10.

Saturn

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Das Prinzip von Struktur und Konzentration auf das Wesentliche

 

Die Freiheit des Willens besteht darin,
frohen Mutes das zu tun, was wir tun müssen.

C. G. Jung

Die senkrechte Themenkette

Saturn ist das Gesetz, das darüber wacht, dass niemand seine Grenzen überschreitet. So gehören die Schicksalsgesetze sowie die Spielregeln des Lebens und die der Gesellschaft zu diesem Lebensprinzip. Hier ist wichtig, was man tut und lässt. Die Ordnung der Gesellschaft und ihre Strukturen sind wesentliches Anliegen. Nach dem ausufernden und ausschweifenden Jupiterprinzip geht es bei Saturn zurück auf den Boden der (irdischen) Tatsachen. Statt Idealismus zählt jetzt Realismus.

Das Saturnsymbol ist die Umkehrung des Jupiterzeichens. Stand bei diesem die Seelenschale über dem Kreuz der Materie, lastet jetzt die Materie auf der Seele(nschale).

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Saturn

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Jupiter

Steinbock-Saturn ist das kardinale Erdzeichen und konfrontiert so mit der dichtesten Form der Erde. Als erstem Prinzip des vierten und letzten Quadranten sind die Ordnung und Strukturierung des Gemeinschaftslebens durch allgemeinverbindliche Gesetze von Bedeutung. Diese Gesetze veranlassen den Einzelnen, seine Bedürfnisse hinter denen der Allgemeinheit zurückzustellen. Im vierten Quadranten geht es um Überpersönliches. Die Gemeinschaft mit ihren ordnungsstiftenden, verbindlichen Regeln ist wichtiger als individuelle Entwicklung.

Die Richtlinien des Saturnprinzips haben etwas Ehernes – wie die Zehn Gebote, die auf Steintafeln gemeißelt sind, oder wie das noch übergeordnete Gesetz des Hermes Trismegistos, das in der Tabula Smaragdina eingraviert ist. Das Individuum muss lernen, seine Bedürfnisse gegenüber denen der Gesellschaft zu relativieren. Hier geht es um staubtrockenen, harten Realismus; alle Schwärmerei ist vorbei. Verantwortung und klare Zielsetzung treten ins Zentrum. Althergebrachtes, Stabilität und Tradition sind Werte, die zählen. Saturn ist bei alldem ein weibliches Prinzip, obwohl der deutsche Sprachgebrauch dies verkennt und sogar die Mythologie es mehr verschleiert als verdeutlicht.

Saturn ist auch der Hüter der Schwelle. Wird er nicht beachtet und sein Gesetz übergangen, droht Krankheit, die auch urprinzipiell zu diesem Lebensprinzip gehört. Saturns Aufgabe ist, uns zu Reife und Übernahme der Verantwortung zu bringen, so dass wir Antworten auf die Herausforderungen der Zeit finden, die ebenfalls in sein Reich fällt. Als Chronos ist Saturn auch für alle langdauernden, chronischen Prozesse, wie etwa die Mehrzahl der Krankheitsbilder in der zweiten Lebenshälfte, zuständig.

Sein Prinzip beherrscht die Lebensphase des Alters, wenn der Mensch genügsam, einfach, bescheiden und weise werden soll. Wenn dies gelingt, sind mit zunehmenden Lebensjahren neben wachsender Klarheit auch eine gewisse Entspannung und sogar Heiterkeit des Gemütes zu erlangen. Die Pflichten und Bürden, die Lasten des Lebens sind selbstverständlich geworden, fühlen sich allmählich leichter an und geben damit auch Orientierung und Struktur. Falls diese Reifeprozesse nicht gelingen, können stattdessen Bitterkeit und Härte auftreten wie auch Unzufriedenheit. Das Leben wird dann oft als ungerecht empfunden, und die Betroffenen fühlen sich betrogen und um den Lohn ihrer harten Arbeit gebracht.

Saturngeprägte Menschen gewinnen im Laufe des Lebens immer mehr an Statur. Während sie in der Jugend leicht ältlich wirken, kommen sie im Idealfall mit zunehmenden Lebensjahren in ihre Kraft und halten sich lange in guter Verfassung. Sie konservieren gleichsam ihre Kräfte, die sie langsam und stetig aufgebaut haben, und zehren von langer Erfahrung. Auch erleben sie häufig, dass im Verlauf jener langen Bergtour, als die ihnen das Leben erscheint, aufgeladene Bürden und geschulterte Verpflichtungen leichter werden. Gleichsam als Lohn jahrelanger Mühen erreichen sie eine befreiende Klarheit und manchmal sogar Heiterkeit des Gemütes. Was langsam reift, wird schließlich gut. In solchen Fällen bleiben ihnen Verhärtungen, Einschränkungen und Behinderungen, die das widerwillig erlittene Alter mit sich bringt, oft erspart.

Das Alter ist also die Zeit von Saturn und Weisheit sein Entwicklungsziel. Menschen, die im Alter in Hochform kommen, beeindrucken in einer dem Jugendkult verfallenen Zeit besonders. Falls sie sich wie viele gealterte Politiker und Potentaten an die Macht klammern, erleben wir die unerlöste Version; wo sie dagegen aus verarbeiteter Erfahrung Weisheit und Ruhe ausstrahlen, beeindrucken ihr Überblick, die Tiefe ihrer Analyse und ihre Gelöstheit vom alltäglichen Hickhack. Die Kunst, zum rechten Zeitpunkt abzudanken, ist ebenfalls eine erlöste Entsprechung des Saturnprinzips.

Auf der körperlichen Ebene verliert mit zunehmendem Alter das Körpergewebe Wasser, und wir Menschen werden insgesamt trockener und oft auch härter. Die Gewebe spiegeln im schlechtesten Fall auch eine unerlöste seelische Entwicklung. Die eigentliche Aufgabe des Alters ist, sich im Bewusstsein auf Wesentliches zu beschränken und den Körper von Darstellungsaufgaben ungelebter Probleme zu entlasten.

Beim Saturnprinzip geht es um die Verdichtung und Konzentration, um die Reduktion auf das Wesentliche – ganz zum Schluss bleibt jedenfalls nur das Gerüst, das Skelett, übrig. Gefragt sind Disziplin und konsequente (Selbst-) Beschränkung wie auch die Zurücknahme von Wünschen und Eigeninteressen, die uns von unserem eigenen innersten Kern entfernen. Den Interessen jedoch, die unserer innersten Grundstruktur entspringen, sollten wir in Eigenverantwortung Raum geben, um damit der Gesellschaft eine immer integere, weisere Persönlichkeit zu sein. Es geht um Objektivität und allgemeingültige Maßstäbe.

Hindernisse und Hemmnisse gehören mit ihren Be- und Einschränkungen ebenfalls zu Saturn, außerdem die Schwere und alles Konservierende und Konservative. Als Lehrer ist Saturn der Bewahrung des Wesentlichen verpflichtet und nicht dem Fortschritt wie der ihm vorauseilende Jupiter. Saturn sucht zu vereinheitlichen und möglichst alle und alles unter einen Hut der Norm und des Gesetzes zu bringen. Jeder hat hier seine Pflicht zu tun und dem Ganzen bestmöglich zu dienen; persönliche Selbstverwirklichung muss zurückstehen, wenn es ums Ganze geht. Insofern ist der berühmte Kennedy-Satz hier typisch: »Frage nicht, was Amerika für dich tun kann, sondern frage, was du für Amerika tun kannst.« Ersetzen wir Amerika durch »dein Land«, wird das saturnine Anliegen deutlich.

Selbstbeschränkung, Pflichterfüllung, Konsequenz, Disziplin und harte Arbeit sind wesentliche Werte, die dieses Lebensprinzip vermittelt, und das Resultat kann Askese als die Kunst des Lebens sein. Anerkennung will durch Tüchtigkeit, Fleiß, Disziplin und Leistung errungen werden, wobei auch Überforderung und das in unserer Gesellschaft so bekannte »Funktionieren« herauskommen können. Je mehr Schwierigkeiten und Hindernisse unter dem Saturnprinzip bewältigt werden, desto besser, und umso mehr zählt der Erfolg. Schnelles Glück und leichter Erfolg sind nicht die Sache von Saturn geprägten Menschen und erregen eher ihr Misstrauen.

Sehr wichtig sind dagegen Sozialprestige und Ansehen. Für hohen geachteten Status nimmt der Saturngeprägte viel auf sich und lange (Karriere-)Wege in Kauf. Wenn er etwas hat, dann Ausdauer. Seine innere Stimme kann streng und sogar erbarmungslos mit ihm sein und einem harten und kompromisslosen Über-Ich das Wort reden.

Saturns Metall ist das graue und glanzlose Blei. Es wiegt sehr schwer und wird deshalb auch als Lot gebraucht, als Instrument, um die Dinge ins Lot zu bringen, damit alles seine Ordnung hat. Aus Blei sind die Gewichte alter Uhren oder Chronometer, die noch auf anschauliche Weise die Zeit maßen. Bei alten Schiffen war der Kiel aus Blei, um sie gerade und im Lot zu halten. In der Alchemie gilt Blei als prima materia und unedler Ausgangsstoff, aus dem Gold zu machen ist, um den Stein der Weisen zu erhalten. Bleigießen ist ein Silvesterbrauch, um dem Schicksal oder Karma auf die Spur zu kommen. Als Schutzschild schirmt Blei in Form von Bleiwesten und Bleischürzen Röntgenstrahlung ab und selbst die von Plutonium. Der Bleistift konserviert Wissen.

In der Homöopathie ist das Leitsymptom von Plumbum metallicum (Blei) definiert als »eingefallen«, bezogen auf vieles von den Wangen bis zum Bauch, der eigenartig eingeschnürt wirken kann. Typische Symptome sind Bleichsucht, Lähmungen, Sklerose sowie Angst- und Engegefühle, aber auch Unbeweglichkeit und sogar Depressionen. Alle Lebensphasen wirken verlangsamt, alles zieht sich. Typisch ist ein gutes Langzeit- und ein schlechtes Kurzzeitgedächtnis.

Saturns Mineral ist nicht nur die Kohle, sondern auch der Kohlenstoff und folglich der Diamant als erlöste, höchst gereinigte und maximal verdichtete Form dieses Elementes. Der Weg vom Koks zum Diamant symbolisiert gleichsam den Entwicklungsweg vom undurchsichtig Dunklen zu vollkommener höchster Klarheit. Nicht umsonst spricht man im Vajrayana-Buddhismus vom Diamantfahrzeug und meint damit den Körper, der bis zu dieser höchsten Stufe zu reinigen ist.

Auch Salz gehört zu Saturn und folglich in der Homöopathie Natrium muriaticum, das im Mittelbild typische Saturneigenschaften hat und etwa nachtragend ist, nur schwer loslassen kann und Stagnation kennt. Loths Weib wäre ein (arche-)typischer Fall: die ältere Frau, die ihre alte Heimat loslassen soll, um sich von der Vergangenheit zu lösen und deshalb nicht zurückschauen und festhalten darf. Und weil sie genau das nicht kann und nicht zum endgültigen Loslassen bereit ist, erstarrt sie zur Salzsäule.

Auch Anthrazit und der Schiefer der alten Schiefertafel und jener, der die Häuser deckt, gehören hierher. Insgesamt findet sich beim Saturnprinzip alles Gestein und damit auch der Sand, aus dessen Quarzanteil Glas entsteht. Glas ist wie der Diamant gegenüber der Kohle die reinste Form des Gesteins.

Von Saturn beeinflusstes Denken ist konzentriert, schnörkellos, ernsthaft und glasklar, sehr geordnet, besonnen und tiefgründig. Im unerlösten Fall ist es starr und unflexibel bis stur sogar, begrenzt und dogmatisch, materialistisch und konservativ bis zwanghaft.

Fühlen steht hier nicht im Zentrum. Es ist zwar rein, verlässlich und treu, aber auch sachlich unterkühlt, und kann abweisend und depressiv werden. Emotionale Berührungsängste bis hin zum aktiven »Wegdeckeln« sind oft vorhanden.

Das Handeln ist unter dem Einfluss von Saturn konsequent, ausdauernd, strebsam bis ehrgeizig, arbeitsam und fleißig. Im Unerlösten kann es sich als rein funktional, kaltblütig und sogar despotisch erweisen, wenn etwa das Recht über alles gestellt wird.

Die typische saturnine Gestalt ist hager oder sogar ab- bis ausgezehrt und oft knochig, die Signatur stabil, streng und reduziert auf das Notwendigste, dauerhaft und zäh, mager und schmal oder auch knorrig. Vom Typ ist hier der Asket zu finden, der sich kein Gramm Fett gönnt, weder beim Essen noch auf den Rippen.

Die Saturnzeit im Jahr ist der tiefste Winter und damit die Wintersonnenwende. In der dunkelsten Nacht des Jahres, der geweihten Nacht, wird Jesus Christus, das Licht der Welt, geboren. In unseren Breiten herrscht dann auch klirrende Kälte. Im Namen Christus spiegelt sich symbolisch der Krist-all, der auch zu Saturn gehört und so in allen Schnee- und Eiskristallen präsent ist. Wie versteinertes Eis wirken die Eiskristalle, und alles sehr Harte, Versteinerte gehört zu Saturn.

In der Woche ist es der Satur(n)day oder Samstag, der Sabbat und bezogen auf den Tageslauf ist es die tiefste Nacht, die Saturn ausdrückt.

Unter den Berufen sind alle althergebrachten, konservativen, traditionellen Sparten dem Saturnprinzip zuzuordnen, also Beamte, Verwalter und Sachwalter, Wächter und Bewahrer. Neben dem Beruf des Konservators folgt auch der Archäologe dem Saturnprinzip, der in der Erde und der Vergangenheit unglaublich langsam und sorgfältig nach uralten Dingen und versunkenen Reichen sucht und sich eigentlich mehr vortastet, wenn er mit dem Pinsel statt mit Spitzhacke und Spaten sorgfältig und ausdauernd arbeitet. Geologen, die sich für die Erde und ihre Schichtungen interessieren und die Zeit in Jahrmillionen der Vergangenheit messen, sind ebenfalls in Chronos-Saturns Reich unterwegs, in dieser Hinsicht auch Paläontologen, die der Erdgeschichte auf der Spur sind und unendlich weit in der Zeit zurückgehen. Historiker sind ebenfalls hier einzureihen, wie auch Uhrmacher, die der Zeit ein verlässliches Zuhause schaffen.

Der Bildhauer, der die geistig geschaute Figur mit Sorgfalt und Bedacht aus dem Stein meißelt, der Bergarbeiter, der aus der Tiefe der Erde die Kohle oder wertvolle Metalle und Mineralien zutage fördert, Statiker und Architekten, die nach strengen Regeln und in Stein und für die Ewigkeit bauen, und so natürlich auch das ganze Bauhandwerk sind (arche-)typisch Saturn.

Sein Lebensprinzip erkennen wir auch in Rechtspflegern, Staatsrechtlern und Verfassungsrichtern, die für staatstragende Ordnung sorgen, und in jenen Politikern, die tatsächlich die Ordnung des Staates im Auge haben. Dazu zählen weiterhin Naturwissenschaftler, die die ehernen Gesetze der Natur erforschen, Mathematiker, die den Zahlen und allem Zählbaren und damit der Grundstruktur der materiellen Welt verpflichtet sind, Lehrer, die für Struktur und (Ein-)Ordnung im Leben sorgen, Orthopäden und Chiropraktiker, denen es um die Wiederherstellung der Struktur im Körper geht, und Schuhmacher, die einen festen, sicheren Stand und entsprechende Standpunkte sicherstellen. Sofern er das Alte ehrt und sorgsam mit ihm umgeht, ist der Altwarenhändler hier anzutreffen wie auch der Schornsteinfeger, der den übriggebliebenen Ruß entsorgt und schwarz wie die Nacht seiner Wege geht. Zu erwähnen ist schließlich noch der Lokführer, der vorgegebenen Wegen strikt und sicher und (wie) auf Schienen folgt.

Die Anbahnung von Beziehungen ist unter dem Saturnprinzip anfangs oft eine schwere und langwierige, dann aber auf Dauer zielende Angelegenheit. Saturngeprägte Menschen brauchen in der Regel lange, bis sie sich auf jemanden einlassen und Vertrauen schöpfen, weil sie ihn erst ausgiebig und langwierig und vor allem genau prüfen (müssen). Lange distanziert und per Sie bleibend, statt gleich mit der Tür ins Haus zu fallen, empfinden sie Zurückhaltung als korrekt, denn sie verhindert Übergriffe. Dabei möchten sie tiefgehende Kontakte und entsprechende Beziehungen, weil sie ihrem Wesen nach treu, ausdauernd und beständig sind. Allerdings kann es passieren, dass er ihr auch nach dreißig Jahren Ehe noch nicht gesagt hat, dass er sie liebt, weil das für ihn sowieso klar und selbstverständlich ist. Die Jahre würden doch für sich sprechen, und so spart er sich solche »Gefühlsduselei«.

Generell gibt er sich eher spröde, was sich auch im äußeren Erscheinungsbild und in der Kleidung ausdrückt. Er trägt, was man so trägt und was sich gehört. Der Frack oder Stresemann ist auf dem eleganten Parkett manchmal eben angemessen. Dazu wählt er schwarze Schnürschuhe. Sie entscheidet sich dann für das schwarze Kostüm mit Brillantkollier und den Breitschwanzmantel. (Arche-) typisch sind der dunkelblaue Faltenrock, der klassische Pullover mit englischem Rautenmuster nach Art der ewigen höheren Tochter und edle Trachtenmode, am besten aus haltbaren, traditionellen Lodenstoffen. Auch jede Form von Uniform oder Arbeitskleidung, vom Blaumann bis zum Drillich, ist hier anzutreffen.

Die typischen Adjektive des Saturnprinzips sind ernst und kühl, verschlossen und distanziert, zugeknöpft und zurückhaltend, nüchtern rational, sachlich und objektiv, systematisch, strukturiert und ordentlich. Das Vorgehen ist (kon)zentriert, gründlich und zielstrebig, pflichtbewusst und unerschütterlich, dabei beherrscht und diszipliniert, ehrgeizig und ausdauernd, seriös und gewissenhaft. Auf traditionsbewusste, konservative und vorsichtige Weise nähert man sich sorgfältig und bedächtig, aber auch konsequent und beharrlich den anspruchsvollen hohen Vorgaben dieses Lebensprinzips.

Am Anfang des Lebens ist ein von Saturn geprägter Mensch eher frühreif bis altklug. Es kann sich aber mit der Zeit eine bescheidene, selbstgenügsame, aufrichtige und sogar weise Lebenseinstellung entwickeln und das Alter zum Höhepunkt des Lebens machen. Selbstbeherrscht und zurückgenommen, was Gefühle angeht, leistungsorientiert und rational, was die Arbeit betrifft, ist er mehr auf Karriere und Status denn auf Genuss und Freude aus. Sinnlichkeit versteckt er lieber und verbirgt nach außen auch möglichst alle Emotion. Etwaige Unsicherheit und Scheu werden ebenfalls gern hinter Leistung verborgen, So kommt es zu einer außen von Ordnung und Disziplin geprägten Fassade und einem Seelenleben, das niemanden etwas angehen soll, weshalb dieser Mensch sich ständig abgrenzt. Das Ergebnis kann ein egozentrischer Eigenbrötler und Sonderling sein, der unzugänglich, verschlossen und isoliert vor sich hin werkelt. Im unerlösten Fall ist er misstrauisch und gefühlskalt, unflexibel und abhängig von der Einschätzung der Gesellschaft, nach dem Motto: »Was sagen denn bloß die anderen? « Er ist dann konservativ bis entwicklungsfeindlich, in seinem Innern verbarrikadiert, kontaktgestört und oft auch krank. Die Arbeit kann zur Flucht werden vor Entwicklung, Selbstverwirklichung und jeder seelischen Bewegung. Starr und stur auf körperlicher wie seelischer Ebene, sieht er dann überall Probleme und wird – schlimmstenfalls – selbst zu einem.

Das Thema Krankheit ist allgemein zum Saturnprinzip zu rechnen und insbesondere alle chronischen Krankheitsbilder, die wesentlich in die zweite Lebenshälfte fallen, dazu auch alle Versteinerungen und Behinderungen. Die Arteriosklerose ist wegen des Kalkes, der zum Hemmnis wird, ebenfalls (arche-)typisch. Körperliche wie seelische Hindernisse an sich, auch die Depression, und besonders die durch Überlastung, sind bei diesem Lebensprinzip zu finden. Obendrein gehören alle Atrophien, also Krankheitsbilder durch Geweberückbildungen zu Saturn wie die Osteoporose auf körperlicher und die Magersucht auf seelischer Ebene. Krankheitsbilder der Knochen und Zähne, die als härteste Strukturen zu Saturn gehören, wie auch Symptome der Haut, die als Grenzstruktur angesprochen ist, fallen ebenfalls unter dieses Prinzip.

In der Ernährung tendieren vom Saturnprinzip Geprägte in ihrer konservativen Art zu traditionellen Gerichten und Hausmannskost nach dem Motto »Was der Bauer nicht kennt, das frisst er nicht«. Haltbargemachtes wie Rauch- oder Bündnerfleisch kann gut ankommen, ebenso sparsame traditionelle Gerichte wie Linsensuppe, Eintopf und Haferbrei, die nicht viel hermachen. Exotisches und Vermischtes wird zugunsten von Altbewährtem gemieden. Dem, was immer gut war, wird entschieden der Vorzug gegeben.

Natürlich Konserviertes wie Nüsse kommen in Frage. Gut geschützt liegt der nahrhafte Kern unter seiner harten Schale und wartet darauf, unter Anstrengung befreit zu werden. Man muss sich gleichsam mit harter Arbeit für ihn reif machen. Trocken- oder Dörrobst sind typische Nahrungsmittel; immerhin enthält die Rosine die Essenz der Weinbeere, befreit von allem Seelisch-Wässrigen. An Getränken sind besonders Schwarztee und Mineralwasser gefragt. Falls die Wahl auf Kaffee fällt, dann jedenfalls ohne allen Schnickschnack und schwarz wie die Nacht.

Asketischer Verzicht ist eine Option, und so gehören auch Fastenkuren hierher. Diätformen, bei denen auf vieles zu verzichten ist, fallen unter dem Saturnprinzip leicht. Saturngeprägten Menschen gelingt es meist ohne alle Schwierigkeiten, einer veganen Diät zu folgen, weil sie verstanden haben, wie sehr sie ihnen selbst gesundheitlich, den Tieren und der Welt insgesamt nutzt.

Das Wappentier ist der Steinbock, der im Hochgebirge noch sein eigenes auf dem Kopf trägt in Gestalt seines mächtigen Gehörns. Als äußerst geschickter Kletterer geht er bis zum Äußersten und wagt sich in die zerklüftetsten Felsen und ist dabei doch auf Sicherheit bedacht. Steinböcke stürzen fast nie ab. Trotz großer Kraft und Ausdauer sind sie – was Nahrung anbelangt – genügsam und stolz. Sie lassen sich etwa kaum von Wildhegern füttern, sondern kratzen lieber nach Flechten unter dem Schnee, als sich an vollen Futterkrippen einfach zu bedienen. Geselligkeit ist ihnen eher fremd und höchstens mit Artgenossen denkbar, sonst bleiben sie scheu und zurückhaltend. Im Alter ziehen sie sich völlig in die Einsiedelei zurück.

»Erst die Arbeit, dann das Spiel« ist ein Motto des Saturnprinzips, und meist lässt ein im Zeichen Steinbock Geborener es bis zum Spielerischen gar nicht erst kommen. Man ist hier aber bereit, um seiner Prinzipien willen weit zu gehen.

Die sieben Entwicklungsstufen

1. Auf der untersten Stufe treffen wir auf Kälte, Härte und eine oft gnadenlose Strenge. Starrheit und Uneinsichtigkeit können zu Rechthaberei führen und dazu, die eigene Meinung zum Gesetz zu erheben. Im Gespann mit Gefühllosigkeit und Rücksichtslosigkeit sowie mit Angst, Geiz und Neid ergibt sich daraus eine Lebenseinstellung, die wenig Erbarmen kennt. Auf der Krankheitsbilderebene kommen Zwang(haftigkeit) und Depression hinzu.

 

2. Auf der nächsten Stufe wird die Lebensverneinung der untersten Stufe sich allmählich lösen und in Karrierismus und Strebertum übergehen. Obrigkeitsgläubigkeit mag dann zu devotem Buckeln führen und eine Radfahrermentalität des Nach-unten-Tretens und Nach-oben-Buckelns hervorbringen. Die weiterbestehende rigide Strenge, die Leistung zum Maß aller Dinge macht, dürfte den Lebensfluss blockieren.

 

3. Auf der dritten Ebene herrscht die Normopathie, die bis in Krankheit führende Anpassung an alte Erziehungsgrundsätze der Eltern, Lehrer und Priester. Gesellschaftliche Vorgaben und Zwänge können, verbunden mit entsprechender Scheuklappenmentalität, tiefgehende Griesgrämigkeit ergeben. Die immer noch bestehende Strenge mit ihren Formalismen, der nicht nur unterschwelligen Angst und der Tendenz, sich selbst unter Druck zu setzen und Druck von außen bereitwillig zu übernehmen, kann in ein Workaholic-Dasein münden. Auf dieser Ebene zeigen sich noch viele Widerstände.

 

4. Auf der vierten Stufe helfen Ernsthaftigkeit, Traditions- und Pflichtbewusstsein, Verlässlichkeit und Fleiß, Widerstände und Hindernisse zu überwinden. Konzentrationsfähigkeit, Gründlichkeit und Beschränkung auf Wesentliches können die Arbeitsfreude vermehren. Auf diesem Niveau entwickelt sich Rückgrat auch im übertragenen Sinn und ermöglicht – gepaart mit besonnener Sparsamkeit – zunehmend bessere Ergebnisse.

 

5. Die nächste Stufe bringt mit Konsequenz und Ausdauer und der Bereitschaft, selbst Konsequenzen zu tragen, immer mehr Klarheit und Verantwortungsbewusstsein ins Leben. Bescheidenheit zeigt sich hier oft als eine Zier, die in Verbindung mit großer Disziplin und Ernsthaftigkeit Verblüffendes zuwege bringt. Ein integerer Mensch beginnt sich nun zu entfalten, der aus seiner inneren Struktur heraus selbstständig und erwachsen seine Entscheidungen trifft.

 

6. Die sechste Ebene ermöglicht es, Pflicht als Freude zu empfinden. Im Erkennen und Annehmen der Schicksalsgesetze entwickelt sich vollkommene Eigenverantwortung, die mit der Zeit Reife hervorbringt. Berührende Aufrichtigkeit ermöglicht letzte Schritte.

 

7. Auf der obersten Stufe wird eine Meisterschaft erreicht, die sich in letzter Klarheit und reiner, tiefer innerer Stille ausdrückt.

Tierreich

Die Schildkröte mit ihrem harten, extrem dicken Knochenpanzer, in den sie sich jederzeit fluchtartig zurückziehen kann, ist der Prototyp des saturninen Modells von »Harte Schale, weicher Kern«. Schildkröten können sehr alt werden – bis zu einhundertfünfzig Jahre – und sind auch entwicklungsgeschichtlich uralt. Als unter den Reptilien altertümlichste Art sollen sie sogar noch älter und ursprünglicher als die längst ausgestorbenen Dinosaurier sein. An Kopf und Gliedmaßen tragen sie einen Panzer, der sie bestens schützt, aber auch langsam und unbeweglich macht.

Der Schriftsteller Michael Ende beschreibt das saturnine Wesen der Schildkröte in seiner Geschichte Tranquilla Trampeltreu auf wunderbar anschauliche Weise. Hier macht sie sich auf den Weg zur Hochzeit des Königs der Tiere, Leo I., und alle verspotten sie wegen ihrer Langsamkeit und der Aussichtslosigkeit des Unterfangens. Aber beharrlich und geduldig bleibt sie ihrem Weg treu, und als sie ankommt, ist Leo I. längst kein Thema mehr, aber sie ist gerade rechtzeitig zur Hochzeit von Leo II. da. Auch in Endes Buch Momo spielt die Schildkröte Kassiopeia gemeinsam mit Meister Hora im Kampf gegen die Hektik verursachenden grauen Zeit-Männer eine wesentliche Rolle.

Der Esel ist das graue, struppige, eher ärmlich aussehende Arbeits- und Reittier der kleinen Leute. So ist Christus – archetypisch stimmig – auf einem saturninen Esel in Jerusalem eingeritten und nicht etwa auf einem jovischen Pferd, dem Transportmittel der Reichen. Der Esel ist äußerst genügsam und bescheiden und vermag sich lange mit magerer Kost durchzubringen. Er ist dennoch sehr belastbar und geduldig. Andererseits kann er ziemlich stur und störrisch sein. Wegen seiner hervorragenden Berggängigkeit wird er mit Pferden zu Maultieren gekreuzt, die seine Eigenschaften der Trittsicherheit und Belastbarkeit übernehmen und große Lasten verlässlich und sicher noch im steilsten Gebirge bewältigen. Selbst mit riesigen Lasten auf dem Rücken bleibt der Esel stetig in Gang und kann Enormes leisten. Wenn er allerdings nicht will, ist er durch fast nichts zu bewegen. Sein Leben ist als Packesel oft mühselig, und er muss sich von Disteln ernähren und all dem, was sonst niemand will. Typisch für Saturn ist auch, dass Esel nicht »durchgehen« wie die jovischen Pferde, was im Gebirge auch fatal wäre, sondern bei Unbekanntem lieber stocksteif stehen bleiben. Als Wüstentiere sind sie auch nicht leicht bereit, zum Beispiel Gewässer zu überqueren.

Der heilige Franz von Assisi nennt den Körper liebevoll Bruder Esel, weil er ebenso belastbar und in seinen Gewohnheiten eingefahren ist und wenig braucht, um Enormes zu leisten.

Das Kamel ist von seiner Belastbarkeit und Bescheidenheit in der Ernährung dem Esel ähnlich, auch in der Struppigkeit und Staubigkeit, und beide leben in ähnlich staubig heißen Gegenden. Das Kamel gehört zur Art der Schwielensohler und wird auch Wüstenschiff genannt wegen seines schlingernden, an Schiffsbewegungen erinnernden Ganges. Es zeichnet sich durch große Widerstandsfähigkeit gegen Durst aus und kommt in den Wüstengegenden seiner Heimat mit erstaunlich wenig Wasser aus. Kamelhengste leben in den Wüsten und Halbsteppen als Einzelgänger. In Karawanen trotten Kamele und Dromedare geduldig hintereinander her und tragen dabei große Lasten auf dem Rücken. Sie stellen den soliden Reichtum der Beduinen dar, und alles an ihnen kann im Ernstfall verwertet werden.

Der Maulwurf führt ein unterirdisches Wühlerleben, was (arche-) typisch Saturn ist, und überzieht die schönsten Rasenflächen mit seinen subversiven schwarzen Erdhaufen. Auch er selbst ist rabenschwarz. Seine Vorderläufe sind große Schaufeln, und so gräbt er sich wie ein Schaufelbagger durch seine unterirdische Welt und legt dort Vorräte an. Bis auf die kurze Paarungszeit lebt er als Einzelgänger und meidet andere.

Als Grabowski, von dem Luis Murschetz erzählt, hat er es gleichsam aus der Tiefe grabend bis in die Herzen der Kinder geschafft. Mit seinem Schaufeln und auch im Namen Grabowski erinnert er uns an die Endlichkeit des Lebens und an dessen sicheres Ziel, das Grab. Seiner Lebensweise angepasst, ist er fast blind, verfügt aber über ein außergewöhnlich gutes Gehör.

Krähe und Rabe gelten wegen ihres schwarzen Gefieders und ihres krächzenden Geschreis vielerorts als Totenvögel. Die Krähe ist der berüchtigte Galgenvogel, auch »Teufelstier« genannt; der Rabe steht als Apolls Begleiter mehr für Weissagung. Als Vogel des Orakels und des Schicksals gehört er zu Jupiter und Saturn. Als Totemtier der gefürchteten Hexe, der er mythologisch gesehen auf der Schulter sitzt, hat er sogar auch plutonische Einschläge. Wenn schwarze Krähenschwärme im Winter ausschwärmen, verbreiten sie auch in der Natur – jedenfalls aus menschlicher Sicht – eine schwermütige, melancholische Stimmung, die an die Lebensferne dieser Zeit gemahnt.

Pflanzenreich

Die Pflanzen des Saturnprinzips sind sehr genügsam, widerstandsfähig, reduziert und von der Kargheit ihrer Umgebung geprägt. Langsam wachsend verzichten sie auf üppige Blütenpracht und gedeihen geradezu gern unter schwierigen Bedingungen, an Schattenplätzen oder Orten, die Wind und Wetter ausgesetzt sind. Hochgebirgs- und Wüstenpflanzen sind hier anzutreffen, etwa der Blutschnee, wie auch einfachste Flechten und die Rose von Jericho. Diese lässt sich scheinbar völlig vertrocknet vom Wind durch die Wüste rollen. Kaum fällt aber ein wenig Regen, blüht sie in ihrer bescheidenen Art für einen kurzen Moment auf, ohne dabei viel herzumachen. Auf Blütenpracht und Farbe wird hier generell verzichtet.

Die Wüstenpflanze Welwitschia mirabilis, eine Art Konifere, gehört wegen ihrer Genügsamkeit ebenfalls zu Saturn. Sie kann mehrere Hundert Jahre alt werden und steht natürlich unter dem saturninen Gesetz des Naturschutzes.

Unter den Heilpflanzen ist Efeu (Hedera helix) zu erwähnen, den der Homöopath Emil Schlegel als ein »chronisches Gewächs« bezeichnete. Jedenfalls ist Efeu von erstaunlicher Dauerhaftigkeit, immergrün und verliert auch im härtesten Winter nicht die Blätter, sondern blüht im Herbst auf und trägt im strengsten Winter, zur Saturnzeit, seine Beerenfrüchte. Geduldig kämpft er sich Zentimeter für Zentimeter nach vorn – genauso wie ein saturngeprägter Mensch Schritt für Schritt, langsam, aber sicher den Berg seines Lebens erklimmt.

Efeu ist auf spärliche Lebensumstände eingerichtet, liebt den Schatten und bevorzugt die kältere Nordseite der Häuser, scheint Friedhofsmauern besonders zu mögen beziehungsweise haben ihn urprinzipiensichere Menschen hier früher gern angepflanzt. Er überwächst und verkleidet gern altes Gemäuer, über das er seinen dunkelgrünen Vorhang zieht. Bereitwillig gibt er sich mit der Schattenseite der Wirklichkeit zufrieden.

In der Heilkunde ist Hedera helix (Efeu) bei chronischen Krankheitsbildern angezeigt, bei Auszehrung im Kindesalter, der auf Sonnenmangel beruhenden Knochenkrankheit Rachitis und bei Schwindsucht. In der Homöopathie ist Rhus toxicodendron, der Giftsumach oder Giftefeu, das Mittel der starren, konservativen, auf Normen fixierten psychischen Struktur. Menschen, die dieses Mittel brauchen, neigen dazu, immer »im Amt« zu sein. Konzentriert, zuverlässig und fleißig bis zwanghaft, wie sie sind, neigen sie dazu, die Probleme der anderen zu lösen statt die eigenen. Seelisch haben sie viel Angst. Körperlich stehen Hautprobleme, Rheuma und Gelenkbeschwerden im Vordergrund. Morgens fühlen sie sich oft wie eingerostet, unbeweglich und starr. Wenn sie sich dann wieder eingelaufen haben, überspannen sie nicht selten den Bogen bis hin zum Muskelkater, bei dem Rhus tox ebenfalls guttut.

Die Olive, der kultivierte Ölbaum der mediterranen Welt, ist ein klassisch saturnines Geschöpf, das uralt wird und dabei doch klein und bescheiden bleibt. Noch heute, über zweitausend Jahre später, leben die Ölbäume, unter denen Jesus im Garten Gethsemane seine letzten harten Momente in Freiheit verbrachte. In der Nacht dieser vorletzten Etappe seines Weges bat er um den Beistand seiner Jünger, die aber einschliefen. Es zeigt, dass manche harte Wegstrecke ganz allein zu bewältigen ist, weil die anderen fremde Angst und Schmerzen sowieso nicht teilen können.

Der Ölbaum verdankt sein hohes Alter verblüffend starker Lebens- und Regenerationskraft. Auf geringste Reste eines alten Olivenbaumes lassen sich problemlos neue Zweige pfropfen, so dass sich der Baum erneuert und weitere Jahrhunderte überdauern und guten Ertrag bringen kann. Häufig sieht man steinalte knorrige Bäume auf steinig-kargem Boden in großer Trockenheit wachsen, wobei sie nicht selten dauerhaft Steine in ihren zerklüfteten Stamm integrieren und sie gleichsam mitwachsen lassen. Die Stämme sind oft stark vernarbt, gewunden und verwachsen, manchmal hängen sie nur noch über kleine Wurzelbrücken mit dem Urgrund zusammen.

Das Blattgrün der Olive ist bläulich eingefärbt, wirkt silbern gedämpft und jedenfalls unlebendig. Die Früchte sind klein, hart und bitter; sie brauchen lange, intensive Bearbeitung und Veredelung, um genießbar zu werden, ähnlich wie der Baum strikter Beschneidung bedarf, um Frucht zu tragen. Hierin gleicht er (saturngeprägten) Menschen, die erst die Zeit zur Reife bringt und für die Gemeinschaft akzeptabel und später sogar wichtig macht. Oliven werden in Öl oder Wasser eingelegt, beides Repräsentanten der Seele, was zeigt, dass Saturn erst durch das Seelenelement genießbar wird.

In Baum und Frucht begegnen uns konservierende Kräfte, die auf der Bachblütenebene einem Menschen entsprechen, der vom Leben (leid-)geprüft, häufig krank und von Schwäche und Gebrechen gezeichnet dennoch durchhält. Olive ist das Mittel, wenn jemand energetisch am Ende ist. Noch kurz vor dem Offenbarungseid füllt es den energetischen Reservetank wieder auf.

In der Heilkunde der mediterranen Völker ist Olivenöl ein Mittel für viele Gebrechen und oft das Heilmittel schlechthin. Als Schmierstoff und Gleitmittel soll es alle möglichen Widerstände überwinden. Es wird gegen Gicht, Grieß- und Steinbildung verwendet, vor allem bei Gallensteinen. Darüber hinaus ist es eine wundervolle Nahrung, die besonders im Alter die Lebenskraft erhält.

Unter den Bäumen gehört noch die knorrige Eiche zu Saturn, die ohne jede Biegsamkeit oder gar Geschmeidigkeit ein Bild der Kraft und des Widerstandes bietet. Nach Emil Schlegel ist sie »Ausdruck des Trotzes, eine Kraft, die widersteht und bricht, wenn überlegene Einwirkungen stattfinden, im ganzen eine rohe Gestaltung«. Lieber brechend als nachgebend, ist der Baum mit ungeheurer Lebenskraft ausgestattet. Der Ausdruck »wie eine deutsche Eiche« ist dafür sprichwörtlich. Kaum wird einer ihrer Laubtriebe zerstört, schiebt sie einen neuen nach. Dabei ist ihr Wachstum langsam und ihr Holz fest, aber sehr brüchig, wenn nicht mit Wasser, dem Seelenelement, in Verbindung. Eichenbohlen in Häfen dienen zum Anlegen der Schiffe und geben diesen Halt. Schlegel sagt, dass die Eiche zur Beherrschung des flüssigen Elementes geschaffen zu sein scheint. Ihr Holz wird durch Kontakt mit Wasser immer härter statt faul wie anderes. So sind Eichenfässer begehrt und von langer Haltbarkeit. In ihnen können Wein und sein -geist über Jahrzehnte reifen. Wieder einmal scheint es, als brauche Saturn seinen Gegenpol Mond. Selbst die Eichenblätter sind ein Bild der Beharrlichkeit, bleiben sie doch dürr und leblos noch den ganzen Winter an den Zweigen hängen.

In der Natur-Heil-Kunde behandelt Eiche die »Überflüsse und Ausflüsse«, das heißt Durchfälle, Bettnässen und Schweiße. Auch bei Kropfbildungen, die ein Ausdruck von Gier und dem Drang, »den Hals nicht voll genug zu kriegen«, sind, kann sie angezeigt sein. Nach Art des Saturns reduziert sie auf das Wesentliche. Auch die Exzesse der Trunksucht sind damit erfolgreich behandelt worden, ebenso Taubheit, bei der es darum geht, wieder horchen und gehorchen zu lernen. Als Bachblüte ist Oak (Eiche) ein Mittel für den pflichtbewussten Kämpfer, der weitermacht, obwohl er (energetisch) schon am Ende ist und die Reserven längst verbraucht sind.

Die Tanne mit ihrem gedämpften Grün, das einen Stich ins Blaue zeigt, ist typisch für Saturn. Die dunkle Farbe des immergrünen Nadelbaums gab dem Schwarzwald seinen Namen. Tannennadeln sind abgerundet und stechen nicht wie die der marsischen Fichte. Als Symbol der Treue und Beständigkeit ist die Tanne der bevorzugte Weihnachtsbaum, was sie zur Zeit tiefster Dunkelheit, zu Beginn der Saturnzeit, zum Lichterbaum und Symbol der Auferstehung des Lichtkeimes aus größter Dunkelheit macht. Zur Zeit der Wintersonnenwende, wenn das Licht scheinbar verloren scheint, bekommt es in der immergrünen Tanne eine neue Chance. Selbst die Signatur der Tanne zeigt saturnine Struktur. Auf einer breiten Basis ruhend, weil sich auf Zehenspitzen der Himmel auf Dauer nicht erreichen lässt, verjüngt sie sich nach oben und verweist in ihrer Spitze auf das zu erreichende Ziel der Einheit. So wird sie in ihrer Dreiecksform auch zu einem Symbol der Hierarchie, der Herrschaft des Heiligen, die ebenfalls Saturn entspricht.

Der Schachtelhalm wächst genügsam und mit wenig Licht auf Waldböden und gehört zu den ältesten Pflanzen der Welt. Seine besseren Zeiten hat er hinter sich; früher war er viel größer und in Gestalt stattlicher Wälder vertreten. »Im Schachtelhalm experimentiert die Natur die Wirbelsäule«, sagte Emil Schlegel in Anbetracht des gerippten Stängels, der tatsächlich an unsere Weltachse erinnert und sogar noch die Abzweigungen der Rückenmarksnerven andeutet. In der Heilkunde wird er dann auch bei Schäden der Wirbelsäule, außerdem bei Haut-, Haar-, Nagel- und Knochenproblemen angewandt.

Bärlapp oder Drudenfuß hat eine ähnliche Geschichte. Vor Urzeiten ebenfalls ein riesenhaftes Baumgewächs, das sich in großen Wäldern ausbreitete, muss Lycopodium, wie der Bärlapp homöopathisch heißt, heute Bescheidenheit und Demut lernen und als Schlangenmoos oder Waldstaub, zwei seiner anderen Namen, sozusagen am Boden kriechen. Zum Teppich oder Fußabstreifer des Waldes geworden, hat er auf trockenen Böden gelernt, sich zu beugen und mit jenen Orten vorliebzunehmen, die andere eher meiden. Vom Baum zum Moos geschrumpft, dient er in der Naturheilkunde als austrocknendes Mittel bei Steinleiden, Rheuma und Gicht. Er hilft gegen nässende Hautausschläge und Altersjucken, als Streupuder auch bei Kindern, die wiederum als Vertreter des Mondprinzips den Gegenpol ins Spiel bringen.

In der Homöopathie ist Lycopodium eines der großen Mittel oder Polychreste und bezieht sich auf eine hagere, welke und eben ausgetrocknete Konstitution. Menschen, die trotz reichlichem Essen abmagern, an steifen Gliedern und schleichenden, chronischen Erkrankungen bei allgemeiner innerer Frostigkeit und entsprechendem Energiemangel leiden, kann es oft helfen. Ihre Haut ist trocken, fleckig und wirkt oft gelblich avital. Rückensteifigkeit ist typisch, das Kreuz schmerzt, als wollte es brechen.

Auch Farne blicken auf eine lange Geschichte zurück und sind ebenfalls von großen Bäumen und Wäldern zu kleinen Bodendeckern heruntergekommen oder haben sich gesundgeschrumpft. Von der Herkunft uralt, sind sie genügsam und können gut auf Licht verzichten, weshalb sie sich am Waldboden ganz wohlfühlen.

Disteln sind von ihrer Art hart und trocken wie Saturn, aber auch stachelig wie Mars. Sie wurden zum Symbol für die Mühsal und Schmerzen des Lebens und in unserer Kultur für die Leiden Christi. So sind sie auch Zeichen der Erlösung und gelten in China als Symbol für ein langes Leben, weil sie selbst abgeschnitten noch ihre Form bewahren. Die Silber- oder Mariendistel lässt wieder das Gegenprinzip Mond durchblicken und ist ein bewährtes Lebermittel (Jupiter).

Schließlich ist das Edelweiß als seltene Hochgebirgspflanze, um die sich viele Legenden ranken, bei Saturn einzuordnen. Äußerst genügsam hat sich Edelweiß an die ausgesetztesten und schwerst erreichbaren Gebirgsstandorte zurückgezogen, was sein Pflücken oft lebensgefährlich machte und seinen Ruf noch vermehrte. Als reiner, weißer Stern der Unschuld kann es Vergebung und Wiedergutmachung ausdrücken.

Landschaften und Orte

Die kargen Gegenden der Welt, ihre Wüsten und Hochgebirgsregionen, auch Salzwüsten spiegeln Saturn. Alle Stein- und Felslandschaften und insofern alles, was die Hochgebirge der Welt oberhalb der Baumgrenze bieten, gehört in Saturns Reich.

Die Namib-Wüste als trockenste und vermutlich älteste Wüstenregion der Erde ist eine (arche-)typisch saturnine Landschaft, die die genügsamsten, hitzeerprobtesten und resistentesten Tiere beherbergt wie die Oryxantilopen, die mit einem Luftkühlungssystem arbeiten. Das Bergland Tibets mit seinen an Felswände geklebten Klöstern, dem kargen, ärmlichen Leben, das außen so wenig und innen so viel hermacht, lässt ebenfalls an Saturn denken. Natürlich sind auch die eiskalten Schnee- und Eislandschaften von Arktis und Antarktis zu Saturn zu rechnen, wo es nur sehr genügsame und an Kälte bestens angepasste Wesen auf Dauer aushalten. Die Fjordlandschaften Norwegens mit ihren zerklüfteten Meereszungen, die weit ins Land reichen, und mit ihren dunklen Wäldern sind typisch Saturn wie auch die alten Gletscher Grönlands und die entsprechend kargen ausgemergelten Moränenlandschaften um sie herum. Das kalte, leere und einsame Sibirien, das für seine harten Lebensbedingungen bekannt und für seine KZ-ähnlichen Arbeitslager unter Stalin und seinen Nachfolgern berüchtigt ist, zeigt ebenfalls viel vom Saturnprinzip. Auch Kanada mit weiten, einsamen Landschaften, seinen dichten, dunklen Nadelwäldern, seiner winterlichen Kälte und seiner Menschenleere spiegelt Saturn wider. Holzfäller, die sich in diese nördlichen Wälder wagten, mussten früher harte Burschen sein. Heute verrät das sogenannte Clearcutting, das gnadenlose und ökologisch katastrophale industrielle Umlegen ganzer Wälder, immer noch eine saturnine, das Leben behindernde und verachtende Einstellung. Hier kommt die unerlöste Variante zum Vorschein, vor allem wenn man bedenkt, dass es beim langsamen Wachstum in diesen nördlichen Breiten Jahrhunderte dauern wird, bis die Bestände wieder nachwachsen.

England, das wir schon auf dem Gegenpol beim Mondprinzip antrafen, hat mit der Strenge seiner Etikette bei Hof, aber auch generell im Leben der englischen Gentlemen und ihrer Ladies viel Saturn. In streng geordneten Reihen anstehend, verraten Engländer beeindruckende Disziplin und viel Sinn für Struktur. Der Five o’Clock Tea ist ein striktes und auf der ganzen Welt, wo immer Engländer unterwegs sind, eingehaltenes, zwingendes Ritual. Selbst in der Hitze der Wüste lautet die Frage nicht: »Ob«, sondern lediglich: »Wo nehmen wir den Tee?« Sobald die Hymne »God Save the Queen« erklingt, erhebt sich der Engländer, wo immer er gerade ist, und erstarrt in einer Steifheit, die archetypisch zu Saturn gehört.

Schließlich sind Judäa und die jüdische Religion unter Saturn einzuordnen. Aus der Halbwüste stammend, sind die Stämme Israels ursprünglich arme Nomaden. Der Sündenbock, auf den man alles Dunkle und Böse, den Schatten, projizieren kann, stammt von hier. Mit der Klagemauer, an die sie ihre Köpfe schlagen oder vor der sie sich jedenfalls gebetsmühlenartig verbeugen, wenn sie mit dem Gesicht zur Wand stehen und nicht mehr ein noch aus wissen, haben sie ein klassisches Saturnsymbol zum Allerheiligsten gemacht. Der Sabbat oder Satur(n)day wird in dieser Kultur noch wirklich in saturniner Weise eingehalten; die Arbeit und mit ihr das gesellschaftliche Leben ruhen, damit ihr strenger, strafender Gott Jahwe, von dem das harte Gesetz der Vergeltung (»Auge um Auge, Zahn um Zahn«) stammt, allwöchentlich einen Tag ganz in den Mittelpunkt treten kann. In der jüdischen Gesellschaft fallen die orthodoxen, das heißt strenggläubigen Juden auf mit ihren schwarzen Gewändern schon bei Kindern, den traditionellen Beikeles oder Stirnlocken und den schwarzen, steifen Hüten. Sie arbeiten nicht und beten dafür umso mehr. Ihr Anspruch an den Staat ist gewaltig, und sie stehen ohne Scham dazu, andere, die sie verachten, für ihren Lebensunterhalt geradestehen, für sich kämpfen und das Leben riskieren zu lassen. Ihre Pubertierenden sind blass und haben praktisch alle Akne als Zeichen verdrängter Lebensfreude und Sexualität.

Saturnine Mythen

Saturn steht als Titanensohn des Himmelsgottes Uranus und der Erdenmutter Gaia und als Vater von Göttervater Jupiter-Zeus im Mittelpunkt des antiken Mythos und ist bis heute mit großen Themen unserer Zeit verbunden. Auf Geheiß seiner Mutter entmannt und entmachtet er seinen Vater Uranus, den Himmel, und setzt sich an seine Stelle. Das Nebenprodukt dieses Vatermordes ist Aphrodite-Venus, die Göttin der Liebe. Sterbend nun prophezeit ihm Uranus ein ähnliches Schicksal, und so kommt Angst in Saturns Leben. Vor diesem Hintergrund steht er auch für die Angst und Enge in unserem Leben.

Zugleich wird Saturn zum Ahnherrn des alten Gesetzes, zum Hüter des Karmas und Herrscher des Goldenen Zeitalters. Das saturnine »Wie du mir, so ich dir« – oder »Auge um Auge, Zahn um Zahn« – ist letztlich das Gesetz der Vergeltung, das nicht nur unser Altes Testament prägt, sondern auch die Scharia der Muslime. Erst Christus überwindet es mit der Gnade. In der griechischen Mythologie erleidet Chronos-Saturn das vorhergesagte gleiche Schicksal, wie er es seinem Vater beschert hat. Er wird von seinem Sohn, Jupiter-Zeus, entmachtet. Aber der lässt wie Christus Gnade vor Recht ergehen und bringt nun eine ganz andere Stimmung ins Leben.

In Wahrheit hängen die meisten Menschen unseres Kulturraumes aber noch immer zwischen diesen beiden Ebenen. Die wenigsten haben den Schritt zur christlichen oder jovischen Ebene des Verzeihens und der Nächstenliebe konsequent geschafft. So braucht es uns auch nicht zu wundern, wenn die Mehrheit der »Christen« weiterhin dem jüdischen Gesetz der Zehn Gebote anhängt und die Neuauslegung von Christus konsequent übersieht. Jesus sagt sinngemäß: »Moses hat euch gesagt, ihr sollt nicht stehlen, ich aber sage euch, wer nur seines nächsten Hab und Gut begehrt, ist bereits schuldig.« Das mag auf den ersten Blick noch strenger erscheinen – nach dieser Neuauslegung sind wir alle an allen Zehn Geboten schuldig –, doch nun könnten wir mit uns und unseren Mitmenschen insgesamt gnädiger umgehen. Aber die große Mehrheit steht weiter auf das jüdisch strenge Gesetz Jahwes, das heißt, sie vollzieht den Schritt zu Jupiter nicht, sondern hält es weiter mit Saturn.

So bleiben Vergeltung und Rache weiterhin zentrale Elemente nicht nur der Welt-, sondern meist auch der Familienpolitik. Die erlöste Variante dieser Haltung wird in der Aufforderung deutlich, niemandem etwas anzutun, von dem man nicht will, dass es einem selbst geschehe. Doch so schön diese erlöste Variante klingen mag, es steckt Angst vor Vergeltung als Triebkraft dahinter. Mythologisch zeigt sich dieser Zusammenhang in der Tatsache, dass aus dem herabtropfenden Blut bei dem von Chronos-Saturns an Uranus vollzogenen Kastrierungsakt die Erinnyen, die Rachegöttinnen, entstehen. Sie rächen den Verrat an der Mutter, da Chronos-Saturn hier die Kränkung von Gaias Muttergefühlen und deren Kindern durch Uranus vergilt. Später in der patriarchalen Zeit verfolgen die Erinnyen jedoch Vatermord und Meineid.

Aus Angst vor dem Orakelspruch, dass Gleiches mit Gleichem vergolten werde, verschlingt Saturn seine eigenen Kinder, damit keines von ihnen zu seinem Mörder werde. Damit macht er sich auch zum Ahnherrn all jener, die versuchen, das Schicksal auszutricksen und ihm zu entkommen. Das sind nicht bloß in der Antike die Eltern von Ödipus, sondern bis heute all jene Menschen, die beim Universum bestellen, aber nicht bezahlen wollen, all die Wunschapostel und Rattenfänger und natürlich jene, die ihnen glauben. Wer hofft, mit positivem Denken und Affirmationsakrobatik seinem Schicksal zu entkommen oder ihm ein Schnippchen zu schlagen und sich vor den anstehenden Lernaufgaben drücken zu können, ist hier und bis heute betroffen. Es wird ihm so gehen wie Saturn, der schließlich von seiner eigenen Frau und Schwester Rhea, der Fließenden, überlistet wird, die sich seinem strengen, konservativen Regime widersetzt. Sie bringt das Leben wieder in Fluss, indem sie ihren jüngsten Sohn Zeus vor Saturn verbirgt, so dass dieser ihn nicht verschlingen kann. Ihrem gefräßigen Mann gibt sie stattdessen einen in Windeln gewickelten Stein. Als Mundschenk getarnt, schmuggelt sich Zeus später zu seinem Vater und kredenzt ihm einen Trank nach Rezept von Rhea, der ihn all die von ihm verschlungenen Kinder wieder erbrechen lässt. Alles Verdrängte kommt eben irgendwann wieder hoch. Auch dieses Gesetz verdeutlicht Saturn.

Weiterhin steht er als Chronos-Saturn und Gott der Zeit auch dafür, dass die Zeit ihre Kinder verschlingt. Wie sehr dieses Gesetz noch immer unser Leben bestimmt, wissen und spüren wir alle. Oft ist es hilfreich, wenn man sich von der Zeit und den mit ihr verbundenen Problemen unter Druck gesetzt fühlt, darüber nachzudenken, wie das Ganze rückwirkend mit dem Abstand von zehn Jahren aussehen wird. Jede Zeit bringt Probleme mit sich, aber sie verschlingt und relativiert sie auch wieder.

Chronos-Saturn aber hat Glück (Jupiter) im Unglück (Saturn) und erfährt Gnade. Er wird weder entmannt noch ermordet, sondern nur verbannt, ein Schicksal, das bis heute viele Tyrannen teilen. Grausame Potentaten dieser Welt werden ja nicht – nach dem Gesetz von Saturn – mit dem Internationalen Strafgerichtshof und Vergeltung konfrontiert, sondern erfahren oft die Gnade luxuriösen Exils. Dort wollen sie sich mit den zusammengestohlenen Millionen oder Milliarden dann ein schönes Leben machen. Sie können es aber nicht wegen der inneren Verfolgung durch die erwähnten Erinnyen und andere Furien und Instanzen des Ausgleichs aus der Seelen-Bilder-Welt.

Saturn zeigt jedoch auch eine Entwicklungsmöglichkeit. Vom alles verneinenden Gott unbarmherziger Alleinherrschaft wandelt er sich zum weisen Gott (Di-)Janus, dem Zweiköpfigen, der von nun an beide Seiten sehen kann und den Menschen Frieden und Kultur bringt. Damit macht Saturns Mythos auch deutlich, wie ungleich besser das Leben und auch dieses Prinzip gedeihen kann, wenn es unter der Oberhoheit gnädiger Nachfolger wie Jupiter oder Christus wirkt.

Als Hüter der Schwelle ist Saturn im spirituellen oder als Sensenmann im profanen Bereich schließlich noch die gefürchtete Instanz, die alles Unwesentliche abschneidet und dazu zwingt, es zurückzulassen. Damit vertritt er eine brandaktuelle Thematik, denn die überwiegende Mehrheit der modernen Menschen kümmert sich fast ausschließlich um materielle Angelegenheiten und damit um Dinge, die beim letzten Übergang nur im Weg sind. Alle Traditionen kennen diese Falle und machen Witze darüber, aber die meisten laufen stur weiter in sie hinein. In der christlichen Version heißt der entsprechende Witz: Der alte steinreiche Mann liegt auf dem Sterbebett. Die Professoren der Medizin haben den Kardinälen Platz gemacht, während der Sterbende jammernd stammelt: »Könnte ich doch wenigstens meine Golddukaten mitnehmen.« Vorlaut sagt der Messdiener: »Die würden bei Ihnen sowieso gleich schmelzen.«

Tod und Sterben ist Thema von Saturn, der wie kein anderes Prinzip für die Endlichkeit und die Begrenzung des Lebens steht.

Im Jedermann und anderen Volksstücken wie dem Brandner Kaspar und das ewig’ Leben ist der Versuch thematisiert, dem Sensenmann ein Schnippchen zu schlagen. Kein Bereich ist heute wohl so verdrängt wie das Sterben, und nichts belastet unser Leben so sehr wie diese Verdrängung. Hier liegt ein riesiger Aufgabenbereich, der von der Sterbebegleitung bis zum Verständnis des Todes reicht. Das kleine Buch Die große Verwandlung – wir sterben und werden weiterleben gibt dem Raum.

Saturn ist mit seinen Hindernissen und Hemmnissen auch zuständig für alles Leid und die entsprechenden Krankheitsbilder. Sie sind es aber auch, die Menschen in ihrer Entwicklung am meisten voranbringen. Dafür steht das Thema der Krankheitsbilder-Deutung der Bücher Krankheit als Weg bis Krankheit als Symbol. Alle Krankheitsmythen gehören letztlich zu Saturn.

Schließlich konfrontiert uns Saturns Mythos noch mit zwei zentralen Archetypen des Alters: dem unbarmherzigen und unbelehrbaren Alleinherrscher und dem gnädigen, guten alten König. Ersteren sehen wir überall auch in der Öffentlichkeit etwa in den alten Despoten der Welt von Arabien bis China. Letzterer ist selten, aber es gab ihn in Gestalt von König Hussein von Jordanien oder heute noch in Bhumibol von Thailand und Prince Charles könnte einer für England werden. Nachdem das Gewissen ebenfalls zu Saturn gehört, liegt hier auch die Chance der Entwicklung vom einen zum anderen Pol.

Saturn vermittelt auch noch das Urbild vom Vater, das heute so sehr fehlt. Junge Leute, die sich gar nichts aus der katholischen Moraltheologie machen, himmelten auf der Suche nach einem guten Papa trotzdem und zu Abertausenden den greisen, kranken Papst Johannes Paul II. an. In so vielen Familien bemühen sich alleinerziehende Mütter nach Kräften, können aber natürlich die Vaterrolle nicht ersetzen. Somit ist die schon früher vom Psychoanalytiker Alexander Mitscherlich entdeckte vaterlose Gesellschaft weiter auf dem Vormarsch, und dieser wichtige Archetyp bleibt weitgehend vakant.

Wenn seine dunklen Seiten und anspruchsvollen Forderungen ernstgenommen und erfüllt werden, kann sich dieses Lebensprinzip auch als Glück erweisen. Das vierblättrige Kleeblatt, das mit der Vierheit an die irdisch saturnine Welt der Materie erinnert, bringt ebenso Glück wie der Kaminkehrer, der als schwarzer Mann an die Schattenwelt erinnert. Ein Glücksbringer ist auch das Hufeisen vom Pferdefuß des Todes.

Politik(er)

Konrad Adenauer, der erste deutsche Nachkriegskanzler, war auch äußerlich ein sehr saturngeprägter hagerer Mann, der figürlich zu seinem ausufernd jovisch geprägten Wirtschaftminister Ludwig Ehrhard ein vollkommenes Kontrastprogramm bot. Erst spät im Leben kam er als Kanzler an die Macht, bewältigte die Aufräumungsarbeiten der Nachkriegszeit, holte die Kriegsgefangenen zurück und konsolidierte das geschlagene Deutschland in eindrucksvoller, aber auch zugleich bescheiden auftretender Weise. Mit Bonn als Hauptstadt verschwand der Großmachtanspruch auch schon äußerlich, und rheinisches Wirtschaftsdenken bestimmte das Geschehen. Mit Fleiß und Engagement machten die Deutschen unter Adenauers Führung aus der von England zur Diskriminierung deutscher Waren durchgesetzten Strafbezeichnung »Made in Germany« ein weltweit anerkanntes Markenzeichen für Qualität und Wertarbeit. Als dem schon betagten, aber noch sehr rüstigen Adenauer auf einer fortgeschrittenen Geburtstagsfeier von einem Laudator gewünscht wurde, er möge hundert werden, entgegnete der gläubige Katholik in rheinischem Dialekt: »Warum woll’n se denn Jottes Jüte so begrenzen?« Nach dem englischen Admiral Sir Walter Raleigh war er wohl der berühmteste Boule-Spieler der Welt. Jedes Jahr fuhr er in denselben italienischen Urlaubsort und spielte dort mit großem Ernst Boccia.

Der Hanseat Helmut Schmidt zog als Hamburger Innensenator während der Flutkatastrophe das Krisenmanagement und danach die Aufräumungsarbeiten in so vorbildlicher Weise durch, dass es ihn über seine Heimatstadt hinaus bekannt machte. Als Schmidt-Schnauze hatte er in jüngeren Jahren auch marsische Einschläge, die bei manchem politischen Gegner schwer einschlugen. Sich und den seinen machte er es nie leicht, aber häufig schwer. Seine Regierungszeit war von sachlicher Arbeit geprägt, doch auch von heftigen Auseinandersetzungen um den rechten Weg mit den Jungsozialisten aus dem eigenen Stall. Mit seinem hohen Abstraktionsniveau und seinem klaren Verstand brachte er viele seiner Genossen an deren Grenzen; die Auseinandersetzung mit dem Terrorismus (Pluto) in Deutschland brachte ihn an seine, wie er offen und freimütig bekannte. Er übernahm von dem Charismatiker Willy Brandt, der Ikone der Ostpolitik, die Regierungsgeschäfte und führte sie mit Konsequenz und Sachlichkeit, aber auch mit Respekt – etwa für seine glücklosen Gegner. Krankheitsbilder prägten sein Leben, aber auch nachdem sein Herz nicht mehr so wollte und er sich einen Herzschrittmacher einbauen ließ, arbeitete er konsequent weiter und blieb seiner hanseatisch sachlichen Linie treu bis zum Abschied aus der Politik, den er mit Larvieren und Anpassen wohl hätte verhindern können. So etwas war jedoch nie seine Sache und schon gar nicht sein Stil. Seiner soliden Geradlinigkeit treu, ging er lieber, als sich verbiegen zu lassen – eine Haltung wie eine deutsche Eiche. Und er konnte immer zwischen Amt und Privatangelegenheiten sachlich trennen. Die Anliegen seiner Frau, der engagierten Naturschützerin Loki, drangen über ihn nie in die Politik, er verschlief sogar die grüne Entwicklung für seine Partei. Offenbar war er da zu stur, sonst hätte er seiner Partei rechtzeitig die aufkommende Zukunftsthematik ins Stammbuch schreiben können.

Mit über neunzig Jahren wirkt Helmut Schmidt nun wie ein Relikt aus einer anderen Zeit. Er hat aber immer noch sein klares, schnörkelloses, nordisches Denken und die für ihn typische Konsequenz und Bescheidenheit, mit der er etwa mit Loki immer im Reihenhaus in Hamburg wohnen blieb. Fragen, die er nicht beantworten will, weil sie die Tagespolitik betreffen, beantwortet er einfach nicht. Und das entspricht wundervoll der Weisheit des Alters, das den Überblick hat und sich in nutzlose Streitereien nicht mehr einmischt. Schmeicheleien und Schönfärberei war nie seine Sache, die höchste Form von Anerkennung erwies er dem späteren Finanzminister Steinbrück, indem er äußerte, bisher habe der keine Fehler gemacht.

Die Grenze zwischen Konsequenz und Sturheit ist bei Schmidt sehr klar gezogen, gerade auch wenn er stur an seinem Zigarettenkonsum in aller Öffentlichkeit festhält. So dürfte er der am besten geräucherte und haltbar gemachte Politiker der Republik sein. Bis ins Alter ist der Sozialdemokrat seiner eher konservativen Linie treu geblieben und – wie es sich für einen richtigen Steinbock-Geborenen gehört – bestens konserviert.

Mao Tse-tung, der große Vorsitzende der chinesischen Kommunisten, der die armen Bauernmassen Chinas aus Leibeigenschaft und ärmlichsten Verhältnissen befreite, ging später für seine Ideen mit unglaublicher Härte über Leichen wie niemand vor ihm. Wohl kein Herrscher dieser Welt hat so viele Millionen Menschen an seinen Ideen leiden und sterben lassen. Mao machte zeitlebens sein Wort zum Gesetz und hielt mit erschreckender Hartnäckigkeit an offensichtlich gescheiterten Kampagnen wie dem »Großen Sprung nach vorn« oder der Kulturrevolution fest. Für seine Vorstellungen, die er in dem einfachen und philosophisch anspruchslosen kleinen roten Büchlein zusammenfasste, starben schon im Befreiungskampf Millionen Chinesen, und bei fast jeder neuen Kampagne gab es weitere Millionen Opfer. Er aber blieb bei der Idee der permanenten Revolution.

An den einmal gefassten Überzeugungen mehr stur als konsequent festhaltend und am Ende seine Lebens an Parkinsonscher Schüttellähmung erkrankt und sichtbar leidend, wurde er zu einem Monument der Unbeugsamkeit. Mit dem erstarrten Maskengesicht, das zugleich vor Schweiß glänzend auch Salbengesicht heißt, verkam er zur Karikatur des großen Vorsitzenden. Schon auf den Tod erkrankt und extrem geschwächt, wurde er nur noch einmal pro Jahr gleichsam ausgepackt und dem Volk im Jangtse schwimmend vorgeführt. Wohl von der Idee besessen, dass es ohne ihn nicht gehe und das große rote Reich wieder zerfallen könne, verheimlichte seine Umgebung seinen erbärmlichen Zustand völliger Erstarrung und weitestgehender Leblosigkeit.

Auch eine so schreckliche Figur wie Josef Stalin ist beim Saturnprinzip anzutreffen. Mit eiskalter, grausamer Härte, die jene der Zarenherrschaft noch weit in den Schatten stellte, machte er Russland zu einem einzigen Gulag und Arbeitslager. Dabei war er brutal und berechnend genug, Rivalen wie Trotzki, die ihm geistig überlegen waren und seinen orthodoxen Starrsinn ablehnten, so oder so kaltzustellen. Wer nicht umgebracht wurde, kam nach Sibirien und wurde in der Verbannung mit erbarmungsloser Kälte abgestraft. Stalins Säuberungswellen waren so sprichwörtlich wie gewaltsam und löschten eine ganze Generation von Nachkriegskommunisten aus.

Feuilleton

Zu Saturn gehört die strenge klassische Musik, wie sie sich in Fugen ausdrückt, aber auch in Kammer- und Hausmusik. Oratorien und Requien sind bei ihm angesiedelt. Tanz ist eigentlich gar nicht seine Sache, hier werden höchstens streng geordnete bis steife Tanzformen wie Polonaise und Quadrille getanzt.

Der für Saturn typische Baustil ist die frühe Gotik, bei der alles strengen Gesetzen folgt, nach oben strebt und Kathedralen zu wahren Gebirgen aus Stein werden. In der bildenden Kunst treffen wir auf Litho- und Kalligraphie und überhaupt auf die Zen-Kunst. Holz-, Linol- und Scherenschnitt sind hier zu finden wie auch die gotische Malkunst und die Ikonenmalerei. Darüber hinaus gehört die Bildhauerei zu Saturn, bei der Steinmetze – als Künstler und Handwerker zugleich – härtestem Material wie Marmor bleibende Formen abtrotzen.

Schriftstellerei ist (arche-)typisch Saturn, wenn sie sich mit Tragödien und Melodramen befasst, ebenso Fachliteratur im Generellen.

Berühmte Schauspieler unter diesem Prinzip waren solche Monumente der Film- und Bühnenkunst wie Gustav Gründgens und Jean Gabin und heute Ben Kingsley, der etwa Gandhi so unvergleichlich darstellte.

Besonders typisch für dieses Prinzip ist Marlene Dietrich. Die Tochter eines Polizeileutnants, eines Ordnungshüters, verfolgte sehr zielstrebig ihre Karriere als Schauspielerin. Der Durchbruch gelang ihr in dem Film Der blaue Engel als berechnende und kaltherzige Lola. Fortan bestach sie mit ihrer kühlen, herben Schönheit und distanzierten Erotik. Sie machte strenge Hosenanzüge für Frauen salonfähig. Nachgesagt wurden ihr eiserne Disziplin bis hin zu Rigidität und bewundernswerte Konsequenz. So ließ sie sich nie von den Nazis kaufen, sondern wanderte in die USA aus und kam erst nach dem Krieg mit deren siegreicher Armee als deren Major zurück nach Deutschland. Ihre klassische Schönheit behielt sie bis ins hohe Alter. Saturnin konsequent zog sie sich am Ende ihres Lebens total zurück und lebte eine besondere Art des Einsiedlerlebens.

Das Leben der österreichischen Kaiserin Elisabeth stand ebenfalls unter diesem Stern. Sie hatte so gar nichts gemein mit dem kitschigen Sissibild der Filme. Saturn begegnete ihr in Form der strengen Etikette am Wiener Hof, an der sie immer mehr zerbrach. So flüchtete sie sich in ihre Magersucht und diverse andere Krankheiten und zog sich immer mehr in die Einsamkeit zurück, wo sie Gedichte über tote Helden schrieb und mit Todessehnsucht ihre Depressionen pflegte.

Typische Vertreterinnen dieses Prinzips sind auch Silvia Sommerlath, bürgerliche Königin von Schweden, und Kate Middleton, die Prinzessin des englischen Thronfolgersohnes William. Man muss schon sehr viel dieses Prinzips in sich haben, um sich als bürgerliche junge Frau in die Rolle einer solchen Leitfigur zu begeben und den Druck dieses reglementierten Lebens in der Öffentlichkeit auszuhalten, immer gute Miene zum oft bösen Spiel zu machen, in jedem Fall aber seine Gefühle unter Kontrolle zu haben.

In diese Reihe gehört auch Carla Bruni, die es gestützt auf dieses Prinzip geschafft hat, vom ausgeflippten Model zur First Lady von Frankreich zu werden und dabei eine untadelige und unantastbare Figur macht.

In der Vergangenheit, der Zeit des Saturnprinzips, war Molière mit seinem Werk voll harter Kritik von Saturnenergie geprägt wie auch Edgar Allan Poe, der uns ein schauerliches Gruselkabinett rund um den Tod hinterließ und als Ahnherr der Horrorfilm-Faszination gelten kann. Die Schriftstellerin Simone de Beauvoir, die lange, bevor es modern wurde, für die Rechte der Frauen eintrat und als Lebenspartnerin von Jean-Paul Sartre diesen ein Leben lang siezte, verkörpert ebenfalls Saturn.

In der Medizin war Paracelsus vom Saturnprinzip geprägt und für seine strikten Grundsätze bekannt, etwa wenn er sagte, gegen jedes Gebrechen sei ein Kraut gewachsen oder ein Arzt, der nichts von Urprinzipien (Astrologie) verstehe, sei keiner. Er legte viele Grundlagen, etwa als er lange vor Hahnemann die Ähnlichkeitsregel »Similia similibus curentur (»Ähnliches möge Ähnliches heilen«) formulierte. Auch die Krankheitsbilder-Deutung lässt sich bei ihm schon im Ansatz erkennen, wenn er sagt, ein Arzt müsse aus der Umgebung des Patienten auf dessen Krankheitssymptome schließen können und umgekehrt aus diesen auf die Lebensumstände.

Johannes Kepler war stark vom Saturnprinzip geprägt als im Zeichen Steinbock-Geborener und zusätzlich mit drei Planeten im Steinbock auf den Lebensweg geschickt. Er entdeckte Grundlagen der Himmelsmechanik, so wie der ebenfalls unter dem Saturnprinzip angetretene Isaac Newton die Basis der Mechanik von Himmel und Erde legte. Louis Pasteur, seines Zeichens Steinbock und im Banne des Saturnprinzips, fand die Grundlagen der Hygiene. Bis heute ruinieren wir die für Erwachsene an sich schon ruinöse Milch nach seinen Vorgaben noch weiter.

Vivekananda, der die Yoga-Sutren des Patanjali interpretierte und damit den Yoga systematisierte, gehört ebenfalls unter das Saturnprinzip, genau wie Paramahansa Yogananda, der den Kriya-Yoga zu uns brachte und mit seinem Buch Autobiographie eines Yogi der Spiritualität des Westens einen großen Schub gab.

(Arche-)typische Problemkette

Wachsende Bürokratie und Kontrolle

Der deutsche oder österreichische Beamte hatte ursprünglich einen guten Ruf, war er doch mit dem Staat identifiziert und garantierte dessen einwandfreies Funktionieren. Doch das Bild hat sich gewandelt. Die Zahl der Beamten ist gewaltig gestiegen; Staat und Verwaltung funktionieren deswegen aber keineswegs besser. Mit ihrer Tendenz, immer neue Behörden zu gründen und in der EU neue Kommissionen, verfestigt sich zunehmend die Befürchtung, Beamtenheere könnten den Staat auffressen mit ihrer Tendenz, an alten Privilegien festzuhalten und sich ständig neue zu schaffen, ohne die Leistungsbereitschaft zu erhöhen wie andere Berufsstände unter dem Druck des Zeitgeistes. Die Lage ist auch kaum mehr zu ändern, denn Beamte haben klammheimlich die Parlamente erobert – Zeit haben sie genug – und lassen dort keine Gesetze gegen die Interessen ihres Standes zu. Tatsächlich erhalten sie mit ihrem Bestreben, alles festzulegen und zu bürokratisieren, sogar noch das Ständewesen, den Klassenstaat und in krassen Fällen wie in Indien sogar das Kasten(un)wesen.

Andererseits werden auch immer mehr Beamte gebraucht, zum Beispiel um den Überwachungsstaat auszubauen, der alles kontrolliert. Das will zwar niemand, aber es geschieht ständig. Unter dem Druck des Terrorismus werden riesige Areale wie etwa die Londoner City komplett mit Videokameras überwacht. Diese Tendenz zunehmender Kontrollen findet sich von mautpflichtigen Autobahnen bis hin zur genetischen Registrierung ganzer Bevölkerungsgruppen zur Verbrechensbekämpfung. Der Überwachungsstaat wird immer mehr Wirklichkeit, wobei sich der Einbau von Chips bisher noch auf Hunde im Grenzverkehr beschränkt. Irgendwann werden auch wir solche Chips bekommen, und wer sich dem verweigert, kann sicher sein, mittels praktischer Versprechen – Vereinfachung des Zahlungsverkehrs und besser verfügbarer Krankendaten – gelockt oder durch ausufernder Kontrollen so lange schikaniert zu werden, bis er einwilligt.

Sterben und Tod in modernen Zeiten

Weniges wird bei uns so verdrängt wie das Ende des Lebens, der Tod. Wohl in keiner Gesellschaft haben sich die Menschen so vor ihrem Ende gefürchtet und waren so schlecht darauf vorbereitet wie in unserer modernen. Der Verfall des christlichen Einflusses und der alles überlagernde Materialismus haben den Sensenmann oder gar Hüter der Schwelle zu Schreckgespenstern gemacht.

Die Schattenverdrängung findet bei diesen klassischen Schattenfiguren ihren Höhepunkt. Die Endlichkeit unseres Lebens ist kein Thema mehr, die bewusste Auseinandersetzung mit dem Tod fällt aus, dafür entwickeln wir zunehmend Depressionen als unbewussten Ersatz. In der Depression beschäftigen sich die Betroffenen ständig mit dem Sterben in Gestalt von Selbstmordgedanken, sind aber in der tiefen Depression wegen der damit verbundenen Antriebshemmung nicht fähig, Hand an sich zu legen. Aufgrund der oft massiven Schlafstörungen haben sie für die auf primitivstes Niveau abgerutschte Beschäftigung mit dem Tod im Stil von Strick oder Kugel, Gift oder Gas besonders viel Zeit.

Im Sinne von Krankheit als Symbol haben wir gar nicht die Wahl, ob wir uns mit dem Sterben beschäftigen, sondern lediglich die Wahl der Ebene. Alles spricht für die religiöse oder Bewusstseinsebene etwa wie im tibetischen Totenbuch. Die durch die Arbeit der Sterbeforscherin Elisabeth Kübler-Ross und anderer in Aufwind gekommenen Hospizvereine und -einrichtungen helfen unserer westlichen Gesellschaft, den verlorenen Bezug zu Leid, Schmerz, Sterben, Tod und Trauer ganz bewusst wieder zurückzugewinnen. Was früher eher natürlich aus dem Familienbezug erwuchs, wird heute gesellschaftlich und zielgerichtet erarbeitet und errichtet. Ausbildungen zur Sterbebegleitung, der Respekt vor dem Sterben und der Trauer werden wieder ins Bewusstsein und in die Gesellschaft zurückgeholt.

Medizin

Saturnine Orte im Körperland

Typisch für das Saturnprinzip sind das Skelett und alle Knochen, die Halt und Struktur geben, die den aufrechten Gang und die Aufrichtigkeit ermöglichen. Die Wirbelsäule als unsere Weltachse, um die sich alles dreht, ist hierfür der Garant. In doppelter Weise zum Saturnprinzip gehörig ist das Knie(gelenk), das mit dem Niederknien die klassische und immer unpopulärer werdende Geste der Demut garantiert. Auch die Zähne und ganz besonders ihr Schmelz, das Adamantin und härteste Material des Körpers überhaupt, gehören zu Saturn.

Wenn der Zahn der Zeit an uns nagt, sind im Alter viele Regionen und Organe anfällig für chronische Krankheitsbilder, die die Themen Zeit und Krankheit miteinander verbinden. Der Zahnersatz fällt in diese Zeit des Alters und ist ein Zeichen, dass der marsische Biss auf der Strecke des Lebens geblieben ist und nun durch Prothesen und damit Vortäuschung falscher Tatsachen der Schein von Vitalität aufrechterhalten wird. Prothesen aller Art häufen sich in der saturninen Zeit des Alters und ersetzen bereits verbrauchte und ausgefallene Strukturen wie vor allem Hüft-, aber auch Kniegelenke.

Die Haut als Grenzorgan gehört ebenfalls zu Saturn, wohingegen sie als Kontaktorgan beim Waage-Venusprinzip zu finden ist. Sie muss uns vor der äußeren Welt schützen, aber auch zusammenhalten.

Die Ohren sind noch zu erwähnen, deren Fähigkeiten nicht selten im Alter nachlassen im Sinne von Altersschwerhörigkeit. Nach dem Motto »Wer nicht hören will, muss fühlen« kommt auch hier der Gegenpol Mond ins Spiel. Die Ohren weisen den Weg vom Hören über das Horchen bis zum Gehorchen. Falls er verweigert wird und ein Leben lang zu wenig nach innen gehorcht wurde, folgt Schwerhörigkeit. Sie ermöglicht dem Menschen, die im Alter so notwendige Stille herzustellen und sich damit Rückzugsmöglichkeiten aus Oberflächlichkeiten, den Ansprüchen der Gesellschaft und Verpflichtungen der Familie zu schaffen.

Krankheitsbilder

Krankheit ist, wie schon erwähnt, im Allgemeinen zu Saturn zu rechnen, denn sie beschränkt uns in unseren Möglichkeiten, begrenzt unsere Lebenserwartung, hindert uns am gewohnten Leben und zwingt zu Ruhe und Schonung oder führt zum Schluss zum Tod. Nachdem alle chronischen Krankheitsbilder zum Saturnprinzip gehören, sind doch einige wie Rücken- und Knieprobleme oder Schwerhörigkeit im doppelten Sinn saturninen Charakters.

Zur Volkskrankheit gewordene Rückenbeschwerden sind der Grund für das Gros der Frühpensionierungen und treten tatsächlich immer früher im Leben auf. Schon Schulabgänger leiden häufig unter Fehlhaltungen, die konkret deutlich machen, wie problematisch die Haltung für viele zum Leben ist.

Die beiden großen Themen hinter Rückenproblemen sind zum einen Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit und die offenbar immer größere Schwierigkeit, sich geradezumachen, zu sich zu stehen und das Leben offen und ehrlich zu konfrontieren. Zum anderen entstehen schmerzhafte Probleme durch Lasten, die wir mit uns herumschleppen und durchs Leben tragen, durch Verantwortung, die bewusst wie unbewusst zu übernehmen ist im Sinne von Bürden, die wir freiwillig oder unfreiwillig geschultert haben und solche, die wir aufgeladen bekamen, ohne uns das wirklich einzugestehen. Die Last der Existenz kann sich, falls das Thema nicht bewusst ist, im Lendenwirbelsäulenbereich als Lumbago, Ischialagie oder eben LWS-Problematik niederschlagen. Ungeführte Bewegungen, zu denen man nicht steht, führen zu Hexenschüssen. Genereller Bewegungsmangel und eine falsche Sitzhaltung verursachen einen großen Teil der Rückenprobleme.

Die spezielle Wirbelsäulenerkrankung des Morbus Bechterew lässt die an sich weichen und als eine Art Beilagscheibe gedachten mondhaften Bandscheiben verknöchern. Die doppelte S-Form der Wirbelsäule wird aufgehoben, und es entsteht die typische kerzengerade Bambusstab-Wirbelsäule. Sie zwingt den Kopf in eine immer extremer werdende Beugung und Betroffene, ständig den Blick zur Erde zu richten und unausgesetzt ihr Thema, das Weibliche beziehungsweise Mutter Erde, anzusehen.

Steinbildungen wie Nieren- und Blasen- sowie Gallenblasen-und Kotsteine sind hier zu erwähnen, zudem Zahnstein. Solche Versteinerungen entstehen durch Stoffwechselschlacken, also nicht ausscheidbare Reste von Verarbeitungsprozessen. Diese Schlacken fallen aus und verbacken zu Steinen. Sie machen im Mund aus der Phalanx der Einzelkämpfer mittels Zahnstein eine gewaltige, festgefügte Mauer. Die solcherart verbundenen Zahnreihen wirken zwar solider, aber sie schaden den als Einzelkämpfer angetretenen Zähnen auf Dauer, da sie ihre Gesundheit unterminieren. Nieren-, Blasen- und Gallensteine blockieren Energieflüsse und führen zu Koliken, geburtsartigen Austreibungsanstrengungen des Organismus, um die Hindernisse loszuwerden. In den Nieren verfestigen sich partnerschaftliche Themen aus dem Venusfeld, in der Gallenblase Themen aus dem Aggressionsbereich, und in der Blase haben sich Versteinerungen aus dem Seelenabwasser gebildet, die längst hätten losgelassen werden müssen.

Auch arteriosklerotische und letztlich alle sklerosierenden, also verhärtenden Prozesse wie die Volkskrankheit Arterienverkalkung gehören zu Saturn. Kalkeinlagerungen behindern den Blutfluss und führen zu einer Reihe schwerwiegender Einschränkungen. Insofern haben Herzprobleme wie Angina Pectoris und Infarkt, Durchblutungsstörungen wie die Claudicatio Intermittens und der Schlaganfall immer eine saturnine Basis.

Muskelverhärtungen gehören ebenfalls in das Reich von Saturn wie auch Verkürzungen lebenslang ungedehnter Muskulatur.

Knochenkrankheiten, vor allem Osteoporose, sind in doppelter Hinsicht zu Saturn zu rechnen, geht es hier doch um eine Auszehrung des Knochens beziehungsweise seinen Schwund. Ab der Lebensmitte, der Zeit des Wechsels, steht es an, sich für den Rückweg im Lebenskreis bereitzumachen und Ballast abzuwerfen. Falls das im übertragenen Sinn nicht geschieht, muss im Sinn von Krankheit als Symbol wiederum der Körper einspringen, in diesem Fall durch Knochenentkalkung. Das macht den Organismus leichter, aber das Leben schwerer, denn es bringt die Gefahr von Knochenbrüchen – vor allem des Oberschenkelhalses – mit sich und die von Wirbeleinbrüchen, was zu Bildern wie dem sogenannten Witwenbuckel führt. Besonders schädlich für die Knochen ist Milch35 und alles, was daraus entsteht, entgegen allen von der entsprechenden Industrie propagierten Parolen. Sie gehört als Muttermilch zum Gegenprinzip Mond.

Alle chronischen, sich lange hinziehenden Krankheitsbilder fallen wie schon erwähnt in das Reich von Chronos-Saturn, der die Zeit hat, lange missachtete, das heißt nicht gelernte Themen nun mit großer Geduld zum Ausdruck zu bringen. Hier sind Prozesse wie Rheuma zu nennen, das mit dem typischen Gefühl von Eingerostetsein am Morgen und einem zähen, mit Leid und Schmerz belasteten Lebensgefühl verbunden ist und Betroffene mittels Schmerz durch Verbrauch und Abbau der Gelenke in Ruhe und zum Stillhalten zwingt.

Atrophien (Rückbildungen) von Organen und Geweben sind ebenso dem Saturnprinzip zuzuordnen. Jedes Organ entspricht mindestens einem Lebensprinzip und damit -thema. Wird dieses Thema nicht im übertragenen Sinn losgelassen, muss wiederum der Körper einspringen und diese Aufgabe übernehmen. Während aber bewusstes Loslassen auf geistiger Ebene das Leben fördert, ist konkretes Loslassen auf materieller Ebene fast immer mit Leid und hier auch mit gefährlichen Funktionsausfällen belastet. Solche Loslassaufgaben kommen vor allem in der zweiten Lebenshälfte auf uns zu, weswegen Atrophien meist auch in diesen Lebensabschnitt fallen.

Hautkrankheiten wie die Schuppenflechte sind in doppelter Hinsicht saturngeprägt. Die Grenze wird hier gepanzert und viel wertvolles Körpereiweiß für die Grenzrüstung verbraucht. Wie ein Ritter in seiner Rüstung gewinnen Betroffene Sicherheit und zahlen dafür mit Mangel an lebendigem Austausch, Flexibilität und Beweglichkeit. Die Aufgabe liegt darin, andere Methoden – wie Schlagfertigkeit – zu entwickeln, um sich so vor Angriffen zu schützen und für innere Sicherheit zu sorgen.

Unter jungen Mädchen zur Seuche gewordene Magersucht, die mit ihrer Abzehrung und völligen Fettreduktion ebenso hierher gehört, verrät eine Weigerung, Frau zu werden, und wird durch die Tendenz, weibliche Formen und Funktionen wie Brüste, Hüften, Periode wegzuhungern, lebensbedrohlich. Betroffene drohen tatsächlich damit, sich im wahrsten Sinne des Wortes zu »verdünnisieren«. Darin wird eine generelle Fluchttendenz deutlich, die zum Neptunprinzip gehört, während das Erscheinungsbild von Saturn geprägt ist.

Bedenkt man außerdem die schon erwähnten dramatisch zunehmenden Depressionen, das mit Abstand teuerste Krankheitsgeschehen in den Industrienationen, und das ebenfalls erschreckende Ausmaße annehmende Burn-out-Phänomen, das immer mehr jüngere Menschen trifft, so wird deutlich, welches Ausmaß die Verdrängung der Grundforderungen von Saturn angenommen hat. Ausgebrannt und gleichsam als »Dividendenschrott« bleiben schon immer jüngere Menschen auf der Strecke. Sie müssen zu viel von dem leisten, was sie gar nicht wollen, was ihnen kein seelisches Anliegen ist. Menschen dagegen, die an ihrem Lebensthema arbeiten, können Unglaubliches auf sich nehmen und in einem schwer vorstellbaren Ausmaß Dauerleistungen erbringen, ohne auszubrennen.

Insgesamt zeigt sich deutlich, wie sehr das Saturnprinzip im Mittelpunkt unseres Interesses stehen müsste, gehören doch neben Krankheit im Allgemeinen auch die bedrohlichsten Krankheitsbilder im Speziellen hierher.

Saturnine Energie im Namen

Ernst ist ein typischer Name dieses Lebensprinzips, dem man Ernst wie Festigkeit schon anhört und die Schwere, die auf ihm lastet.

Reinhard, Herta und Hartmut drücken saturnine Härte aus, doch fließt bei Letzterem über den Mut schon marsische Energie ein. Hartmut ist eine Mischung, die es überhaupt in sich hat, denn Mars-Saturn-Konstellationen sind oft problematisch. Wenn sich Hemmung und Energie verbinden, kann es auf unerlöster Ebene zu Unfällen kommen, etwa wenn jemand mit hoher Geschwindigkeit (Mars-Energie) an einen Baum (Saturn-Hindernis) fährt und Verletzungen (Mars) oder den Tod (Saturn) erleidet. Andererseits ist das die Konstellation, die bei allen auftauchenden Hindernissen die Energie aufbringt, um sie zu überwinden, die aber auch auf Hemmungen stößt, sobald Energie aufkommt.

Auch etwas altertümliche Namen gehören zum Saturnprinzip wie etwa Wilhelmine, Agatha, Luisa, die an frühere adlige Namensgebung erinnern. Ebenso typisch sind Edeltraud, Edelgard, Irmgard – alte germanische Namen, in denen noch der Schutzaspekt (-gard) betont wird. Auch Walter, der gut (ver)waltet, ist hier zuzuordnen oder ein so erdiger Name wie Erdmute.

Generell finden sich unter dem Saturnprinzip die Familiennamen, die ja von Generation zu Generation weitergegeben werden, und Hofnamen im ländlichen Bereich.

Bearbeitung und Einlösung von Saturnthemen

Eine der wirksamsten Maßnahmen, Saturn nahezukommen, ist Fasten. Seit über dreißig Jahren erlebe ich damit in unseren regelmäßigen Seminaren Wunder der Regeneration und Heilung. Fasten entspricht mit seiner Reduktion aufs Wesentliche und Notwendige, seinem Verzicht auf Nahrung und Ablenkung und seiner tiefgehenden inneren und äußeren Neustrukturierung und Reinigung in jeder Hinsicht dem Saturnprinzip. Darüber hinaus ist es eine ideale Vorbeugung im Allgemeinen.

Eine weitere Saturn entsprechende Maßnahme ist der Verzicht auf tierisches Einweiß. Er dient dazu, den wichtigsten Krankheitsbildern – Herzproblemen und Krebs, aber auch Osteoporose und Autoaggressionskrankheiten wie Rheuma – die Basis zu entziehen. Wer Fleisch, Milchprodukte und Eier aus seinem Leben streicht, erlebt nicht nur eine völlig neue Lebensqualität, sondern auch wissenschaftlich fundierte Vorbeugung im besten Sinn. In meinem Buch Peace Food gehe ich ausführlich auf diese wundervolle Möglichkeit ein, sich und der Welt einen großen Dienst zu erweisen.

Natürlich ist auch daran zu denken, Demut zu zeigen, dem eigenen und allem Leben mit Achtsamkeit und Respekt zu begegnen und sich den anstehenden seelischen Aufgaben zu beugen, wie das die Krankheitsbilder-Deutung von Krankheit als Symbol nahelegt.

Echte Vorbeugung gehört zu Saturn, dem das Beugen entspricht, wohingegen die Vorsorge im Sinne von Vor- und Voraussicht unter das Lebensprinzip von Jungfrau-Merkur fällt. Früherkennung von Krankheit, wie sie die Schulmedizin fälschlich als Prophylaxe ausgibt, bringt den damit verbundenen Angstaspekt noch deutlicher zum Ausdruck. Freiwilliges Beugen aus Einsicht in die Notwendigkeit, sich dem Leben mit seinen anstehenden Aufgaben zu stellen, entspricht Saturn. So ist auch das entscheidende Anliegen der Krankheitsbilder-Deutung, die aus Einsicht geborene Veränderung des Lebens bei Saturn einzureihen und urprinzipiell von den hektischen Aktivitäten der Schulmedizin zu unterscheiden.

Im Hinblick auf die sieben Entwicklungsstufen bieten sich folgende Möglichkeiten:

 

1. Auf der untersten Stufe geht es darum, Kälte und Härte in klare Struktur zu wandeln, ähnlich wie die Natur aus Kohle Diamanten macht. Starrheit und Strenge können zu Klarheit und Disziplin werden. Aus Uneinsichtigkeit und Rechthaberei wird dann die Erkenntnis tiefen Rechts und letzter Einsicht. Ängstliches, duckmäuserisches Verhalten will zu Demut werden, kaltes Unterdrücken zu konsequenter Disziplin. Rücksichtslosigkeit kann sich zu Konsequenz mausern. Die Enge der Angst wird zu Konzentration bis in kleinste Details. Geiz möchte in Sparsamkeit und weise Beschränkung übergehen, Neid und Missgunst in Erbarmen, Arbeitsscheu in Beschränkung auf das Wesentliche. Zwang(haftigkeit) lässt sich durch unbedingte Achtsamkeit erlösen und Depression durch Aussöhnung mit dem Sterben.

 

2. Strebertum auf der nächsten Stufe kann durch konsequente Suche nach höchster Erkenntnis erlöst werden. Autoritäts- und Obrigkeitsgläubigkeit wandeln sich in die Erkenntnis der Einheit als höchster Wirklichkeitsebene. Devotes Buckeln mag zu Achtsamkeit gegenüber allem Unteren und Ehrfurcht gegenüber dem Oberen werden. Statt Verantwortung abzuschieben, ließe sie sich bewusst übernehmen im Sinne der Fähigkeit, Antworten zu finden. Weiterbestehende Strenge verlangt nach klarer Struktur. Statt Leistung zum Maß aller Dinge zu erklären, kann die Einheit als letztes Maß und das hermetische Gesetz erkannt und akzeptiert werden.

 

3. Nun kann in Krankheit mündende Normopathie durchschaut und überwunden werden zugunsten der Suche nach persönlicher Struktur und ureigenem Weg. Standesdünkel und das Streben nach gesellschaftlichem Profil werden für ehrliche und wesentliche Ziele aufgegeben. Gesellschaftliche Vorgaben und Zwänge lassen sich mit hehren Zielen verbinden. Titelprotzerei wird durch echte Leistung ersetzt, Scheuklappenmentalität durch die Konzentration aufs Wesentliche. Markenhörigkeit wird in echtes Qualitätsbewusstsein gewandelt, Formalismus in hohe Bewusstheit bezüglich des Verhältnisses von Form und Inhalt. Statt Ehrgeiz zu entwickeln, geht es darum, jenen die Ehre zu erweisen, die es verdient haben. Widerstände verraten Schatten, und dieser wird zunehmend als Schatz erkannt.

 

4. Auf der vierten Ebene verbinden sich konsequentes Arbeiten und zielgerichtetes Planen und machen das Erreichen hoher Ziele möglich. Aus Ernsthaftigkeit und Respekt für Tradition ergeben sich Pflichtbewusstsein, Verlässlichkeit und Fleiß. Widerstände und Hindernisse sind so leichter zu überwinden. Konzentrationsfähigkeit und effizientes Bilanzieren, Gründlichkeit und der Blick für das Wesentliche machen Arbeit zur Freude. Rückgrat führt zu Rückhalt, Sparsamkeit zur Schonung von Ressourcen und Bildung wichtiger Reserven. Dies führt zusammen mit effizienter Organisation zu konsequent guten Ergebnissen.

 

5. Auf der fünften Stufe verbinden sich Bescheidenheit und Demut mit Ausdauer und Klarheit und der Bereitschaft, Konsequenzen zu tragen. Immer mehr Struktur, Disziplin im Verein mit Verantwortungsbewusstsein bestimmen das Leben und führen zu selbstlosem Einsatz für die Gemeinschaft. Die Integrität der Seele wächst und ermöglicht selbstständige und erwachsene Entscheidungen.

 

6. Nun bringt Arbeit Erfüllung, und Pflicht wird zur Freude. Aus der Akzeptanz der Schicksalsgesetze ergibt sich ein Leben in vollkommener Eigenverantwortung, woraus immer mehr Reife erwächst. Letzte Aufrichtigkeit gegenüber sich selbst verleiht Würde und die Fähigkeit, in seiner Arbeit und im Augenblick aufzugehen.

 

7. Die letzte Stufe verleiht Meisterschaft. Tiefe innere Stille lässt die Zeit im Hier und Jetzt verschwinden und mündet in letzte Klarheit.

Meditationen

Klassische Meditationsarten wie Za-Zen passen typischerweise zum Lebensprinzip Saturn, vor allem Shikantaza, das Sitzen in Stille, bei dem alles auf dem Boden der Tatsachen stattfindet, die Augen geöffnet bleiben und der Blick am Boden vor einem abgelegt ist, bei dem alles Äußere zurücktritt und nur die Beobachtung des Atems im Mittelpunkt steht. Das Zen-Kloster ist im Übrigen ein (arche-)typischer Ort für Saturn und diesem Urprinzip vollkommen nachempfunden.

In unseren Seminaren »Fasten – Schweigen – Meditieren« kommen wir in den Fastenzeiten des Frühjahrs und Herbstes dem Saturnprinzip sehr nahe, wenn sich schwarz oder jedenfalls dunkel gekleidete Teilnehmer zu einem völlig auf Wasser und Tee reduzierten Fasten treffen und auch auf die Fastensuppen und gepresste Säfte der vorhergehenden Fastenseminare bewusst verzichten. Wir sitzen achtmal am Tag in Schweigen und schweigen generell während der ganzen acht Tage – ein Fasten in jeder Hinsicht, was Essen, Information, Ablenkung und Zerstreuung angeht, um das Gegenteil, völlige Konzentration und reines klares Bewusstsein, zu verwirklichen.

Im Übrigen gehören Konzentrationsübungen zum Saturnprinzip, wie sie sich auch aus anderen Zen-Künsten ergeben. Schon die Vipassana-Meditation, die ganz ähnlich, nur mit geschlossenen Augen geschieht, lädt wegen dieser letzteren Tatsache mehr zum Träumen und Abdriften der Gedanken ein. Das Saturnprinzip strebt letzte und höchste Klarheit und Einfachheit beim Üben und Meditieren an.

Rituale

Generell gehören alle Einweihungsrituale, und dazu sind auch Taufe, Konfirmation oder Firmung, Hochzeit und Beerdigung zu zählen, zu Saturn. Neben dem ritualisierten Fasten entsprechen diesem Lebensprinzip auch Rituale, die darauf zielen, Sicherheit zu gewährleisten und Schutz zu bieten.

Sogenannte Klausnertage, bei denen es ausschließlich um Achtsamkeit geht und daher alles verlangsamt und mit größter Bewusstheit abläuft, passen hierher. Das Leben in Ashrams und Klöstern, in Abgeschlossenheit und Achtsamkeit ist insgesamt ein Ausdruck des Saturnprinzips, ebenso die aufwendige Abgrenzung und Abschottung nach außen, die Ordensgemeinschaften und Geheimgesellschaften oft betreiben und die auch Sekten in ihrer Angst bevorzugen.

Alle Schwellenrituale sind noch besonders zu erwähnen und damit auch die Rituale der Raunächte, in denen die Toten zurückkehren sollen und der Übergang von tiefster Dunkelheit zu neuem Licht ansteht. Das Wintersolstitium ist daher wie auch die Weihnacht ein Saturnritual.

Bewegung und Sport

Zum Saturnprinzip gehören vor allem Ausdauersportarten und hier natürlich der klassische Marathonlauf über zweiundvierzig Kilometer, dessen Ursprung der Todeslauf des athenischen Boten nach der Schlacht von Marathon war. Marathonläufer sind dann auch in der Regel ausgemergelte Typen, die kein Gramm Fett mehr als unbedingt nötig auf den Rippen haben, wenn sie sich auf ihren langen Weg machen. Auch die langen Distanzen wie 10 000-Meter-Lauf oder 3000-Meter-Hindernislauf sind Disziplinen für saturngeprägte Sportler, denen natürlich überhaupt alles, was viel Disziplin verlangt, entgegenkommt. Im Winter ist Skilanglauf über weite Distanzen wie im Extrem der Wasa-Lauf über achtzig Kilometer angesagt.

Bergsteigen und Klettern, was stetiges Vorangehen und Aufsteigen in einer saturngeprägten Landschaft erfordert, sind typisch für dieses Prinzip. Weiterhin sind strikt geregelte, durch strenge Vorschriften reglementierte Sportarten wie Dressurreiten oder das Pflichtprogramm beim Eiskunstlauf saturnin geprägt.

Hobbys

Der Besuch von Museen, um sich mit der Vergangenheit vertraut zu machen, ist eine für das Saturnprinzip typische Freizeitbeschäftigung. Veranstaltungen wie die »Lange Nacht der Museen« sind ganz nach dem Geschmack saturngeprägter Menschen, die sonst eher nicht zum Durchmachen der Nächte neigen. Eine Nacht mit Musen würden sie sich dagegen niemals gönnen, das wäre ja venusisch.

Saturnine Landschaften können auch zum Hobby werden, etwa bei Anhängern des Bergwanderns oder des Wüstenurlaubs. Hobby-Geologen, die ständig mit dem Hämmerchen unterwegs sind und ihre Steinsammlungen ausbauen oder die ihre Freizeit mit Mineralienkunde füllen, sind hier ebenfalls anzutreffen.

Außerdem kommt noch Tierdressur als Hobby in Frage. Der Deutsche Schäferhund, der aufs Wort gehorcht, und die Hundeschule im Allgemeinen, deren Ziele Disziplin und unbedingter Gehorsam sind, haben viel Saturnines. Die Dressur des Partners fällt hingegen in die Schattenseite von Saturn und geschieht unbewusst und ganz nebenbei.

Arbeiten kann – für andere Lebensprinzipien schwer nachvollziehbar – an sich auch schon zum Hobby (arche-)typisch saturngeprägter Menschen werden. Sie arbeiten zum Beispiel gern daran, Ordnung herzustellen, und räumen fast leidenschaftlich auf.

Sexualität

Der Erotik kommt die Reduktion auf das Wesentliche und das Weglassen alles Spielerischen und Überflüssigen nicht sehr entgegen. Bei Menschen mit hohen moralischen Ansprüchen, die genau zu wissen meinen, was sich schickt und was man zu tun und zu lassen hat, bleibt eine sehr nüchterne Sexualität übrig, die überhaupt erst sehr spät ins Auge gefasst wird. Hier wird gut geprüft, bevor an Bindung überhaupt zu denken ist. Quickies und moderne One-Night-Stands üben keinerlei Faszination aus.

Saturngeprägte Menschen brauchen lange, um sich zu öffnen und genug Vertrauen für solch intime Dinge zu fassen. Man ist schließlich korrekt und prüft eingehend und kontrolliert nachhaltig, bleibt lange auf Distanz, um Übergriffe in jedem Fall zu vermeiden, denn schlussendlich geht es hier um Tiefgehendes, auf Dauer Angelegtes. Oberflächliches wird gemieden und Sex, sofern er nicht zum Kinderzeugen führt, oft dazu gezählt. Beständigkeit und Treue sind die erklärten Ziele, die sinnliche Spielereien überflüssig und pubertär erscheinen lassen. Wenn es doch so weit kommt, passiert es oft im Dunkeln, und man oder frau bekommt nicht so viel davon mit.

Filme

Da das Saturnprinzip wie kein anderes mit den Lebensgesetzen unseres irdischen Daseins verbunden und auch so oft mit Angst verknüpft ist, beschäftigen sich unzählige Filme mit dieser Thematik. Hier werden Geschichten erzählt von Schicksalhaftem, Vergeltung, Tod und Endlichkeit, von Krankheit und Alter und Aufarbeitung der Vergangenheit. Es sind ganz im Sinne von Saturn meist die kleinen, leisen Filme, die sich den wesentlichen Themen unseres Lebens widmen.

Einer dieser stillen Filme ist Frühling, Sommer, Herbst, Winter… und Frühling. In einem einfachen Holzhaus inmitten eines Bergsees lebt ein alter Mönch mit seinem Schüler, der mit dem Wechsel der Jahreszeiten und unter Führung seines Meisters erwachsen wird. Alles scheint an diesem Ort der Ruhe und Meditation in Ordnung zu sein, bis eine Mutter ihre schwermütige Tochter dem Mönch anvertraut. Der junge Schüler verliebt sich in das Mädchen, und ein tragisches Schicksal nimmt seinen Lauf, das dem Mädchen das Leben kostet. Der junge Mann muss seinen Weg hinaus in die Welt gehen, sich seiner Schuld stellen, bevor er wieder zurück zu sich und zum Wesentlichen findet.

Auch der Film Schneeland des deutschen Regisseurs Hans W. Geißendörfer erzählt eine saturnine Geschichte, in deren Mittelpunkt die Erfahrung von Tod und Schicksal steht. Die Schriftstellerin Elisabeth verliert bei einem Autounfall ihren Ehemann. In verzweifelter Trauer beschließt sie, ihrem Mann in den Tod zu folgen. Dazu macht sie sich auf die Reise in die Schneewüste Lapplands. Dort findet sie auf einem Einsiedlerhof die schneebedeckte Leiche einer alten Frau und stößt auf die Spuren der schicksalsschweren Geschichte von Aron und Ina.

Ganz anders gehen Jack Nicholson und Morgan Freeman in dem Film Das Beste kommt zum Schluss mit dem Thema Tod um. Der jähzornige Milliardär (Nicholson) und der gebildete Automechaniker (Freeman) treffen auf der Krebsstation mit gleicher hoffnungsloser Diagnose aufeinander. Beider Tage sind gezählt, und so stellen sie eine »Löffelliste« zusammen mit all den Dingen, die sie noch erleben wollen, »bevor sie den Löffel abgeben«, und stürzen sich gerade wegen des nahen Todes noch einmal so richtig ins Leben.

Wieder anders erlebt eine junge krebskranke Frau in dem Film von Isabel Coixet Mein Leben ohne mich die Tatsache ihres nahen Todes. Obwohl ihr nicht mehr viel Zeit bleibt, behält sie die Diagnose für sich und regelt und ordnet mit beinahe unnatürlicher Ruhe ihr Leben. Sie versöhnt sich mit ihrem Vater, spricht für viele Jahre Geburtstagsglückwünsche für ihre kleinen Kinder auf Band, sucht eine neue Frau für ihren Mann und erlebt noch einmal tiefe Liebe.

Um Krankheit und Tod geht es auch in dem Film Schmetterling und Taucherglocke. Er erzählt die wahre Geschichte des ehemaligen Elle-Chefredakteurs Bauby, der durch einen Schlaganfall aus seinem glamourösen Leben gerissen wird. Vollkommen gelähmt gelingt es ihm, nur mit dem Blinzeln eines Auges und dank der unendlichen Geduld seiner Betreuerin seine Memoiren zu diktieren, in denen er über die nun wirklich wesentlichen Dinge des Lebens erzählt.

Um den »Tod« des Hitlerreiches geht es in dem Film Der Untergang. Hitler und Deutschland sind am Ende, aber saturnin unnachgiebig. Das bevorstehende Sterben ohne jede Schuldeinsicht zeigt sich in den letzten Stunden im Führerbunker.

Auch der Film Nanga Parbat, der die schicksalhafte Besteigung dieses Berges durch die Brüder Günther und Reinhold Messner erzählt, zeigt in vielfacher Weise Saturnthemen, geht es darin doch um Ehrgeiz, Selbstdisziplin, das Überwinden der eigenen Grenzen, Eigenschaften, ohne die man in der Saturnlandschaft des Nanga Parbat nicht überleben könnte. Obwohl er mit all diesen Fähigkeiten ausgestattet ist, entkommt Reinhold Messners Bruder seinem Schicksal nicht und stürzt in den Tod. Lange Zeit kämpft Reinhold mit Schuldgefühlen, weil es ihm nicht gelungen war, das Leben seines Bruders Günther zu retten.

In einer Gesellschaft, in der die Menschen immer älter werden, beschäftigen sich zwangsläufig viele Filme mit der Problematik des Alters. In dem Film An ihrer Seite muss nach fünfzig glücklichen Ehejahren Grant von seiner Frau Fiona vorzeitig Abschied nehmen. Aufgrund ihres fortschreitenden Gedächtnisverlustes lässt sie sich in ein Pflegeheim einweisen und vergisst dort bald ihren Mann und ihre Vergangenheit.

In dem liebenswerten Film Der Hals der Giraffe rettet die neunjährige Mathilde ihren Großvater aus dem Altersheim und macht sich mit ihm auf Spurensuche in seine Vergangenheit, an deren Ende eine Versöhnung der Generationen steht.

Zu den Hoffnung verbreitenden Filmen über das Alter gehört der herrliche Schweizer Film Die Herbstzeitlosen. Nach dem Tod ihres Mannes hat Martha keine Freude mehr am Leben. Ihr Tante-Emma-Laden ist auch ein Auslaufmodell. Ihr Sohn, der Dorfpfarrer, will ihn in eine Bibelstube umwandeln. Alles in allem nur traurige Aussichten, bis Martha von ihren Freundinnen animiert wird, endlich ihren Jugendtraum zu verwirklichen: Sie eröffnet eine eigene Dessous-Boutique, und über Nacht entsteht in dem spießigen Schweizer Dorf ein sündiger Reizwäschetempel. Damit nicht genug, nehmen auch noch die Insassen des Altersheimes die Produktion der gefragten Modelle auf. Ein Film, der zeigt, dass es nie zu spät ist.

Wieder ein anderer Aspekt des Saturnprinzips steht im Mittelpunkt des Filmes Und täglich grüßt das Murmeltier. Der zynische Wettermoderator Phil muss wieder einmal über den Groundhog Day oder Murmeltiertag in tiefster Provinz berichten. Bei diesem Brauch wird ein Murmeltier aus dem Winterschlaf geweckt, um an seinem Verhalten das Ende des Winters zu prophezeien. Phil ist wie jedes Jahr voller Abneigung und Widerstand gegen diesen verhassten Job. Doch das Schicksal wird ihm eine Lehre erteilen. Von nun an wiederholt sich täglich für ihn der Groundhog Day, und zwar so lange, bis er die wesentliche Lektion seines Lebens gelernt hat. So geht es Phil ähnlich wie uns mit unseren zahlreichen Inkarnationen.

Wenn der Tod kommt, dann ist Sense

»Meister, wie vollzieht sich dieser Prozess, den wir Sterben nennen? «

»Nun, es gibt zwar nur einen Weg, geboren zu werden, aber unzählige zu sterben. Und so stirbt jeder nach seiner Art:

Der Pfarrer – segnet das Zeitliche.
Der Nachtwächter – entschläft.
Der Rechtsanwalt – tritt vor den höchsten Richter.
Der Chemiker – scheidet.
Der Gourmet – gibt den Löffel ab.
Der Dieb – stiehlt sich davon.
Den Elektriker – trifft der Schlag.
Der Jäger – geht in die ewigen Jagdgründe.
Der Ungläubige – muss dran glauben.
Der Vegetarier – beißt ins Gras.
Der Kaminkehrer – kehrt nie wieder.
Dem Schneider – reißt der Lebensfaden.
Der Schauspieler – tritt von der Bühne ab.
Der Hektiker – findet die ewige Ruhe.
Der Florist – verwelkt.
Der Hippie – geht auf einen neuen Trip.
Der Bergmann – fährt in die Grube.
Der Alkoholiker – säuft ab.
Der Wäschereibesitzer – wirft das Handtuch.
Der Berufsberater – wird abberufen.
Der Gärtner – geht ein.
Dem Uhrmacher – schlägt das letzte Stündchen.
Der Geradlinige – wird um die Ecke gebracht.
Der Musiker – geht flöten.
Die Wäscherin – hat ausgewrungen.
Der Intellektuelle – gibt den Geist auf.
Der Matrose – geht über Bord.
Der Optiker – schließt die Augen.
Die Putzfrau – wird zu Staub.
Den Bauern – holt der Sensenmann.
Der Maurer – kratzt ab.
Der Metzger – geht den Weg allen Fleisches.«

»Und du, Meister? Wie wirst du sterben?«

»So, wie ich es täglich mache.«

»Aber Meister!«

»Also gut, Ernst beiseite – ich treffe den Wahren Meister.«36

Witz und Weisheit

Fragt der gläubige Jude: »Rabbi, darf man am Sabbat Geschlechtsverkehr haben?« Darauf nach langer Überlegung der Rabbi: »Ja, aber nur mit der eigenen Frau. Spaß soll es am Sabbat nicht machen.«

 

Sobald jemand in einer Sache Meister geworden ist, sollte er in einer neuen Sache Schüler werden. (Gerhard Hauptmann)

 

Die größte Gefahr im Leben ist, dass man zu vorsichtig wird. (Alfred Adler)

 

Die Zukunft war früher auch besser. (Karl Valentin)

 

Ein jedes Ding muss Zeit zum Reifen haben. (William Shakespeare)

 

Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Johann Wolfgang von Goethe)

 

Der Preis der Größe ist Verantwortung. (Winston Churchill)

 

Ein Problem ist halb gelöst, wenn es formuliert wird. (John Dewey)

 

Das Alter klopft an die Tür, wenn man irgendetwas zur Gewohnheit werden lässt. (William Somerset Maugham)

 

Ich schlief und träumte, das Leben sei Freude. Ich erwachte und sah, das Leben war Pflicht. Ich handelte, und siehe, die Pflicht ward Freude. (Rabindranath Tagore)

 

Du wirst alleine geboren, du stirbst allein und dazwischen bist du auch allein. (Zen-Spruch)

 

Wer wenig bedarf, der kommt nicht in die Lage, auf vieles verzichten zu müssen. (Plutarch)

 

Man muss an seine Berufung glauben und alles daransetzen, sein Ziel zu erreichen. (Marie Curie)

 

Nur die Sache ist verloren, die man selbst aufgibt. (Gottfried Ephraim Lessing)

 

Tradition ist nicht die Anbetung der Asche, sondern die Weitergabe des Feuers. (Gustav Mahler)

 

Wir sind nicht nur für unser Tun verantwortlich, sondern auch für das, was wir nicht tun. (Molière)

 

Du weißt nicht, wie schwer die Last ist, die du nicht trägst. (Afrikanisches Sprichwort)

 

Im Alter haben die Erinnerungen denselben Stellenwert wie in der Jugend die Träume. (Erna Behrens-Giegl)