heilenden Quelle. Auf dieser vorletzten Ebene kann das Leben als Gnade und Segen empfangen und Letzterer auch weitergegeben werden im christlichen Sinn oder im hinduistischen Sinn des Deeksha.
7. Die letzte Ebene lässt tiefe Liebe zu allen fühlenden Wesen und zur Schöpfung entstehen im Sinne eines Franz von Assisi. Hier im Mondbereich geht es aber noch mehr darum, die Große Mutter (des Lebens) in sich erwachen zu lassen. In der Seelenverwandtschaft mit allen fühlenden Wesen erleben wir uns eins mit Mutter Erde und Frau Welt.
Die zum Mondprinzip gehörende Kröte ist ein schwabbelig weiches nachtaktives Wesen, das viel Feuchtigkeit braucht. Sie gilt als Symbol der Fruchtbarkeit; Millionen von Kaulquappen sorgen für genügend Nachwuchs. Früher diente die Haut der Kröte als Testebene für den Schwangerschaftsnachweis.
Nahe verwandt sind die Frösche als äußerst artenreiche Familie, die dank ihrer Fruchtbarkeit fast die ganze Erde bevölkert. Fast alle Froscharten pflanzen sich im Wasser fort, und wenn sie sich zu Tausenden in den Laichgewässern treffen, kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, es handle sich nicht nur um Gruppensex, sondern um regelrechte Massenorgien. In ihrem Lieblingselement Wasser erfüllen sie die Nacht mit ihrem Quaken, das der an sich musischen Anlage des Mondprinzips nicht ganz gerecht wird. Als durch und durch weiches, strukturloses Wesen hat der Frosch neben diesen (arche-)typisch mondhaften Eigenschaften sehr starke Oberschenkelmuskeln, die ihm zum Verhängnis werden, da sie in der französischen Küche als Delikatesse gelten. In Märchen tauchen Frösche auf, wenn der Bezug zu den mütterlichen Kräften und der Seelenenergie verloren wurde, und sie helfen, diesen nährenden Urquell wiederzufinden.
Enten sind als familienbewusste Wassertiere ebenfalls unter dem Mondprinzip einzuordnen. Die kleinen Entlein sind mutterfixiert und werden an der akustischen Nabelschnur ständigen Schnatterns sicher durch die Kindheit gelotst. Oft sieht man die ganze Schar im Familienverbund von einem Teich zum anderen watscheln, eine übrigens typisch mondhafte Fortbewegungsart. Die Entenmama voran, dann die Küken der Reihe nach und als Schlusslicht der Erpel, der den Rückzug deckt.
Wie Muscheln gehören alle Mollusken (von lat. mollis = weich) oder Weichtiere zum mondhaften Lebensprinzip, etwa Krebse, die sich durch ihren Panzer schützen oder als Einsiedlerkrebse sich des geborgten Schutzschildes einer abgelegten alten Muschelschale bedienen. Jedenfalls braucht so viel Weichheit eine harte Schale. Der Spruch »Harte Schale, weicher Kern« ist nirgendwo passender als bei tierischen und menschlichen Weichtieren.
Da sie der Schmerz eines eingedrungenen Sandkorns zur Absonderung von Perlmutt anregt, macht die Muschel zur Perlenmutter und zeigt eine wundervoll erlöste Möglichkeit, mit Schmerzen und Problemen umzugehen. Man beschäftigt sich damit und lässt so ein spiegelndes Kleinod wachsen. Dieser Aspekt, wenn bewusst ins Spiel gebracht, macht aus einer Perlenkette ein anspruchsvolles Geschenk, das dann nicht an den Schmerz kettet, sondern die sich daraus ergebenen Entwicklungschancen im besten Sinne fördert.
Auch der Seeotter gehört wie die Robbe von seiner Signatur zum Mondprinzip, nicht aber von seiner Lebensart des Raubtieres. Sein »Kindergesicht« und unstrukturierter, in weichen Pelz gehüllter Körper lassen ihn vom Aussehen mondhaft wirken. Die Indianer nennen ihn »Hund des Wassers« und »reund des Mondes«. Und er hat nicht nur ein baby face, er schreit auch wie ein Baby.
Das Kindchenschema, das fast alle Tiere und auch Menschen in ihrer ersten Lebenszeit zeigen, gehört generell zum Mondprinzip. Damit sind alle Menschen- und Tierkinder typisch Mond. Das kindliche Muster hat, von Verhaltensforschern belegt, schützenden Effekt, indem es eine Art Schlag- und Beißhemmung beim Gegenüber auslöst. Wir finden alles, in dem wir das Kindchenschema erkennen, süß, putzig undanrührend. Immer wenn Menschen oder Tiere dieses Gefühl in uns auslösen, ist Mond zu fühlen.
Der Hase wird wie der Frosch mit Fruchtbarkeit verbunden und ist als Osterhase ein altes germanisches Frühlingssymbol. Als Hasenfuß gilt er auch als feige, was mit seinem typischen hakenschlagenden Fluchtverhalten zusammenhängt. Mut kann jedoch auch ein Mangel an Fantasie sein. Fantasie haben Mondwesen reichlich, weshalb sie gern auf übertrieben viel Mut verzichten. Was die Fruchtbarkeit angeht, sorgen im Frühling sowohl männliche Rammler als auch die Häsin mit ihrer doppelläufigen Gebärmutter dafür, die Wiesen und Fluren zu bevölkern. »Sich vermehren wie die Karnickel«, ist sprichwörtlich geworden, und Hasen sorgen durch ständigen Zuwachs für große Familien.
Mit ihrem weichen Fell sind die den Hasen nahe verwandten Kaninchen ideale Spielgefährten für Kinder und werden von diesen als anschmiegsame Kuscheltiere geliebt. Stofftiere als Ersatz für den indianischen Brauch, der jedem Menschen einen Tierverbündeten zur Seite stellt, sind somit auch (arche-)typisch Mond, vermitteln sie dem Kind doch Schutz, Geborgenheit, Nähe und Wärme, wenn es sich der Welt allein gegenüber sieht.
Die Schnecke ist ebenfalls ein Mondwesen, bei dem Häuslichkeit Vorrang hat. Das ihr so wichtige Heim hat sie immer dabei, wenn sie mit beeindruckender Langsamkeit ihre Schleimspur zieht.
Schnecken nutzen gern den Verbund und nehmen dieselbe Schleimspur, wahrscheinlich um denselben zu sparen. Menschliche Vertreter benutzen in ähnlichen Situationen Wohnmobile, womit sie sich meist auch alle auf derselben Kriechspur wiederfinden und mit ihrer Langsamkeit Eindruck machen und Behinderungen erzeugen. Sie treffen sich am Ende des Tages zur Nachtruhe mit ihrem mitgeschleppten Häuschen wieder im großen Verbund auf dem Campingplatz. Das hat noch den Vorteil, mit ihrer Nabelschnur in Gestalt von Strom- und Wasserleitung andocken zu können. Wenn nordeuropäischeUrlauber ihre Wohnmobile Richtung Süden lenken, sind die Kriechspuren voll, und Krebs-Mond ist auf Völkerwanderung.
Schnecken legen im Übrigen – typisch für das Mondprinzip – enorm viele Eier, die auch als Delikatessen gelten. In der Volksheilkunde werden Schnecken wegen ihres Schleims bei Magengeschwüren gegessen. In Norwegen setzt man verlassene Schneckenhäuser bei Brustentzündungen mit gutem Erfolg auf die Knospen der weiblichen Brust.
Grundsätzlich gehören alle süßen und lieben Haus- und Kuscheltiere zu Mond. So auch die Schmusekatzen wegen ihrer Anhänglichkeit und Hausbezogenheit, ihrer Treue und Anschmiegsamkeit. Der Kinderhund ist ebenfalls ein Mondwesen, zusammen mit sehr familienbezogenen Tieren wie Enten oder mütterlichen wie den typischen Glucken. Der Hahn bleibt aber dem Sonnenprinzip zugeordnet. Die Küken, die sich unter das Federkleid der Mutterglucke flüchten, sind wieder typisch Mond.
Das Reh als Fluchttier mit seinen großen Lauschern und den großen (arche-)typischen Rehaugen. Mit lachendem Kindergesicht kann auch der Delfin als Spielgefährte großer und kleiner Kinder bei Mond punkten. Sein geheimnisvoll empathisches Wesen wirkt oft Wunder bei der Heilung von verletzten und gequälten Seelen und Menschen mit Handicaps.
Die Kamille, Matricaria chamomilla, die die liebe Mutter (lat. mater = Mutter, carus = lieb) im Namen trägt, hat weiße kleine, unscheinbare Blüten in der Farbe des Mondes. Sie ist auch ein kleines bescheidenes, zartes Gewächs, das salzige Böden liebt und bei Bauchschmerzen und beim Zahnen der Kleinkinder hilft. Kamille dämpft die Erregung und Entzündungen und damit die Marskräfte. Als homöopathisches Mittel gibt sie irritierten, quengelnden und jammernden Kindern das Gefühl, in der Nähe der Mutter zu sein, und beruhigt sie so und tröstet bei Angstträumen. Sie ist aber auch ein Mittel für launische, reizbare, überempfindliche Frauen und Kinder, die unter Ängsten, schweren Träumen und hysterischer Anlage leiden (griech. hyster = Gebärmutter).
Die Küchenschelle (Pulsatilla) nannte der Homöopath Emil Schlegel »eine liebliche Mädchenerscheinung unter den Gewächsen «. Sie braucht und verdunstet viel Wasser, und ihre Hauptlebensvorgänge finden nicht im Sonnen-, sondern im Mondlicht statt. Kaum eine Pflanze unternimmt so viel, um befruchtet zu werden, sie streckt sich der Befruchtung gleichsam entgegen. Das Wehen des Windes hilft ihr bei Entbindung und Befruchtung und macht sie auch zum klassischen Entbindungsmittel in der Geburtshilfe bei Wehenschwäche. Als typisches Frauenmittel fördert sie die Menstruation und hilft bei wechselhaften Symptomen und Stimmungsschwankungen. Der Frauentyp, der dieses Mittel für seine Konstitution braucht, entspricht obendrein dem Mondprinzip: weich und weinerlich, nachgiebig und übersensibel. Zugleich ist Pulsatilla auch oft das Mittel für nervöse Kinder und ihre nervösen Mütter.
Der Frauenmantel (Alchemilla) ist ein Kraut, das schon vom Namen her die Frauen (be)schützt und nicht zufällig der heiligen Maria als deren Schutzpatronin geweiht ist. Auch ihre anderen Namen bleiben im Rahmen des Mondprinzips: Taumantel, Taubecher oder Tauschüsselchen. Emil Schlegel nennt das Kraut den »liebsten Freund der Frauen«. Frauenmantel wächst auf feuchtem Grund. Seine Blüten sind weißlich bis grünlich und ähneln in ihrer Farbe fahlem Mondlicht. Das besondere Kennzeichen der Pflanze ist der Wassertropfen in der Mitte des Blattkelchs, der an einen Tautropfen oder eine Träne erinnert, den die Pflanze aus sich hervorbringt und der früher bei Alchemisten begehrt war. Frauenmantel ist in der Naturheilkunde eine typische Arznei der Schwangerschaft sowie für die Zeit vor und nach der Geburt, weil er einerseits den Rhythmus der Wehen fördert, andererseits die rasche Wundheilung nach der Geburt unterstützt. Er wird auch bei zu häufiger und zu starker Periode gegeben und wirkt äußerlich angewendet blutstillend bei Wunden. Allen rhythmischen Prozessen zugeordnet, ist Frauenmantel ein klassisches Mittel bei Gebärmutterbeschwerden und weiblichen Fruchtbarkeitsproblemen.
Beim Augentrost (Euphrasia) ist ebenfalls der Name Programm, und die Naturheilkunde verwendet ihn als augenstärkendes Mittel, das dem Spiegel unserer Seele gut bekommt. Seine weiteren Bezeichnungen entstammen alle dem Bereich des Mondprinzips, was uns zeigen könnte, wie urprinzipiensicher unsere Vorfahren Mutter Natur benannten: Magentrost prädestiniert als Arznei bei Magen - und Darmkatarrhen; Milchschelm und Milchdieb verweisen auf die Milch, die letztlich immer Muttermilch ist. Übrigens ist Milch für uns nach der Stillzeit eine ständige Quelle von Verschleimung , wie es allen Milchtrinkern ihre Zunge widerspiegelt. Der Milchschelm oder -dieb hilft bei Schnupfen und anderen Verschleimungen. Schleim, der immer im Spiel ist, wenn Leben gezeugt wird, gehört ja ebenfalls zum Mondprinzip.
Die Blüte von Euphrasia ist ausgesprochen klein, niedlich und hübsch, einerseits weißbläulich wie Mondlicht, andererseits auf der Unterlippe des typischen Lippenblütlers gelb gepunktet. Die Pflänzchen wachsen bevorzugt auf Weiden.
Die Seerose (Nymphea) ist die klassische Wasserpflanze, deren Blüten oft die Farbe des Mondes haben. Sie vermehren sich sehr schnell und bedecken und verzaubern rasch einen ganzen Teich. Die Blütenkelche und umkränzenden Blätter hängen an einer oft langen »Nabelschnur«, die sie mit dem Grund des Gewässers verbindet . Einmal angewachsen, sind sie kaum noch auszurotten und klammern sich im saugenden, schlammigen Urgrund geradezu fest. Die Naturheilkunde gibt Nymphea bei Nymphomanie, übertriebener weiblicher Geschlechtslust, was ihr den Namen Blüte der Unschuld eingetragen hat, bringt sie doch die so Behandelten auf sanftem Weg kindlicher Unschuld wieder näher. Die Seerosenbilder von Claude Monet fangen diese mondige Stimmung auf zauberhafte Weise ein.
Das Gänseblümchen (Bellis perennis) gilt in seiner kleinen, bescheidenen Art als Symbol der Mutterliebe. Die feinen weißen Blütenblätter legen sich bei Regen schützend und ein Dach bildend über die Mitte, um diese vor Nässe zu bewahren. So ist das Blümchen – naheliegend, weil Mutterliebe mit vielen Schmerzen verbunden ist – auch ein Symbol der Tränen. In der Homöopathie wird es zur Unterstützung schwachen weiblichen Bindegewebes gegeben und soll – laut Willibald Gawlik – Knutschflecken in oft notwendiger Kürze beseitigen.
Im Übrigen gehören wasserreiche Pflanzen zum Mondprinzip wie Gurken und als eine Art pflanzliche Wasserbehälter auch Melonen und Kürbisse, die von ihrer Größe aber eher dem Jupiterprinzip entsprechen.
Wasserlandschaften – Marschländer oder Seenplatten wie die von Mecklenburg-Vorpommern mit ihren ungezählten Gewässern, Teichen und Wasserarmen, ihren Wasserschlössern, vor allem dem in Schwerin – sind eine (arche-)typische Heimat des Mondprinzips. Dort sehen wir Fruchtbarkeit vortäuschende nasse Wiesen, Uferzonen mit dichtem Schilf oder Seerosenfelder auf den Wasserflächen. Auch vegetationsreiche Küstenlandschaften, die Waterkant und flaches Land mit Seen und Flüssen wie die oberitalienische Poebene oder Holland sowie die letzten Regenwälder gehören von Niederschlag und Feuchtigkeit her betrachtet zum Mondprinzip.
Neben den von Bächen durchzogenen Wiesengründen ist auch jedes gemütliche Zuhause, ein kindgerechter Spielplatz oder Kindergarten, das liebevoll gestaltete Blumengeschäft oder eine schöne Küche und ein gemütliches Schlafzimmer Ausdruck von Mond. Außerdem finden wir hier Volksfestplätze, die eine Gemeinschaft zusammenbringen und kleinen Kindern Spielgelegenheiten und großen Kindern Regressionsmöglichkeiten schenken.
Städte am Wasser wie Amsterdam mit seinen unzähligen Grachten, auf denen auch in Hausbooten gelebt wird, entsprechen sehr Mond, denn hier wird die sowieso ständig spürbare Wassernähe noch intensiver erfahren. Auch Kopenhagen und Stockholm als Venedig des Nordens sind stimmungsvolle Orte des mondhaften Lebensprinzips.
Das bereits erwähnte Holland ist mit seinen vielen kleinen und großen Wasserstraßen eigentlich eine einzige breite Küste und damit stark vom Mondprinzip geprägt. Charakteristisch sind seine Blumenfelder und seine Milchwirtschaft und Käsereien. Es ist ein Land hinter Deichen, in dem man immer in dem Bewusstsein des Wassers lebt. Aber vor allem ist es klein und gemütlich mit ländlich hausbackener Ausstrahlung
Großbritannien ist ebenfalls archetypisch Krebs-Mond. Das Leben auf diesen großen und kleinen britischen Inseln wird vom Wasser, von Küstenlandschaften und Häfen geprägt. Großbritannien ist das Herzland des Commonwealth, in dem es durch »gemeinsamen Wohlstand« allen gut gehen soll, wo man täglich um fünf Uhr den Nachmittagstee nimmt und fast jedes Essen zu Kinderbrei verkocht, geschmacklose Kindernahrung für alle. Schon der Morgen beginnt traditionell mit Porridge, dem klebrigen Haferbrei.
Das Mondprinzip finden wir auch im englischen Garten wieder, in dem Natur noch natürlich sein darf – im Gegensatz zum französischen, wo sie venusisch geschniegelt und gestutzt wird, oder zum japanischen, wo man sie plutonisch bis zum Bonsai drangsaliert. Eigentlich ist ganz Britannien ein englischer Garten. Es ist auch ein Land mit vielen gleichförmigen gemütlichen Häuschen, in denen der Teppichboden oft – wahrscheinlich wegen der Gemütlichkeit – noch fast einen Meter an der Wand hochklettert wie eine Kletterpflanze, nur eben spießiger. Wo künstliche Kamine eine peinlich warme Häuslichkeit verbreiten und die Gastfreundschaft beeindruckt, die via Bed und Breakfast überall angeboten wird. Ein Land wie ein Garten mit Mäuerchen und Hecken überall, eigentlich sogar – wo es nicht englischer ist – ein einziger Schrebergarten, in dem fast alle Gärtner sind mit dem Vorteil, nie gießen zu müssen, weil das Petrus für sie besorgt. Und der sorgt gut für seine Engländer. Dabei gießt es nicht ständig, wie böse Zungen fälschlich immer wieder behaupten, in Norditalien regnet es sogar mehr, aber in großen Güssen, in Engel-land nieselt es dagegen meist, was sich auf die Pflanzen und die Stimmung auswirkt. Andererseits ist auch die große Liebe der Engländer zu Blumen zu nennen, die Blumen-und Gemüse-Shows, die große Attraktionen sind, das Romantische der englischen Rose und der berühmte ständig gut gewässerte englische Rasen.
Bezüglich Wohnen und Baustil gilt »My home is my castle« als nationale Devise, und weil es nicht alle zum Schloss gebracht haben, werden auch kleinbürgerliche Vorstadthäuschen, die sich zu Hunderttausenden aneinanderreihen, wie kleine castles gehandhabt. Dabei stehen die kleinen Schlösser wegen der großen Gastfreundschaft vielfach weit offen. Man ist eine große Familie, schon im Commonwealth, hat sogar eine königliche Familie, lange mit einer Queen Mum, die mit über hundert Jahren noch die Kinder und Enkel im Auge behielt. Tatsächlich steht die Royal Family im Mittelpunkt des nationalen Interesses wie nichts sonst und wird fast täglich durch den Kakao gezogen von einer Boulevardpresse, wie es sie nur in England gibt. Es ist auch das Land einer Queen Victoria mit ausgesprochen langer Regentschaft, Urmutter zahlreicher europäischer Königssprosse, und überhaupt ein Land der Identität stiftenden Königinnen, Queen Elizabeth I. und II. Kennzeichen des mondhaften Großbritannien ist auch, dass die Politiker im Parlament scheinbar gemütlich beisammensitzen und es so aussieht, als ob die moderne Zeit draußen bleibt, wo der Regierungschef sympathisch menschlich und bescheiden in einer einfachen Londoner Stadtwohnung haust, der »Niederstraße« oder eben Downingstreet. Es ist auch das Land der geblümten Stoffe, wie im Liberty-Stil oder wie von Laura Ashley entworfen. Mit Rüschen und kindlichen Mustern entfaltet sich ein mondhafter Look. Mondhaft ist auch, wenn die Engländer mit Schirm (und Melone) in der U-Bahn sitzen oder in der berühmten Schlange stehen, die es nirgendwo auf der Welt so anständig gibt.
Auch in (Süd-)Italien finden wir viele Mondaspekte von der Kinderfreundlichkeit über die vielfach kindlichen und oft kindischen Männer, die klassische mamma, die der famiglia vorsitzt und die runde Pizza auf den Tisch bringt und davon selbst kugelrund wird, bis zur Mafia, die als Cosa Nostra oder Camorra eine Art Schattenfamilie bildet, die ganze Regionen wie Sizilien und Neapel einnimmt. Pizza und Pasta beziehungsweise Nudelgerichte sind weltweite beliebte Kinderessen, und ein Teller Spaghetti ist für viele eine Art tröstliches Mama-Essen, das viel Kummer auffangen kann.
Angela Merkel, die Mutter der Nation, hat als »Kohls Mädchen« begonnen und auf ihre mütterlich sorgende Art ihm und all den anderen konservativen Männern die Sorge um die Nation abgenommen. Dass sie es immer gut meint, streiten nicht einmal politische Gegner ab. Die EU ist ihr ein Anliegen, und sie betrachtet sie als ihre große Familie, die es nicht nur und um jeden Preis zu erhalten, sondern auch zusammenzuhalten gilt. Das kostet zunehmend, weil schwächere Kinder der Familie – Griechenland, Irland, Portugal und noch so einige andere – einfach nicht in der Lage sind, auf diesem Niveau mitzuhalten. Aber der Mutter der großen Völker-Familie sind natürlich ihre schwächsten Kinder ein besonderes Anliegen, und so werden sie bevorzugt und »aufgepäppelt«, dabei aber auch gehindert, sich selbst zu helfen, was sie früher einfach mit Abwertungen ihrer Währungen taten. In Angelas EU-Großfamilie werden sie heute zwangsalimentiert und zu einem Sparen ermahnt, das ihnen einfach nicht entspricht. All ihre Schwindeleien werden ihnen verziehen, und immer wieder werden sie mit Sonderrationen gefüttert. Mancher nicht so mondhaft Veranlagte staunt, was er noch alles zahlen und wofür er noch geradestehen soll, zumal es so gar nichts bringt.
Der Schutzschirm, den die Mutter ihren bedürftigsten Kindern baut, wird immer sicherer, und selbst wenn die eigenen Kassen längst leer sind, erklärt sie einfühlsam und mitfühlend, wie wichtig es sei, die ganze Kinderschar in jedem Moment zusammenzuhalten. Dabei übersieht sie, dass es den starken Kindern langsam zu teuer wird und auch die schwächeren schon darunter leiden, dass man ihnen immer aushelfen muss. Länder wie Griechenland und Portugal hätten für sich oder in einer eigenen Euro-II-Zone längst abgewertet, um ihre Wirtschaft konkurrenzfähig zu erhalten. Stattdessen werden sie von Mutter Angela liebevoll, aber entschlossen erzogen und zu ständigem Sparen und Ordnungmachen ermahnt. Sie sollen gefälligst ihr Zimmer beziehungsweise ihre Wirtschaft aufräumen. Die Mutter der Christlich Demokratischen Union und Deutschlands und der Europäischen Union meint es einfach so gut mit ihnen.
Am liebsten hätte sie ihre Freundin, Mutter von sieben Kindern, zur Bundespräsidentin gemacht. Dann hätte ihr Deutschland nicht nur zwei Frauen an der Spitze gehabt, deren Männer keine Rolle spielen, sondern auch noch eine kinderreiche Familie als First Family – das ist ein schöner Mond-Traum geblieben, und bestimmt wäre alles noch gemütlicher geworden.
Dass dieser Stil auch zu ungemütlichen Nebeneffekten führen kann, erlebte sie staunend und mit großen Augen in der Atomausstiegsdebatte. Wer nicht so mondhaft veranlagt ist, kann so rasche Anpassung nur schwer nachvollziehen und unterstellt Opportunismus. Umdenken statt abdanken hat natürlich diesen Geruch, aber ein Schuft, wer Böses unterstellt. Krebs-Mond macht doch einfach nur mit – und ganz sicher ohne böse Absichten. Und wenn nun fast alle Bürgerinnen gegen die Atomkraft sind, passt sie sich eben an und ist auch dagegen und staunt mondhaft und etwas beleidigt über die bösen Unterstellungen. All die vermeintlich starken Männer, die ihren Weg säumen und auf sorgende Art von ihr beiseite oder zur Not auch nach oben geschoben wurden wie der Ersatz-Bundespräsident, zeigen eine andere Seite von Mond. Wahrscheinlich wird Mutter Angela jetzt auch noch Mutter der erneuerbaren Energien, die sie als späte und eher ungeliebte Kinder nun – in der Not – besonders eng ans mütterliche Herz drückt.
George W. Bush, der ehemalige US-Präsident, wurde wie Angela Merkel im Zeichen Krebs geboren und ist für das Mondprinzip (arche-)typisch. Als ungeratener Sohn mit unpassenden Liebschaften, Alkoholexzessen und Finanzdesastern hat er seinem Vater schließlich zeigen wollen, was in ihm steckt. Sich aus Enttäuschung dem Alkohol zu ergeben und darin alle Sorgen zu ertränken ist nicht untypisch für dieses Prinzip, das sich das Leben gern weich und gemütlich malt oder eben trinkt und ausweicht, auch wenn dabei schon viel Neptunisches hereinspielt.
»Mit Gottes Hilfe« vom Alkoholismus geheilt und »wiedergeboren«, wurde der trockene Alkoholiker George W. zu einem eifernden Politiker, der sich persönlich von Gott gemeint und berufen fühlte. Als Antwort auf journalistische Fragen, ob er seinen Vater, den Expräsidenten, um Rat frage, verwies er auf den größeren Vater und meinte wohl Gott selbst, von dem er sich beraten fühlte. Er lese täglich in der Bibel – wobei er wichtige Stellen offensichtlich überlas, etwa dass die Rache des Herrn sei.
Vor allem ging es beim zweiten Irakkrieg offenbar um eine Familienangelegenheit, die er bereinigen wollte. Hier wird der kleine Junge deutlich, der es seinem Vater nie recht machen konnte und es ihm nun so richtig zeigte. Er war von beruflichem Misserfolg zu Misserfolg geschlittert, hatte sich gedrückt, wo es ging, zum Beispiel vor einem Einsatz in Vietnam, und hatte gedemütigt erleben müssen, wie ihn sein alter Herr finanziell immer wieder herauspaukte. Nun konnte er sich endlich beweisen, und das hatte viele Vorteile für ihn und Folgen für die Welt. Der Irakkrieg, von seinem Vater im ersten Anlauf nicht zu Ende gebracht – im Gegenteil war er abgewählt worden, während Saddam Hussein immer noch im Sattel saß –, den wollte er nun wirklich gut hinbekommen und diese Schlappe und Schmach für Papa ausbügeln. Dazu (er)fand er einen Vorwand, um den Krieg neuerlich anzuzetteln, und tat das mit kindlicher Logik und Hingabe. Die kindische texanische Westernphilosophie »Wer zuerst schießt, ist der bessere Mensch« im Verein mit der zum Eifern neigenden Mentalität des trockenen Alkoholikers führte zu einem die Welt beeindruckenden Räuber-und-Gendarm-Spiel. Damit stabilisierte George W. seine Präsidentschaft, war diese doch in Gefahr geraten, denn selbst den eigenen Wählern aus dem Bibelgürtel war allmählich aufgefallen, wes Geistes Kind er war. Mit seinen Kriegen lenkte er von seinen geringen Fähigkeiten ab, sicherte sich eine zweite Wahlperiode und konnte weiter Krieg gegen das Böse in der Welt führen. Der kleine George kam nun ganz groß heraus und stand anfangs allein gegen alle. »Bist du nicht für mich, bist du gegen mich«, war die einfache Devise dieser Schwarz-Weiß-Malerei, die im Irak Hunderttausende von Menschenleben forderte und auch einige Tausend US-Amerikaner umbrachte.
Bushs Weltbild war durch und durch kindlich bis kindisch, und sicher wurde er von intelligenteren Politikern im Hintergrund benutzt. Mit staunenden Kinderaugen erlebte er am Ende seiner Präsidentschaft, wie ihn alle verließen und wie die Welt das Debakel seiner Regierungsperioden einschätzte. Beleidigt und trotzig schrieb er seine Memoiren oder ließ sie wohl schreiben und war wiederum erstaunt und beleidigt, dass sie außer ein paar Ewiggestrigen in seiner texanischen Heimat praktisch niemanden interessierten.
Krebs-Mond ist sonst kein (arche-)typisches Politikerzeichen, dazu geht er zu ungern hinaus in die Welt. Wenn er es aber tun muss wie der 16. Dalai Lama, am selben Tag wie Bush geboren, dann kann mit all der mondhaften Einfühlsamkeit und dem Gefühl für Situationen und Menschen auch wirklich Großes daraus werden. Nicht umsonst ist der Dalai Lama das weltweit beliebteste Religionsoberhaupt, und nicht untypisch überlegt er, ob er nicht durch Rücktritt und Verzicht auf die Wahl eines Nachfolgers seinem gequälten Volk am besten helfen und dienen könnte.
Verschiedene Mondgöttinnen machten ihre jeweiligen Mondmythen populär, dabei ist das Mondprinzip vor allem die Heimat der Großen Göttin, der Muttergöttin schlechthin.
Hera, die ursprünglich Große Mutter-Göttin, die noch im griechischen Pantheon die Rolle der Gottesmutter innehatte, schuf in der Vorzeit aus der Milch ihrer Brüste die Milchstraße am Himmel und damit unser Universum. Sie war in matriarchalischen Zeiten weit mächtiger als Zeus, ihr kleiner Bruder. Auf Erden war sie für Heimund Herd zuständig und damit in der weiblichen Zeit für den entscheidenden Lebensbereich, war doch Essen in diesen frühen Zeiten gleichbedeutend mit (Über-)Leben und für die längste Zeit der Menschheitsgeschichte das zentrale Thema. Das ist es eigentlich bis heute noch, nur ist die Nahrungsbeschaffung für uns nicht mehr so mühselig. Für große Teile der Weltbevölkerung wird sie aber immer unbezahlbarer und bedrohlich schwierig.
Zeus jedenfalls versuchte, Hera zu verführen, was sie als ältere Schwester ablehnte. Er wandte nun eine List an, verwandelte sich in einen Vogel, und diesen nahm sie in gutem Glauben und Vertrauen an ihren Busen. Kaum aber war er zwischen ihren Brüsten, hatte er leichtes Spiel, verwandelte sich zurück in den nämlichen männlichen Gott, verführte und entmachtete sie als Große Göttin und degradierte sie zur Nur-Ehefrau. In ihrer Würde verletzt, machte sie fortan Zeus das Leben nicht immer leicht – ein Muster, dem bis heute Millionen Beziehungen und Frauen folgen.
Anfangs in der Werbephase sind Frauen in der stärkeren und bestimmenden Rolle. Dann lassen sie sich verführen, lassen sich in gutem Vertrauen auf ihn ein und damit entmachten. Sie hoffen auf eine glückliche Zukunft, in der sie im Mittelpunkt seines Interesses und des gemeinsamen Lebens stehen und ihm – gleichsam als Dank und ihrer Bestimmung folgend – ein schönes gemütliches Nest und eine früher reichliche Kinderschar schenken. Der Rückgang der Kinderzahl, den alle modernen Wohlstandsgesellschaften beklagen, hat wohl wesentlich mit den enttäuschenden Erfahrungen der Frau mit ihrem Zeus zu tun, aber auch mit modernen Verhütungsmitteln, die der Frau die Freiheit der Kinderwahl ermöglichen. Die zahlreichen Geburten hatten auch – für die einzelne Frau – den Aspekt des Lebensgefährlichen, Auszehrenden. Sie waren sicher für das Kollektiv positiv, aber für die einzelne Frau nicht nur erstrebenswert, und so hat das individuelle das kollektive Interesse allmählich zurückgedrängt.
Tatsächlich lässt das Interesse von Zeus an Hera und ihrem gemeinsamen Glück gleich deutlich nach, kaum hat er sie erfolgreich erobert und verführt. Uralte männliche Muster, wie sie bis heute jedes Hirsch- und Löwenrudel bestimmen, treten jetzt in den Vordergrund und dominieren sein Verhalten und ihre Ehe oder Beziehung.
Eine Variante dieses Musters vom Beginn der patriarchalischen Zeit liefert das Alte Testament mit der Geschichte von Abraham und Sarah. Abraham war von Gott-Jahwe prophezeit worden, er werde Stammvater eines großen Geschlechts. Als Sarah ihm aber mit über neunzig Jahren noch keinen Nachkommen geschenkt hatte, musste sie ihm erlauben, mit einer jungen Magd zu schlafen, die ihnen beiden den ersehnten Nachwuchs schenken sollte. Die Magd Hagar war willig und gefügig und gebar ihnen Ismael. Aber Gott-Jahwe schenkte in seinem unergründlichen Ratschluss Sarah im biblischen Alter dann doch noch einen eigenen Sohn, nämlich Isaak. Jetzt forderte sie von Abraham, dieses eigene .als Erstgeborenen vorzuziehen und Hagar und Ismael zu verstoßen. Abraham gab schließlich nach, und das Verhängnis nahm seinen Lauf. Isaak begründete als Erstgeborener den Stamm der Juden, aus Ismael wurden die Ismaeliten, die späteren Araber. An diesem frühen Zerwürfnis krankt die Welt bis heute und lässt den ganzen Nahen Osten nicht zur Ruhe kommen, von Gemütlichkeit ganz zu schweigen.
Die Große Mutter-Göttin, die in Hera noch aufscheint und vom Patriarchat in den Untergrund der Schattenwelt abgeschoben wurde, hatte dort ausgiebig Zeit, ihre dunkle Seite zu kultivieren, weshalb in der griechischen Götterwelt dann auch Göttinnen wie Persephone, die Herrin des Totenreiches, und die düster-magische Hekate wichtige Rollen spielen. Sie entsprechen der dunklen Seite des Mondes, der immer im Schatten der Sonne liegt. Hekate wurde so mächtig, dass nicht einmal Zeus selbst die Auseinandersetzung mit ihr wagte. Im Griechenland der Antike gestand man diesem verdrängten weiblichen Pol wenigstens diese düsteren Rollen zu und achtete und respektierte die dunklen weiblichen Archetypen, wenn man sie schon nicht mehr liebte und verehrte. In der modernen Gesellschaft ist auch das nicht mehr der Fall. Hier muss sich die Große Mutter-Göttin andere Wege suchen, um aus dem Schattenreich heraus ihre Macht auf der Kehrseite der Gesellschaft zu entfalten. Da ihre seelischen Qualitäten immer weniger akzeptiert und geschätzt werden, erlebt sie gleichsam im Sinne von Krankheit als Symbol ein In-den-Körper-Rutschen ihrer Thematik. Wenn ihr Erfüllung nicht mehr möglich ist, dringt Fülle ins Spiel des Lebens. So kommt sie heute zurück über die gewaltigen Figuren nach dem Modell der Venus von Willendorf, die eindeutig eher Mondgöttin als Venus ist. Sie stammt aus einer Zeit, in der das Weibliche noch dominierte und sich alles um Fruchtbarkeit und Fülle der Nahrung drehte. So ist ihr großer runder Bauch Zeichen von Fruchtbarkeit im Sinne von Körper als Spiegel der Seele. Ihre gewaltigen Brüste sind Ausdruck einer unbegrenzten Fähigkeit zu nähren. Ihr aus- und einladendes Becken verrät uneingeschränkte Gebärfreudigkeit, ihr breites Gesäß steht für entsprechende weibliche Durchsetzungsfähigkeit, und ihre gewaltigen Schenkel verdeutlichen weibliche Kraft und Macht. Dass ihr Kopf so klein und gesichtslos unter einer Mütze verborgen ist, zeigt nur, wie gering die Rolle des Oberstübchens damals noch war und eingeschätzt wurde.
Demeter, die Mondgöttin der Fruchtbarkeit, macht ebenfalls einen wesentlichen Aspekt archetypisch weiblicher Reaktion auf männliche Dominanz deutlich. Als Zeus-Jupiter es zulässt, dass sein Bruder Pluto-Hades, der Gott der Unterwelt, Demeters Tochter Kore-Persephone entführt, erpresst sie ihn schlicht und einfach, bis die beiden Macho-Brüder Kore, das Samenkorn, wieder herausrücken. Durch Zeus’ Weisheit fällt dabei noch der bereits beschriebene Kompromiss für das Samenkorn und die Erde ab.
Deutlich wird die wesentliche Rolle des Mondprinzips in jenen Naturvölkern, die den Mond wichtiger nehmen als die Sonne und von entsprechenden Fruchtbarkeitsriten und Mondmythen geprägt sind, die allerdings für unsere Kultur wenig Bedeutung als Vorbilder haben.
Beim Biedermeierstil als Verkörperung des Mondprinzips ist der Name Programm. In Mode, Kleidung und Malerei vermittelt er die gemütliche Atmosphäre einer heilen kleinen Welt. Auch der Impressionismus entspricht in mancher Hinsicht dem Mondprinzip. Genauso die ruhigen Ölgemälde der niederländischen Schule, wie sie Rembrandt, der im Zeichen Krebs geboren ist, erschaffen hat. Eines seiner besonders mondhaften Werke ist zum Beispiel »Die heilige Familie«. Rubens, ebenfalls Krebs, verehrte in runden, fließenden Formen mondhafte Weiblichkeit – etwa in dem Gemälde »Die drei Grazien« – und kannte seinerzeit noch nicht die moderne Aversion gegen Cellulite, das typisch mondhafte und heute besonders von Frauen gehasste (arche-)typische Gewebe.
Unter den Schriftstellern ist Marcel Proust Vertreter des Mondprinzips, wie er (arche-)typischer nicht sein könnte, wenn man sein Horoskop betrachtet: Mit Sonne, Jupiter, Merkur und Uranus im Krebs und obendrein im vierten und damit Krebshaus, hing er – (arche-)typisch Mond – an der Vergangenheit fest. So sammelte er die von ihr verbliebenen Eindrücke und Erinnerungen in seinem monumentalen Werk Auf der Suche nach der verlorenen Zeit. In hingebungsvoller Liebe fürs Detail beschreibt er atmosphärisch dicht – und für nicht so mondhafte Wesen langweilig, denn es geschieht fast nichts – Menschen und Orte, während er sich an Gerüche und Geräusche, Ereignisse und Bilder von damals erinnert. Die Vergangenheit war ihm wie vielen vom Mondprinzip geprägten Menschen eine Quelle der Inspiration. Er wird in den wohl nicht zufällig dreizehn Bänden einer der Ausgaben seines Werkes zum großen Sammler wie so viele mondbetonte Gesinnungsgenossen, wobei die Originalausgabe »nur« sieben Bände umfasste. Die weibliche Zahl Dreizehn, die das Jahr mit seinen dreizehn Monden prägt, ist auch das Geheimnis hinter dem Mondmärchen vom Dornröschen, in dem es um den Übergang von der weiblichen Dreizehn zur männlichen Zwölf geht, die das Jahr in zwölf Monaten beschreibt.21
Hermann Hesse ließ seine Krebssonne in seinen Aquarellen fast noch deutlicher werden als in seinen Romanen und Gedichten. Aber auch in ihnen wird offenbar, wie sehr er von seiner unglücklichen Kindheit und seinen schwer gestörten Eltern gezeichnet war, was ihn zuerst in Depressionen und später immer mehr in seine Arbeit fliehen ließ. Er therapierte seine leidende Seele mit heilsamen Reisen in seine innere Seelen-Bilder-Welt, in der er schließlich auch Erlösung fand. In meinem Buch Depression – Wege aus der dunklen Nacht der Seele ist seine Lebens- und Werkgeschichte im Hinblick auf sein Hauptproblem, die lebenslange Depression, ausführlich geschildert.
Franz Kafka, ebenfalls Krebs, beschreibt in Werken wie Das Schloss eindringlich die Verlorenheit des Gefühlsmenschen angesichts von Bürokratie und einer toten, archetypisch männlichen Welt.
Antoine de Saint-Exupéry ist ein weiterer Vertreter des Mondprinzips. Seine Kindheit war einerseits wohlbehütet, aber vom Schmerz über den frühen Tod des Vaters überschattet. So hing Antoine zeitlebens mit abgöttischer Liebe an seiner Mutter. Als wäre er dem Beispiel der schon erwähnten Perle gefolgt, verwandelte er die traumatischen Erlebnisse seines Lebens zu Literatur von großer Seelentiefe und gab damit vielen Menschen Halt. Der kleine Prinz ist sein großes Geschenk an das innere Kind in uns allen; es stieg damit gleichsam zu einem Volksmärchen auf. Als Beispiel für den Archetyp des ewigen Jünglings finden wir Saint-Exupéry dann auch beim Uranusprinzip.
Jean-Jacques Rousseau wollte – für einen Krebs verständlich – »Zurück zur Natur« und wurde mit diesem Mond-Slogan weltberühmt. Ebenso typisch mondhaft ist seine Aussage: »Bevor ich denke, fühle ich.«
Elisabeth Kübler-Ross lehrte das Loslassen am Ende des Lebens, was für sie selbst als Krebs zur großen Herausforderung wurde. Zum Schluss, als sie größte Probleme bekam, ihr eigenes Leben loszulassen, konnte sie den eigenen Ansprüchen nicht gerecht werden. Doch dies tut ihrem Werk keinen Abbruch. Wie Richard Bach sagt, lehren wir am besten, was wir gerade lernen. Natürlich lerne und vertiefe auch ich gerade wieder mein Urprinzipienwissen, während ich dieses Buch schreibe. Elisabeth Kübler-Ross jedenfalls lehrte hingebungsvoll die Kunst, abzuschließen, zu Ende zu kommen, loszulassen und die unerledigten Geschäfte zu erledigen. Ein anderer Schwerpunkt ihrer Arbeit waren kranke, hilfsbedürftige Kinder und hier die allerärmsten, die schon mit Aids zur Welt kamen.
Lady Diana, von Beruf Kindergärtnerin, war mit ihrer Krebssonne und Gefühlsseite als Prinzessin der Herzen zumindest in denen der Engländer tief verankert. Mit ihren oft kindlichen Gefühlsausbrüchen erpresste sie aber nicht selten die königliche Familie und rang so um Zuwendung und Aufmerksamkeit. Ganz entgegen der Tradition am englischen Hof war sie eine liebe und fürsorgliche Mutter für ihre Söhne. In ihrem Engagement für die Ächtung von Landminen machte sie sich für die Kinder der Welt stark und nutzte dazu ihre internationalen Beziehungen. Ihr Herz für Kinder ließ sie sogar mutig sein und Präsidenten, Könige und Premiers für die gute Sache ansprechen. Als sie starb, trauerte die Welt viel mehr um sie als um Mutter Teresa, die bald darauf ging. In Australien haben Aborigines-Frauen bei ihren Männern die ersten Tränen überhaupt im Leben gesehen.
Nicht zufällig ist auch die zweite Ehefrau von Prinz Charles im mütterlichen Krebszeichen geboren. Nach eigenen Aussagen vermisste Charles in seiner Kindheit warmherzige mütterliche Geborgenheit. So schätzte er an seiner Camilla Parker-Bowles besonders ihre fürsorglichen Mondeigenschaften. Etwas unscheinbar hielt sie sich auch immer im Hintergrund, drängte nie auf die Bühne. Auch als Herzogin von Cornwall bleibt sie lieber bei Gartenarbeit, ihren Tieren, insbesondere Pferden, und ihrer Familie.
Hermann Gmeiner hatte die SOS-Kinderdorf-Idee, die die Kinderwelt auf dieser Erde wie kaum eine andere verbesserte. Er schaffte für Waisen neue Familien, stellte »Mütter« dafür ein und verschaffte diesen Betreuerinnen eine mondgerechte Arbeit und Berufung. Er gründete kleine kindgerechte Dörfer, kleine Welten, in denen Kinder im Mittelpunkt stehen – inmitten einer großen Welt, in der sie vergessen und überfordert werden und jedenfalls immer weniger zu ihrem Recht kommen. Großen Kindern gab er damit Gelegenheit, sich für die Kleinen durch Spenden an Geld und Zeit einzusetzen und auf diese Weise ihnen und der eigenen Seele zu helfen.
Ich kenne zwei Männer, denen es gelang, von den Qualen ihrer Seele gezwungen, ihr vieles Geld, das sie auf eine für die Seele inakzeptable Weise erworben hatten, über die SOS-Kinderdorf-Bewegung zu »waschen«. Sie nutzten damit eine erlöste und wundervolle Form der Geldwäsche, die sogar vom Staat anerkannt wird. So lassen sich gemachte, aber anerkannte Fehler wieder ausbügeln. Einer von beiden war mein Psychotherapiepatient, dem seine Seele den Schlaf raubte und ihn mit Angstträumen quälte, sobald er doch einmal die Augen schloss. Er hatte als Immobilienmakler beziehungsweise -spekulant mit der Umwandlung von großen Altbauwohnungen in kleine Luxuseinheiten sehr viel Geld verdient. Die Psychotherapie ergab, dass das Problem dabei die sogenannte Entmietung war, das Loswerden der alten Mieter, bei dem er, wie er sagte, »nicht sehr zimperlich« gewesen sei. Tatsächlich hatte er eine knallharte Zuckerbrot-und-Peitsche-Methode angewandt. Wer den Zucker nicht nahm, bekam brutal die Peitsche. Intellektuell war er damit ganz ausgesöhnt, denn er hatte zwar »hart an der Grenze«, aber meist noch knapp innerhalb der Legalität gearbeitet. Seine Seele aber interessierte sich nicht für solche Rationalisierungen, sie war verletzt und litt schon unter den legalen Möglichkeiten der Schikanierung, die ihm das deutsche Gesetz gegenüber Mietern erlaubte.
Schließlich ergab die Therapie, dass die tiefbetroffene Seele ihm ohne Wiedergutmachung keine Ruhe lassen würde. Als er gar keine Chance mehr sah, sein vieles Geld zu genießen, sich seine Ehefrau noch auf die Seite seiner Seele schlug und ich der Seele in jeder Sitzung Gehör verschaffte, wurde seine beziehungsweise die Lage seines Intellekts so unhaltbar, dass er sich zur Wiedergutmachung entschloss. Seine Besuche in Altenheimen ergaben aber, dass die von ihm vertriebenen alten Herrschaften längst verstorben waren, meist bald nach ihrem Auszug. Seine Seele kam in der Therapie selbst darauf, an jungen Menschen wiedergutzumachen, was er an alten verbrochen hatte, und forderte obendrein, dabei nichts für sein Ego herauszuholen, sondern anonym zu bleiben und die groß(zügig)en Spenden nicht einmal von der Steuer abzusetzen, was ihn beziehungsweise seinen Intellekt besonders ärgerte. Immerhin gewann er so seinen guten Schlaf zurück.
Als sich die Schlafstörungen erneut einstellten, kam heraus, dass er einen Teil der Spenden später doch noch abgesetzt hatte. Im Stillen hatte er gedacht, er könne dann dafür mehr spenden, was er dann aber schnell vergaß. Seine Seele vergaß es natürlich nicht, sondern forderte die Einhaltung des gegebenen Versprechens. Seine bessere Hälfte in Gestalt seiner Frau und Anima war mit dem Therapieergebnis deutlich zufriedener als er selbst. Er rechnete sich und mir vor, was ihn diese Therapie gekostet habe. Aber die günstigeren Schlafmittel auf Kassenkosten hatten es eben gar nicht gebracht. Zu lernen, auf seine Seele zu hören, zu horchen und ihr zu gehorchen, war ihn teuer zu stehen gekommen. Aber zugleich war es sein einziger Ausweg gewesen, zumal er sehr mit dem Mondprinzip verbunden war, das er nur die längste Zeit ignoriert hatte.
Eine Gesellschaft, die das Lebensprinzip Mond und seine Göttinnen beziehungsweise Archetypen so gering schätzt, wird sie auf verschiedenen Ebenen aus dem Schattenbereich heraus zu spüren bekommen. Wir futtern uns mutwillig – Frauen wie Männer – in eine Zeit von Mondfiguren hinein. Der Weg, auf dem wir uns in diese Fettsuchtfalle essen, ist vom Schatten des Mondprinzips geprägt im Sinne der Großen Göttin, weniger im Hinblick auf Genuss wie beim Stier-Venusprinzip oder dem Hang zum Überfluss des Jupiterprinzips, auch wenn diese Prinzipien natürlich mit hineinspielen und das Problem erheblich verstärken.
Wir leben Erfüllung bevorzugt in der Überfülle archetypisch weiblichen Fleisches, das auch bei Männern Busen formt und schwangere Bäuche, mächtige Elefantenhintern und dicke Schenkel, so dass die männliche Körperlichkeit des Gliedes immer mehr in den Hintergrund und bei vielen schon in Vergessenheit gerät. Nicht wenige Männer können ihren kleinen Mann längst nicht mehr sehen, weil er sich unter einer archetypisch weiblichen Fettschürze verbirgt und gemessen an den hohen Fleischbergen der Umgebung wirklich kindlich erscheint.
Da außerdem das Kind(liche) zusammen mit dem Weiblichen der Verdrängung zum Opfer fällt und die inneren Kinder vernachlässigt werden, muss uns auch Kindliches über den Schatten begegnen. Zudem kommen die wenigen noch geborenen Kinder in einer archetypisch männlichen Welt zu kurz, in der nur noch Werte wie Beruf, Karriere und wirtschaftlicher Erfolg zählen. Den entsprechenden Schatten erleben wir in einer Kinder-Gesellschaft, in der an den Schalthebeln der Macht Jungen sitzen, die mit ganzen Gesellschaften Monopoly spielen. In einer Zeit aber, die Kindern alle Rituale des Erwachsenwerdens erspart, sind erwachsene, verantwortungsbewusste Menschen Mangelware. Folglich erleben wir Top-Manager und Spitzenunternehmer bei kindischen Spielen und Pubertätsersatzritualen »trainieren«, sehen männliche Kindersoldaten mit einem abgeschlagenen Kopf Fußball spielen und hören von Massenvergewaltigungen in Kriegen wie jenem auf dem Balkan. Ein wirklich erwachsener Mann wird auch nicht eine einzige Frau vergewaltigen, warum sollte er, erlebt er doch aufgrund der Knappheit seiner Art Schlangenbildungen vor seiner Tür. Wer aber ein Dutzend Frauen hintereinander vergewaltigt, ist auf der verzweifelten Suche nach so etwas wie Männlichkeit und wird auf diese brutale Art natürlich nicht fündig. Er ist ein »armes Schwein«, ein brutaler Junge, der in brutalen Böse-Buben-Streichen Männlichkeit sucht und nicht finden kann. Dass Frauen als wundervollster Ausdruck des weiblichen Pols und des Mondprinzips dabei heute weltweit niedergemacht werden, sind wir fast schon gewohnt nach dem Motto: »Woman is the Nigger of the World.«
Verglichen damit möchte man meinen, die moderne Seuche des Fast Food oder Kinderessens sei noch harmlos, was im Vergleich auch stimmt. Aber auch hier droht eine Riesengefahr mit der Lawine an Folgekrankheiten und Kosten aus kollektiver Fehlernährung. In bunten, geschmacklos beziehungsweise kindergerecht aufgemachten Restaurants, wo sich nichts mehr restaurieren, geschweige denn regenerieren lässt, wird Kindergeburtstagsessen im Schnellverfahren geboten und keinesfalls serviert. Kinder haben keine Lust, lange herumzusitzen und auf das Essen zu warten, sie holen es sich lieber selbst. Sie brauchen auch keinen schön gedeckten Tisch oder gemütliche Sitzecken; das alles nervt sie nur. Sie essen am liebsten im Stehen, ohne Gräten und Knochen; selbst der Pudding sollte ohne Klümpchen sein. Genau das bieten die Schnell-Futter-Plätze, die wir fälschlich Fast-Food-Restaurants nennen. Klümpchen und Gräten symbolisieren Probleme, und all das mögen Kinder nicht. So bekommen sie hier eine Art vorgekauten Fisch- oder Fleischbrei, zwischen hochelastisches Weichbrot ohne Biss gepackt.
Den ganz Kleinen haben Mütter archaischer Gesellschaften vorgekaut. Im Fast-Food-Ess-Tempel der Moderne ist die Pampe strukturlos homogenisiert, Kinderessen für alle. Aufklärung darüber, wie ungesund diese Breinahrung ist und wie kindisch und lächerlich, nutzt aber nichts, solange der verdrängte Archetyp des Kindes vergeblich nach Anerkennung schreit. Der einzige und hier empfohlene Weg besteht darin, erlöste andere Ebenen des Kindlichen wiederzubeleben.
Wie schlecht es dem Kindlichen, den Kindern und dem Lebensprinzip Mond geht, zeigen auch die Missbrauchsskandale in vor allem katholischen Erziehungsinstitutionen. Im Zentrum offen patriarchalischen Denkens, wo das Weibliche noch als teuflisch gilt und Demokratie Schaudern auslöst, wo alte Männer uneingeschränkt herrschen und das Patriarchat über alles stellen, wurden kleine Jungen systematisch und über Jahrzehnte sexuell missbraucht. Diese Verbrechen gegen das Kind wurden systematisch vertuscht. Die Hierarchie der katholischen Kirche ist auf dieser Welt der Gegenpol zu Mond. Gerade ihr aber hat der Druck der weiblichen Basis – und damit sind sowohl Frauen als auch Männer gemeint – Maria, die Mutter Gottes, aufs Auge gedrückt, so dass sie – allerdings erst sehr spät – für heilig erklärt und in den Himmel aufgenommen werden musste.
Der Missbrauch von Kindern ging und geht aber weit über die katholische Kirche hinaus. Der Gros des Missbrauchs geschieht in den Familien, die so heil(ig) gar nicht sind und es wohl nie waren. Ein noch viel größerer Missbrauchsbereich ist der des inneren Kindes in jedem von uns. In unserer Hochleistungs- und Hochdruckgesellschaft bleibt es in Männern wie Frauen regelmäßig auf der Strecke. Wer aber zeitlebens keine Anstalten macht, das Kind in sich leben zu lassen, läuft Gefahr, auf der körperlichen Kehrseite des christlichen Satzes »So ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder…« zu landen. Die häufigste körperliche Form des »Werdens-wie-die-Kinder« heißt heute Morbus Alzheimer.
Um Kinder fit für unsere Leistungsgesellschaft zu machen, beginnt vielerorts das Training schon im Mutterleib. Ist das pränatale Hören von Musik noch durchaus angenehm und entwicklungsfördernd für das Kind, wird es aber bedenklich, wenn schon das Ungeborene mit Sprachkursen und Mathematiklehrgängen berieselt wird. In Teilen Chinas und Japans dauert der schulische Arbeitstag für Kinder nicht selten sechzehn Stunden. Für das Kindsein bleibt dafür keine Zeit.
Da wir kaum noch Kinder bekommen, werden die wenigen meist zu Einzelkindern und gnadenlos verzogen. Sie bekommen Rechte, die ihnen nicht zukommen und auch nicht bekommen. In Deutschland benoten sie inzwischen ihre Lehrer; in den USA können sie schon klagen, etwa gegen ihre Eltern. Wählen dürfen sie teilweise schon mit sechzehn. Als volljährig gelten sie jedenfalls mit achtzehn, obwohl sie – körperlich frühreif – seelisch immer mehr zurückbleiben und die Jungen fast gar nicht mehr erwachsen werden. So werden Kinder zu Ehepartnern und dann zu Eltern. Die Eheleute suchen nicht selten im Partner eine Mutter oder einen Vater, also endlich richtige Eltern, und werden notgedrungen neuerlich enttäuscht.
Ein weiteres gravierendes Problem für junge Familien ist das Erwachsenwerden von Frauen durch Schwangerschaft und Geburt, das oft die Ehe sprengt. Denn er kann zwar mit (s)einem Mädchen, aber nicht mit einer Frau. Hier ergibt sich eine Kette von Missverständnissen, die in Scheidung enden, und daraus folgend alleinerziehende Mütter mit Kindern, denen die andere Hälfte, das Yang, im Lebensspiel fehlt. Zwar versucht sie beim nächsten (Mal) eine bessere Wahl zu treffen, aber der neue Mann bringt jedenfalls als Vater keine Lösung, sondern bestenfalls guten Ersatz. Da aber das urprinzipielle Problem in der Tiefe unerkannt bleibt, finden sich kaum gute Lösungen im Sinne von Kind, Frau, Familie und folglich Mond.
Ein weiteres kleineres Problem, wenn »Kinder« Kinder bekommen, ist die Regression bei Ankunft des Babys. Wenn Eltern in nicht bewältigte Kinderrollen zurückfallen und sich vor lauter Begeisterung über die neue Chance nur in Babysprache unterhalten, ist das ein schlechter Lernanreiz und ungünstiger Rahmen für das Kind, das ja wachsen und aus dieser Phase herauswill. Eltern, die in ihrer »Affenliebe« selbst wieder zu Kindern werden, holen so einiges nach, halten das Kind aber über Gebühr fest und bringen es auf falsche Spuren. Nicht selten kauft dann ein Vater (sich) eine elektrische Eisenbahn, obwohl sein Sohn viel lieber die Star-Wars-Ausrüstung hätte. Kinder leiden unter solch kindischen Eltern.
Bis zu einem gewissen Grad – und vor allem wenn es bewusst geschieht – bietet sich hier aber auch eine legitime Chance des Nachholens. Falls eine Legasthenikerin und Mama nun endlich zu ausgiebigem Krabbeln kommt, schadet das ihrem Kind nicht, sofern sie ihm trotzdem seine Aufstehversuche lässt. Tatsächlich hat sich gezeigt, dass sich Legasthenie durch nachgeholte Krabbelübungen bessern lässt. Wenn Eltern(teile) begeistert mit ihrem Kind und mit sich spielen, haben beide Seiten etwas davon.
Viele moderne Industriegesellschaften wie die deutsche, aber stärker noch die griechische oder italienische, verurteilen sich durch die geringe Kinderzahl zu einem absehbaren Versorgungs-und Existenzdilemma. Solange aber die Gründe für das systematische Scheitern – fast achtzig Prozent der heute geschlossenen Ehen misslingen – im urprinzipiellen Dunkel bleiben, werden verunsicherte junge Leute sich immer weniger auf einen Weg trauen, der so sicher ins Chaos und nicht selten auch ins Elend führt.
Die moderne Mondproblematik spiegelt sich wider einerseits in Abtreibungsorgien – ohne diese hätten wir genug Nachwuchs, um unsere Sozialsysteme zu erhalten –, andererseits in Overprotection-Syndromen an Einzelkindern. Diesem Archetyp begegnen wir in Gestalt von Herzeloide, Parzivals Mutter (die beim Sonnenprinzip ausführlich Erwähnung findet). In der Nymphe Thetis treffen wir ihn wieder und in Achill, ihrem Sohn, einem mondhaften Helden. Thetis will ihrem Sohn Achill alles Leid ersparen und kleidet ihn deshalb in Mädchenkleider, wie es auch Herzeloide tut. Vor allem aber taucht sie ihn in den Fluss Styx, dessen Wasser unverwundbar und unsterblich macht. Dabei hält sie ihn an der Ferse, so dass diese als Achillesferse und Schwachpunkt verletzlich bleibt und Achill in Troja zum Verhängnis wird.
Die über alles geliebten Opfer von Überbehütung, denen moderne Eltern wie ihre Vorgänger in der Antike versuchen, das Leben vom Hals zu halten, werden meist mit Spielzeug überschüttet, weil wohl oft auch die Zeit fehlt, mit ihnen zu spielen. Die mondfeindliche Gesellschaft ertrinkt kompensatorisch in Spielzeug. Kinder, die schon so früh Bedürfnisbefriedigung durch Konsum lernen, können das beibehalten und auch später darauf warten, versorgt und bespielt zu werden. Antriebslos und selbstbezogen werden sie zu Couch-Potatoes, die mit sich selbst nichts anfangen können und wollen und folglich gar nicht erst anfangen mit ihrem Leben. Die daraus folgende Null-Bock-Generation wird jedenfalls keine Probleme lösen, nicht einmal die eigenen, geschweige denn unsere.
Die Emanzipation der Frauen folgt eher männlichen Wegen statt weiblich-mondhaften, weshalb Frauen, die den Aufstieg mittels Karriere geschafft haben, oft auch wie Karikaturen schlimmsten Männergebarens erscheinen. Neue Weiblichkeit wäre dagegen ein Trend in Richtung Mondprinzip. Wenn sich Frauen zusammentun, in eigenen Wohn- und Lebensgemeinschaften, die Natur wieder mehr in den Mittelpunkt rücken und ihrer eigenen Natur zu entsprechen versuchen, kommt das Mondprinzip zum Tragen. Manche gehen so weit, künstliches Licht auszuschalten, um wieder in einen gemeinsamen Rhythmus zu finden und zusammen zu menstruieren. Das mag übertrieben erscheinen, aber in alten matriarchalischen Zeiten – bevor jemand das Feuer in die Höhle brachte – lebten die Frauen im selben Rhythmus und gleichsam in derselben Periode. Neumond war das Fest des Blutopfers, und wer eine Ahnung von Resonanz hat, wird erkennen, welch ungeheure Kraft entsteht, wenn die Hälfte der Menschheit im selben Rhythmus schwingt. Das Resonanz- oder Spiegelgesetz zeichnet sich hier schon als eine ganz entscheidende Lösungsmöglichkeit für unsere heutigen Probleme mit Mond und der Welt ab.
Die weibliche Brust mit ihren weichen, runden und sanften Formen ist archetypischer Mond als jede andere Region, die Höhlen eingeschlossen. Selbst wenn sie mit der Zeit der Schwerkraft folgt, bleibt die Form fließend und gilt in weniger mondfeindlichen Kulturen als gelebte Brust, die gestillt und Kinder genährt hat, als noch schöner. Der Busen dazwischen ist wie der Meerbusen ebenfalls ein durch und durch mondhafter Bereich. In der Mode werden die Brüste natürlich auch in diesem anmachenden Sinne gezeigt beziehungsweise geschickt verhüllt. Hier steht ihr venusischer Anteil im Vordergrund. Mond meint dagegen Stillen und Nähren. Die linke Brust entspricht noch mehr dem Mondprinzip und damit dem Thema Mutter, während die rechte mehr zu Venus und dem Thema Partnerschaft gehört. Auf der Textilebene ist dieser Unterschied jeder Frau völlig klar, und niemals wird sie hier Urprinzipienfehler machen und zum Rendezvous einen Still-BH oder zum Stillen Dessous tragen.
An der extremen Häufung von Brustkrebs, in unserer Gesellschaft der häufigste Krebs beim weiblichen Geschlecht überhaupt, zeigt sich, wie schlecht es um die Anerkennung, Achtung und Verwirklichung sowohl von Mond- als auch Venusprinzip steht. Die Einlösung würde offensiven Mut (Marsprinzip), umfassendes Wachstum (Jupiterprinzip) und radikalen, an die Wurzeln gehenden Wandel (Plutoprinzip) auf dem Feld der beiden Archetypen Mond und Venus verlangen.
Als Höhlen gehören auch alle Hohlorgane zu diesem Lebensprinzip und besonders die weiblichsten wie die Gebärmutter als klassisches Rhythmusorgan, aber auch der Magen. Die Eierstöcke, die als Hormonspender hinter dem Rhythmus stecken, sind ebenso Ausdruck des Mondprinzips und konsequenterweise auch alle Probleme mit der Periode.
Eine weitere wichtige Mondregion im Körperland ist der Magen. Er nimmt auf, was immer wir essen oder in uns hineinfressen. Damit ist er auch das Auffangbecken geschluckter Emotionen, die, kaum hatten sie sich aus dem Herzen befreit, gleich wieder hinuntergewürgt wurden. Mondbetonte, leicht verletzliche und überempfindliche Menschen, die sich schüchtern zurückhalten, schnell etwas schlucken und dann gereizt sind, neigen folglich zu Magenschleimhautreizungen, die in -entzündungen und Magengeschwüre (Ulzera) ausufern können. Bei Magengeschwüren frisst sich der Ärger oder die Emotion in die Tiefe, wodurch es zu Kratern und schließlich zum gefährlichen Magendurchbruch kommen kann. Zuvor können Geschwüre bluten und so andeuten, wie die Lebensenergie an diesem autoaggressiven Problem verloren geht. Natürlich spielt hier mit der Säure und dem Durchbruch durch die Magenwand auch das Marsprinzip herein, das sich in einer Mondlandschaft austobt. Jetzt vertragen die Patienten kaum noch Essen – gewürzte, salzige Speisen würden tatsächlich Salz in die Wunden bringen und heftige Schmerzen auslösen. Die Schulmedizin verordnet in dieser Situation Schonkost, bei der alles durchpassiert und zu Brei geworden ist und letztlich wieder auf Babykost hinausläuft. Die eigentliche Aufgabe der Patienten im Sinne von Krankheit als Symbol besteht aber darin, aus dem Nest der Kindheit auszubrechen und überhaupt den Durchbruch zu wagen, die Herkunftsfamilie gedanklich und emotional zu verlassen und das eigene Leben außen zu finden. Die Verwöhnungssituation gilt es zu beenden, Lebensenergie in diesen Bereich zu schicken und von der Vergangenheit unabhängig zu werden. Gerade das aber ist für mondbestimmte Menschen sehr schwer, wie wir bei Marcel Proust sehen, der sein Leben lang lieber Erinnerungen sammelte, pflegte und hegte und zu Weltliteratur machte, statt die Gegenwart wertzuschätzen. Aus der Vergangenheit zu leben ist die Gefahr und mit dieser fertigzuwerden die Chance. Die unerledigten Geschäfte im Sinne von Elisabeth Kübler-Ross sind zu erledigen und so hinter sich zu lassen.
In der Vergangenheit ist eine bestimmte Berufsgruppe typischerweise besonders häufig von Magengeschwüren und überhaupt der Verkörperung von seelischen Problemen betroffen gewesen: die sogenannten Werkmeister, Facharbeiter, die sich durch besondere Leistung oder Fleiß ausgezeichnet hatten und vom Betrieb ohne entsprechende Ausbildung zu Meistern befördert wurden. Sie wurden wie Meister bezahlt und behandelt, aber natürlich nur in dieser Firma, was sie automatisch sehr von ihr abhängig machte. Sie saßen nun leicht zwischen allen Stühlen, gehörten nicht mehr zu den Arbeitern, aber auch noch nicht zu den Krawattenträgern. Das ist eine Situation, in der viele zum Schlucken neigen und psychosomatisch krank werden. Auch in anderen vergleichbaren Situationen lautet im Krankheitsfall der Rat, sich aus der Abhängigkeit zu lösen, also etwa die Meisterschule zu absolvieren und nach oben durchzustarten oder sich sehr bewusst wieder zurück ins gemeinsame Nest der Arbeiter fallen zu lassen, wo die Fronten noch klar sind und nicht durch den eigenen Bauch und Magen laufen.
Auch die (arche-)typische Konstitution mit niedrigem Blutdruck, dem sogenannten schwachen, eigentlich aber nur weiblichen Bindegewebe, einer Tendenz zu Krampfadern und Ödemen schon nach längerem Stehen, gehört zum Mondprinzip. Die Seelenenergie, symbolisiert im Wasser, neigt zum Stau, und die Aufgabe besteht darin, sich das Seelische engagierter zu Herzen zu nehmen, sich darauf einzulassen und es so auch wieder in sanften Fluss zu bringen. Es ist angesagt, seine Seelenenergie aus vollem Herzen auszugeben, ohne in jedem Moment auf den Rückfluss zu schauen, der sich mit der Zeit von ganz allein einstellen wird.
Das Gehirn ist durch seinen Windungen von merkurialer Signatur, als Großhirn dem Jupiterprinzip unterstellt, von seiner weichen, glibberigen, wasserreichen Konsistenz aber zum Mondprinzip zu rechnen. Außerdem ist es unglaublich aufnahmefähig für Eindrücke und Empfindungen und wirkt manchmal wie ein Schwamm, vor allem in der Kindheit und Mondzeit.
Auch das Lymphsystem ist – abgesehen von der marsischen Aufgabe der Lymphozyten und Lymphknoten – zum Mondprinzip zu rechnen. Das zentrale Lymphgefäß, der sogenannte Brustmilchgang, macht es schon vom Namen her deutlich. Er lenkt den milchig-trüben Lymphstrom, der das Ergebnis der Nahrungsaufnahme befördert, in das Blutsystem. Der sanfte Lymphfluss wird am besten auch auf sanfte Art wie bei der Lymphdrainage nach Dr. Vodder unterstützt.
Die weichen Bandscheiben zwischen den harten Wirbeln gehören von ihrer Konsistenz zu Mond, von der Funktion spielt Merkur mit herein. Wie bei der Perlenkette der Harmonia (die für das ausgleichende Prinzip von Waage-Venus typisch ist) mit ihren abwechselnd weißen und schwarzen Perlen folgt auch bei unserer Wirbelsäule ein steter Wechsel von einem Pol zu anderen. Als weiche Puffer zwischen zwei harten Wirbelkörpern bekommen die Bandscheiben einiges ab und werden nicht selten zerquetscht, ein Ereignis, das wir Bandscheibenvorfall nennen. Insofern ist es sogar der Prototyp des Vorfalls.
Am Beispiel des Bandscheibenvorfalls können wir den typischen Umgang der Schulmedizin mit dem weiblichen Pol durchschauen. Hier wird die Opferrolle den archetypisch weiblichen Bandscheiben zugeschoben. Man schneidet bei der Operation eines Bandscheibenvorfalls diese zerquetschten, überstehenden Bandscheibenreste einfach weg. Dieses Schicksal haben sie mit einer unter ihrer Steinlast (Saturn) leidenden Gallenblase gemein.
Wenn archetypisch Weibliches anfängt, Ärger zu machen, läuft der erste Gedanke des männlichen Pols meist darauf hinaus, es wegzuschneiden und zu entsorgen. Falls es sich »nur« um archetypisch Weibliches handelt, lohnt das Reparieren nicht einmal gedanklich. Im Rahmen ihrer absurden Krebsprophylaxe durch komplettes chirurgisches Entfernen kommen auch ausschließlich bei Frauen vorkommende Organe leicht und rasch unters Messer wie Gebärmutter, Eierstöcke und Brüste. Wer käme auch nur auf die Idee, die viel leichter zugänglichen Hoden oder das im Alter kaum noch gebrauchte männliche Glied wegzuschneiden? Wenn ein Organ auch bei Männern vorkommt, wird man nicht annähernd so locker, rasch und marsisch zum Messer greifen.
Was archetypisch beim Mondprinzip beheimatet ist, zum Beispiel die Frau und das Kind, hat in der Schulmedizin eher schlechte Karten. Auch Mägen wurden die längste Zeit zu einem oder zwei Dritteln weggeschnitten, als hätten sie gar keine Funktion. Die Lymphknoten werden bei Brustkrebs eben mal mit aus der Achselhöhle entfernt, und anschließend staunt man über gewaltige Lymphschwellungen. Kinder werden zu Beginn der Schwangerschaft inzwischen ganz technisch abgesaugt oder ausgeräumt, nachdem man sie zuvor und bei vollem Bewusstsein mit sogenannten scharfen Löffeln zerlegt hat.
Wie wenig Beachtung besonders Frauen in der (Schul-)Medizin bekommen, zeigt nicht zuletzt die Beschriftung fast jedes der an die hunderttausend Pharmaka. Auf den Medikamentenschachteln steht jeweils die Dosierung: Erwachsene dreimal täglich eine, Kinder die Hälfte. Das aber bedeutet, dass Frauen dieselbe Dosierung wie ein 180 cm großer, 80 kg schwerer Durchschnittsmann erhalten. Jede Frau, die dieses Körpermaß nicht erreicht, wird seit Jahrzehnten mutwillig überdosiert und eben nicht beachtet und gewürdigt.
Eine Patientengeschichte mag die Verbindung von Mond und Menstruation verdeutlichen. Eine Unternehmerin, die regelmäßig in meine Fastenkurse kam, drohte uns beiden schon bei der Eingangsuntersuchung ihr PMS an, das eine wirkliche Katastrophe sei, und dabei habe sie sich so auf die strenge (saturnine) Zen-Struktur gefreut. Ich riet ihr, an den zwei schlimmsten Tagen einfach im Bett zu bleiben, mit zwei Wärmflaschen, einer für den Unterleib und einer für die Füße, im Liegen zu meditieren und auszuruhen. Auf diese Weise – versprach ich ihr – werde das ganz harmlos ablaufen, wie ich von vielen anderen Frauen, die diesem Rat gefolgt waren, wusste. Sobald eine Frau nämlich der uralten Forderung der Großen Mutter-Göttin nach zwei bis drei Ruhetagen im Monat entspricht und sich einfach in Ruhe, Meditation oder Gebet zurückzieht – und sich sonst nur noch um sich und ihre Regeneration kümmert –, hören mit dem Stress auch Missstimmungen und sogar Unterleibskrämpfe und -schmerzen auf. So war es dann auch bei ihr, und nach zwei Tagen erschien sie erholt und guter Dinge im Übungsraum zum Za-Zen.
Völlig verblüfft von diesem Effekt, wandte sie dieses Vorgehen auch zu Hause an, und siehe da, es funktionierte hier genauso. Sie war regeneriert und guter Stimmung statt gestresst und gepeinigt. So empfahl sie es auch einigen Mitarbeiterinnen, bei denen sie um ähnliche Probleme wusste. Es ergab stets die gleichen guten Effekte, vorausgesetzt, die Frau schaffte sich vorher wirklich alles, inklusive Kinder und großes (männliches) Kind, vom Hals. Das hatte den zusätzlichen Vorteil, dass alle sehr froh waren, wenn sie nach zwei oder drei Tagen wieder auferstand und für alle da war.
Die Unternehmerin war bald so überzeugt, dass sie den Frauen in der Firma, die ein knappes Viertel der Belegschaft ausmachten, diese Methode mit zwei freien Tagen im Monat anbot, allerdings unter der Bedingung strikter Einhaltung der Bettruhe. Ihre Sorge, dass sich dieser Arbeitsausfall von doch vierundzwanzig zusätzlichen Urlaubstagen schlecht auf das Geschäftsergebnis auswirken könnte, bewahrheitete sich keineswegs, im Gegenteil. Mit der Zeit ergaben sich andere eigenartige Effekte, die sie mir jeweils beim Fasten berichtete. Bei immer mehr Mitarbeiterinnen fielen die Tage auf das Wochenende, und bei auffällig vielen auf dasselbe. Mit der Zeit verstärkte sich dieser Eindruck, die Mehrheit der Frauen menstruierte am selben Wochenende, und Frauen machten nun Karriere in der Firma. Als sie diesen Effekt bemerkte, schrieb sie ihn nicht diesem Thema zu, aber allmählich wurde unübersehbar, wie sich eine größere Solidarität unter den Frauen ergab, die besser zusammenarbeiteten. Mir schwante, dass sich durch das Schwingen im Rhythmus derselben Periode in diesem umschriebenen Bereich das alte weibliche Feld wieder aufbaute.
Nachdem ich ihr von dieser Vermutung berichtet hatte, regte es sie dazu an, bei der Neueinstellung Frauen zu bevorzugen. Einige von ihnen stiegen auffällig schnell in das Feld ein und sprachen es auch selbst überrascht an. Weitere erstaunliche Veränderungen ergaben sich nun leicht wie die Einhaltung einer gemeinsamen Mittagspause zum wirklichen Aus-Ruhen, ein Umschwung von Fleischorgien auf Gemüsefeste beim Essen und schließlich sogar gemeinsame Meditationswochenenden vieler Frauen.
Obwohl derlei immer allen offenstand, waren es vor allem die Frauen, die das Feld trugen. Bald machten sie nicht mehr nur einfache Arbeiten, sondern stiegen deutlich in der Hierarchie auf und stellten bald die Hälfte der Belegschaft. Vor allem aber unterstützten sie sich gegenseitig in ungewohnter Weise. Frausein wurde in der Firma zum deutlichen Vorteil. Alles hatte mit dem Geschenk von zwei Tagen zusätzlicher Ruhe im Monat begonnen, die bald in ein gemeinsames Feld führten.
Durch die Berichte bekam ich selbst ein Gefühl dafür, was Felder in kurzer Zeit zu leisten in der Lage sind, wenn man das Gesetz der Resonanz beachtet und etwas von Ritualen und Symbolen versteht. Die Unternehmerin hatte diese Themen schon lange in meinen Seminaren mehr als Hobby studiert und war zuvor gar nicht auf die Idee gekommen, sie zum eigenen Nutzen in dieser Weise in ihr Arbeitsfeld einfließen zu lassen.
Wir haben aus der Verhaltensforschung erfahren, wie wichtig die Prägung des Anfangs ist. Die weiche, empfindsame und einprägsame Situation am Anfang des Lebens ist so wesentlich prägend für alles Spätere. Das gibt dem Mondprinzip eine Sonderstellung unter den Lebensprinzipien.
Wer das Schicksalsgesetz kennt, dass der Anfang schon alles enthält, weiß, wie wichtig die Empfängnis ist, die zu Mond gehört. Aus diesem Grund wird sie in jeder Reinkarnationstherapie genau betrachtet. Auch die Schwangerschaft bekommt heute in ihrer Bedeutung immer mehr Anerkennung. Wir erleben an krassen Fehlern wie etwa Rauchen, wie wichtig Verhalten und Ernährung von Schwangeren ist. Von den archaischen, fälschlich als primitiv eingeschätzten Völkern könnten wir lernen, welch große Bedeutung auch den Gefühlen und Emotionen während dieser frühen Zeit zukommt. Daran lassen die Erfahrungen der Reinkarnationstherapie keinen Zweifel.
Die Geburt stellt schließlich die Weichen für das Leben in der Welt der Gegensätze und ist als einzige Phase in dieser frühen Zeit und als Kopfsprung ins Leben mit Mars verbunden. Sonst ist von der Empfängnis bis zum ersten Schuljahr Mondzeit, in der die Weichen gestellt werden. Heute wissen wir etwa, dass gestillte Kinder das ganze Leben von denjenigen unterschieden werden können, denen diese Vorzugsnahrung am Anfang verweigert wurde. Selbst noch die Kinder gestillter Mütter unterscheiden sich positiv von denen ungestillter.
Mit dem Mondprinzip verbunden ist Eva als Name der ersten Frau, der Lebensquelle und Stammmutter bedeutet. Eva gebar zwei Söhne, von denen einer den anderen erschlug. Anschließend musste sie mit dem Brudermörder Kain weiterhin zusammenleben und auskommen. Kein leichtes Los und Omen also. Margareta, die »Perle«, ist ebenso dem Mondprinzip zuzuordnen wie Alba, die »Reine« (wie ein Kind) und »Weiße« oder Amanda, die »zu lieben ist«.
Von den Schicksalsgesetzen sind zwei unter Mond einzuordnen, was zeigen könnte, wie wichtig dieses Lebensprinzip ist: erstens das Gesetz, dass im Anfang alles liegt wie in der Knospe die Blüte, stellt die Empfängnis schon wesentliche Weichen wie später auch Schwangerschaft und Kindheit. Hermann Hesse konnte es als Krebs noch mondhafter fassen, wenn er sagte: »Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.« Zweitens gehört das Gesetz der Resonanz zu Mond und damit das nach dem Polaritätsgesetz (das wir bei Pluto konfrontieren müssen) wichtigste überhaupt. Diese beiden Gesetze – das des Anfangs und das der Resonanz – sollten uns als Grundlage der Auseinandersetzung mit dem Mondprinzip in Fleisch und Blut übergehen.22
Niemand kann besser in Resonanz gehen als Krebs-Mond, der sich anpasst und so gern mitmacht. Der Name Spiegelgesetz macht die Nähe zu Mond noch deutlicher. Im Gehirn haben wir sogenannte Spiegelneuronen, die darauf spezialisiert sind, in Resonanz zu gehen; sie lassen uns mit anderen Wesen und Situationen mitschwingen und -fühlen. Hier liegt wahrscheinlich auch der Hauptgrund, warum das Spiegelgesetz »Wie oben, so unten« solch einen Erfolg in der spirituellen Szene hat. Diese besteht noch immer fast ausschließlich aus Frauen, und sie nehmen Mondhaftes gern an, wie die Schwemme der Mondbücher und -kalender zeigt. Während das zu Pluto gehörende noch wichtigere Polaritätsgesetz ungleich schwerer Akzeptanz findet.
Natürlich ist es unter dem Mondprinzip generell wichtig, Bezogenheit zu lernen und sich um Kinder zu kümmern, vor allem auch um das eigene innere Kind. Aber nichts wird das Thema so bearbeiten und möglicherweise erlösen wie die Sorge für ein ganz konkretes Kind. Dies könnte auch in sehr verantwortlicher Weise über große Entfernungen und mit überschaubarem zeitlichem und materiellem Einsatz geschehen, zum Beispiel durch die Übernahme einer Patenschaft.23 Es kann ein Schritt zum Mondprinzip sein, der wirklich konkret auf verschiedenen Ebenen hilft.
Zusammenfassend gesagt ist beim Mondthema wichtig, das alte Nest zu verlassen und das eigene zu gründen, indem man zur eigenen seelischen Identität und Geborgenheit findet.
1. Im Einzelnen heißt das auf der untersten der sieben Entwicklungsstufen, Rührseligkeit und Sentimentalität in echtes Mitgefühl und Barmherzigkeit zu wandeln, wie es das lateinische misericordia meint. Erpressung durch die selbstgewählte Opferrolle, die fast automatisch alle anderen zu Schuldigen und Tätern macht, ist zu durchschauen und lässt sich schon dadurch beenden. Ebenso uneingestandene Machtentfaltung durch Stimmungsmanipulation. Wer sein Schmollen, Quengeln, Nörgeln, Mäkeln und Beleidigtsein als solches erkennt, sucht sich automatisch andere entwickeltere Wege der Durchsetzung. So lässt sich auch die Flucht in Krankheitsbilder wie Depressionen durch Bewusstwerdung schon im Ansatz verhindern. Einmal durchschauter Krankheitsgewinn wandelt sich im Sinne des Auffindens der Lebensaufgabe wie in Krankheit als Symbol beschrieben. Abhängigkeit bis zu Hörigkeit kann im erotisch-sexuellen mit sinnlichem Genuss gespielt und damit aber auch zunehmend erledigt werden. Hilflosigkeit ist am besten zu überwinden, indem man lernt, Hilfe anzunehmen und sich bewusst helfen zu lassen. Mütter können lernen, die Mutterliebe so weit zu entwickeln, mit ihren Kindern das Allerliebste loszulassen. Das wird umso leichter, je mehr Eigenes sich die Mütter gönnen. Anpassung könnte ihre Erlösung finden in jener an die Natur und die Schicksalsgesetze, statt sich diktatorisch fordernden Menschen anzuschließen. Spießertum und Biederkeit wollen in Einfachheit und Bescheidenheit gewandelt werden, Phlegma fordert zu echter Ruhe und Beschaulichkeit auf.
2. Auf der zweiten Ebene lässt sich rückgratloses Mitmachen und charakterloses Sich-Verbiegen(-Lassen) durch Entwicklung der eigenen seelischen Identität auffangen und wandeln. Wer seinen eigenen Weg der Liebe und Fürsorge findet, macht automatisch nicht mehr überall mit. Selbstmitleid will zu echtem Mitgefühl werden, Launenhaftigkeit sich in ein Gefühl für Rhythmus wandeln. Projektionen können durchschaut und zur Erkenntnis des Schattenprinzips anleiten. Zaghaftigkeit und mangelnde Entschlusskraft führen zu sinnvoller Vorsicht und verantwortlichen bewussten Entscheidungen. Abhängigkeit kann als jene grundsätzliche Situation des »Dein Wille geschehe« erkannt und damit schon verwandelt werden. Ein von Gott oder der Einheit bestimmtes Leben wird automatisch frei von Fremdbestimmung. Gefühlsduselei will zu echtem Gefühl werden. Sobald durchschaut wird, dass beständiges Auf-die-Tränendrüsen-Drücken nur ein Mittel zum Zweck ist, kann sich echter Gefühlsfluss einstellen.
3. Emotionale Bedürftigkeit, Sentimentalität und Weinerlichkeit weisen den Weg zu einem gefühlvollen Leben, das eigene und fremde Bedürfnisse wahr- und wichtig nimmt, dabei aber eigene Wege der Befriedigung sucht und findet. Schwammigkeit kann in bewusste Aufnahmefähigkeit verwandelt werden. Wer erkennt, dass Beleidigtsein und Nachtragen nur das (eigene) Leben belasten, lässt sie gern los. Regressionen in die Kindrolle lassen die Thematik des inneren Kindes als Chance auftauchen. Die Erkenntnis von Unselbstständigkeit und daraus folgender Unmündigkeit wird das Bestreben, erwachsen zu werden, stärken. Gluckenhaftes Bemuttern lässt sich in eine verantwortungsvolle echte Schutzfunktion wandeln, deren Überfürsorglichkeit als angenehm empfunden wird.
4. Auf der vierten Entwicklungsstufe vermag sich die Gabe der Einfühlung und Empfindsamkeit mit Intuition und Mitgefühl zu verbinden und ermöglicht wirkliches Zuhören, woraus sich die Fähigkeit, Seelen zu trösten und zu versöhnen, entwickeln kann. Echte Anteilnahme und ein großer Gefühlsreichtum wie auch die beeindruckende Aufnahmefähigkeit erleichtern dies zusätzlich. Bewusstes Muttersein mit der Fähigkeit, zu nähren und Geborgenheit zu schenken, kann sich hier ergeben und Kinder reich beschenken. Familiensinn und die Möglichkeit, sich zum Wohl anderer zurückzunehmen, gewinnen die Herzen. Mutterliebe als selbstlose Form der Liebe kann den Weg zu höheren Ebenen weisen auf dem Weg zur Gottesliebe.
5. Anteilnahme, Zuwendung und Hilfsbereitschaft aus seelischer Identität auf der fünften Entwicklungsstufe bedürfen keiner weiteren Erlösung, genauso wenig wie Gefühlsechtheit und Hingabefähigkeit, Naturliebe und Naturverbundenheit.
6. Die sechste Ebene ermöglicht Selbstlosigkeit und Empathie, echtes Verzeihen und natürliche Nächstenliebe. Das innere Kind kann hier zu seinem Recht kommen, das Leben spielerisch bereichern und zu einer Quelle der Inspiration werden. Das Leben wird als Geschenk angenommen und als Gnade und Segen erlebt.
7. Die Liebe zu allen fühlenden Wesen und zur ganzen Schöpfung auf der höchsten Ebene lässt die Große Mutter im Innern erwachen.
Unter den Meditationstechniken ist an die Spiegel-Meditation zu denken, aber auch an die Augen-Mandala-Meditation, bei der man sich gegenseitig einige Minuten lang still und entspannt ins Auge schaut. Alle (Voll-)Mondrituale und -meditationen sind ebenfalls hier zu nennen. Außerdem geführte (Bilder-)Meditationen, besonders wenn sie in die Welt der Elemente führen oder in die Tiefen des Wasserreiches.
Unter den Therapien entsprechen Pfarrer Kneipps Wasseranwendungen mit ihren Güssen und Waschungen, Wechselbädern und -duschen dem Mondprinzip, vor allem wenn sie mit seelischen Bilderreisen verbunden sind. Die Elemente-Kur nach Felke mit ihrer Naturverbundenheit und ihren Abreibungen ist ebenfalls hier zu Hause und natürlich die schon erwähnte sanfte Lymphdrainage nach Dr. Vodder sowie alle sanften, einfühlsamen Massagen.
Die meisten Ernährungstherapien und Diäten gehören ebenfalls zum mondhaften Lebensprinzip, angefangen von der Mayr-Kur bis zur veganen Kostform, die am besten in Resonanz mit Mutter Erde und ihren und unseren Bedürfnissen gelingt. Hier werden gar keine Tiere und Tierprodukte mehr gegessen, sondern nur noch pflanzliche Geschenke der Mutter Natur.
Natürlich sind beim Mondprinzip auch Psychotherapien angesprochen und besonders diejenigen, die sich der Seelen-Bilder-Welt annehmen, also die Bilderreisen, das katathyme Bild-Erleben der Schulpsychologie. Alles, was die Rückbesinnung auf die eigenen Anfänge in der Kindheit fördert, ist hier angemessen, insofern auch die Psychoanalyse, wobei diese – jedenfalls im Freud’schen Sinn – zu intellektuell und eben analytisch und damit merkurial ist.
Letztlich ergibt sich im Mondreich die wundervolle Chance, die innere Seelen-Bilder-Ebene mit allen anderen Ebenen zu verbinden. Es kann helfen, das innere Kind zu erlösen, Rituale sich entwickelnder Weiblichkeit zu kreieren oder einfache Wassertherapien mit Seelentiefe zu verbinden.
Mondrituale finden sich in fast allen archaischen Kulturen und gaben den Frauen Rückhalt und Kraft. Seit der Mond über Mondbuch und -kalender in unsere Welt zurückgekehrt ist, bestimmen Mondzeiten und entsprechende Rituale auch wieder zunehmend die spirituelle Szene und sogar die bürgerliche Welt. Zeiten für Friseur und Gartenarbeit werden immer häufiger wieder vom Mond bestimmt, was insgesamt das Gefühl für Rhythmen entwickelt und die Beziehung zur Natur stärkt.
An erster Stelle ist – wie beim Stier-Venusprinzip – die Volksmusik zu nennen und besonders einfache, eingängige melodiöse Volkslieder wie »Au Claire de la Lune« oder »Der Mond ist aufgegangen« sowie die Shantys der Seeleute. Im Übrigen sind Wiegen- und Kinderlieder und die Lieder der Knabenchöre – von den Wiener Sängerknaben bis zu den Regensburger Domspatzen – zum Mondprinzip zu zählen, wenn auch bei großer Nähe zu Stier-Venus. In krasser Form gehört auch der holländische »Sängerknabe« Heintje zum Mondprinzip, wenn er »Mama« schmettert.
Die italienische Oper, zum Beispiel »Aida«, Smetanas »Moldau«, der »Regenwalzer« von Chopin, die »Wassermusik« von Händel, »La Mer« von Debussy – sie alle sind Ausdruck des mondhaften Lebensprinzips.
Vom Mondprinzip inspirierte Lieder, die das Thema Kind und Kindheit aufgreifen, gibt es zuhauf in der Popmusik, was uns zeigt, wie sehr sich Songschreiber und Sänger mit diesem wesentlichen Bereich beschäftigen. Beispiele sind Ludwig Hirschs »Mondkinder«, Cat Stevens »Moonshadow«, Weltschlager wie »We Are The Children«, der Song von Stills, Crosby and Nash »Teach Your Children Well«, Reinhard Meys »Aller guten Dinge sind drei«, Sinéad O’Connors »My Baby Child« oder von Sweet Honey in the Rock »Your Children Are Not Your Children« oder »Nobody’s Child« von den Travelling Wilburys.
Mondbewegte Menschen haben in der Regel keinen großen sportlichen Bewegungsdrang und sind bei entsprechenden Veranstaltungen, wenn überhaupt, höchstens unter den Zuschauern zu finden. Zur Not kommen Wasserball und sanfte Wassersportarten in Frage.
Bei Mond ist vorrangig an Sammeln zu denken, zum Beispiel das Zusammenstellen wundervoller Muschelsammlungen, die sich aus gemütlichen Spaziergängen am Meer nebenbei ergeben. Bei diesem Lebensprinzip hat man auch Freude an Fotosammlungen aus eigenen Kindertagen und daran, den eigenen Kindern Fotoalben anzulegen, die die schönen Momente einfangen. Diese kostbare Zeit soll nicht verloren gehen, sondern immer in Erinnerung bleiben.
Handarbeiten sind ebenfalls ein passendes Hobby, wodurch sie die ganze Familie in ihren Maschen wärmen und umfangen, aber auch einfangen kann. Die Familie zusammenzuhalten und für sie zu kochen und zu sorgen, vielleicht im Familienkreis Heimat- oder Naturfilme zu schauen, auch gern Schnulzen wie die Sissy-Filme oder den Förster vom Silberwald, all dies entspannt einen mondbetonten Menschen.
Eigentlich ist das Mondprinzip grundsätzlich bei allen Hobbys zu finden, denn mondbetonte Menschen machen ja am liebsten einfach mit. Was Familie und Freunde gern tun, wird auch dem vom Mondprinzip Geprägten naheliegen. Man kocht gern, was den Lieben schmeckt, und geht einfach mit ins Kino, egal was dort gegeben wird.
»Mond macht mit«, das ist hier die schon bekannte Devise, was erhebliche Konsequenzen hat, wenn sie überhaupt nicht nein sagen kann. Auf die Frage, warum sie diesen Mann, unter dem sie nun schon so lange leidet, überhaupt geheiratet habe, sagte die Krebsfrau wörtlich: »Weil er mich gefragt hat.«
Ein von Mondprinzip geprägter Mensch will erobert und verwöhnt werden; er bleibt lieber passiv und ergreift praktisch nie die Initiative. Ein großes Bedürfnis nach Zärtlichkeit in vertrauter heimeliger Geborgenheit möchte gern befriedigt werden und braucht dazu einen Partner, der Wünsche von den Augen abliest. Umhegt und gepflegt, versorgt und genährt, ist Kuscheln oft auch genug.
Ein wundervoller Film zum Mondprinzip ist The Kid mit Bruce Willis. Es ist ein Kinder-Film für Erwachsene über einen erfolgreichen Image-Berater und sein unterdrücktes inneres Kind, das ihn und die gemeinsamen Verletzungen in beeindruckender Weise therapiert, und ein Erwachsenen-Film für Menschen mit Mondbezug. Er führt exemplarisch und wie eine Psychotherapie- oder Beratungsstunde vor, wie frühe Verletzungen das Leben bestimmen, wie sie aufzulösen sind und sich daran sogar wachsen lässt.
Drei Männer und ein Baby in der ursprünglichen französischen Fassung zeigt, wie sich Mond- und Sonnenprinzip begegnen und Mond über seinen kindlichen Charme und die entsprechende anmachende Bedürftigkeit zum Schluss alle einwickelt. Man erlebt mit, wie die Kindfrau und Mutter in die Kinderrolle regrediert, wie drei Macho-Männer den Vater in sich entdecken und ihr inneres Kind wiederbeleben und wie diese Männer nebenbei auch noch dem Thema Frau etwas näherkommen.
Zu den Mondfilmen gehören natürlich alle, die um Familienthemen kreisen, und zwar in allen Schattierungen von (pseudo-)heiler Welt bis zu realistischer (Problem-)Wirklichkeit. Ein Film dieser Sparte, nicht nur zum Schmunzeln, ist Tanguy, der Nesthocker. Der 28-jährige Tanguy ist zwar schon Universitätsdozent, aber er will unter keinen Umständen aus dem elterlichen Nest ausziehen. Mami und Papi müssen schwere Geschütze auffahren, um ihren Nesthocker zum eigenen Nestbau zu bewegen.
Forrest Gump, Held des gleichnamigen Films, lebt mit seiner berührenden und liebenswerten Naivität eine wundervoll erlöste Seite des Mondprinzips.
In dem sensiblen Drama Ich bin Sam zieht der geistig behinderte Sam sehr liebevoll seine Tochter Lucy selbst auf. Bald ist er seiner Tochter jedoch intellektuell nicht mehr gewachsen, und das Sozialamt will ihm das Sorgerecht entziehen. Mit aller väterlichen Liebe und Kraft kämpft er um seine kleine Familie.
Als der junge Mann vom Psychiater zurückkommt, fragt ihn seine Mutter: »Was hat er denn gesagt?« Antwort: »Ich hätte einen Ödipus-Komplex. « Darauf die Mutter: »Macht nichts, Hauptsache, du hast deine Mama lieb.«
Ich kann unmöglich ohne meine Schmusedecke leben. Ich kann der Welt doch nicht unbewaffnet entgegentreten. (Linus aus den Peanuts)
Die eigentliche Weisheit steigt nicht mit den Springbrunnen des Intellekts hervor, sie ruht im Grundwasser der Seele. (Carl Zuckmayer)
Wie können Erinnerungen vergehen? Sie sind Perlen auf dem Boden des Lebenssees. (Soeroto)
Traurigsein ist wohl etwas Natürliches, es ist wohl ein Atemholen zur Freude, ein Vorbereiten der Seele dazu. (Paula Modersohn-Becker)
Eine Stunde ist nicht lediglich eine Stunde; sie ist ein Gefäß, das mit Düften, Tönen und Klimaten gefüllt ist. (Marcel Proust)
Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. (Sprichwort)
Betrachte beizeiten den Lauf deines Lebens und werde dir bewusst, wie viele Flüsse darin münden, die dich stützen und nähren. (Chinesisches Sprichwort)
Die Tiefe der Menschenseele bietet unergründliche Kräfte. (Franz von Assisi)
So ist es auf Erden: Jede Seele wird geprüft und auch getröstet. (F. M. Dostojewski)
Die Seele des Menschen gleicht dem Wasser. (J. W. von Goethe)
Denn das ist eben die große und gute Einrichtung der menschlichen Natur, dass in ihr alles im Keim da ist und nur auf eine Entwicklung wartet. (J. G. Herder)