2.

Stier-Venus

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Das Prinzip von Selbstwert, Verwurzelung und Sinnenfreude

 

Erfreue dich deines Besitzes,
als stürbest du morgen,
aber verbrauche ihn mit Maß,
als lebtest du lange.

Lukian von Samosata

Die senkrechte Themenkette

Wir lernen hier das Venusprinzip in seiner irdisch weiblichen Ausformung kennen. Für den Stier, der das zweite Haus im Tierkreis besetzt, ist es bestimmend. Später werden wir dem Venusprinzip noch einmal begegnen, und zwar seiner archetypisch männlichen Seite, wie sie sich im Zeichen Waage und dem siebten Haus zeigt. Hier im zweiten Feld des Stieres geht es um das Element Erde in seiner fixen, stabilen Ausprägung.

Bei Stier-Venus dreht sich alles um Stabilität und Sicherheit, Fruchtbarkeit und auch Produktion und Erschaffung von Dingen. Dieses venusische Lebensprinzip ist sehr auf die körperliche Ebene bezogen, und Haben ist hier wichtiger als Sein. Besitz und dessen Erwerb, Erhalt und Mehrung haben vorrangige Bedeutung wie auch Werte und deren Beständigkeit. Der Verlust von Eigentum ist folglich das Drama schlechthin.

Alles, was Widder-Mars sich im Sturm erobert hat, muss nun konsolidiert, gefestigt und gesichert werden. War man beim Marsprinzip auf Angriff und Eroberung gepolt und seiner Natur nach ein Jäger und Nomade, kommt jetzt der Bauer und Sammler ins Spiel, der vom Eroberten lebt und das auch – jedenfalls auf der materiellen Ebene – genießen und nutzen will. Er ist von Natur aus gern sesshaft und mit Ackerbau und Viehzucht beschäftigt.

Die marsischen Waffen ruhen, können aber zur Verteidigung des Besitzes zur Not wieder hervorgeholt werden. Immerhin heißt das Zeichen nicht Kuh, sondern Stier, und mit dieser männlichen Komponente in diesem sehr weiblichen Zeichen kommt zum Aspekt der Sicherheit auch ein willensstarkes Bedürfnis, Besitz zu schützen und eben auch zu verteidigen. Dabei kann auf zähes Durchhaltevermögen und eine erhebliche Entschlossenheit vertraut werden, so lange man weiß, wofür man eintritt. Wenn es um Heim und Heimat geht, um Besitz, Auskommen und eigene Werte, ist eine von diesem Prinzip geprägte Persönlichkeit nicht zu unterschätzen und ähnelt einer Wölfin, die vor der eigenen Höhle zur Löwin wird, in der Ferne aber friedlich bleibt und keinesfalls auf Kampf aus ist. Im Übrigen reicht es bei diesem Lebensprinzip völlig, zu verwalten, was unter Mars bereits erobert wurde.

Kuh wäre in mancher Hinsicht die stimmigere Benennung dieses Prinzips, geht es doch um die weibliche irdische Seite der Venus. Entgegen der Form des Symbols mit dem Kreis des Geistigen über dem Kreuz der Materie, das für Venus steht, aber eher für die Waage-Venus passt, stehen bei Stier-Venus die Materie und das Mütterliche über dem Geist, wie es im Symbol für den Planeten Erde dargestellt ist.

Bei Stier-Venus findet sich Mutter Natur, nicht die persönliche Mutter wie bei Krebs-Mond. Die Kuh als Milch spendendes, nährendes Muttertier, wie sie in Indien als heilig verehrt wird, steht hier im Vordergrund. Sie ist der Mythologie der Völker in dieser für das Überleben so wichtigen Rolle fest verankert, zum Beispiel wohlvertraut als allumfassende Muttergottheit Hathor in Ägypten, wo auch Isis, die Große Mutter, oft als Kuh dargestellt wurde. Im germanischen Epos, der Edda, ist die Himmelskuh Audhumla die Mutter der Götter. So symbolisiert Stier-Venus auch die Urmutter Erde in ihrer Fruchtbarkeit, die Lebensraum schenkt und Leben ermöglicht, die ihren Kindern Sicherheit bietet und sie aus großen nährenden Brüsten und auf fruchtbarem Land erhält und gedeihen lässt.

Um ihr(en) Land(besitz) zu sichern, will und muss sich Stier-Venus abgrenzen und schützen. Land ist hier wertvoll und wichtig, weckt aber auch Begehrlichkeiten anderer, gegen die es zu (er)halten ist. Daher liegt es nahe, sich mit anderen – am liebsten vom selben Blut aus der Familie oder Sippe – in der Gruppe zusammenzutun, denn gemeinsam ist man stärker und daher sicherer. Statt des Einzelkämpfertums von Mars, bei dem nach dem Motto »Einer gegen alle« agiert wird, sind hier die Gruppe und der eigene Stallgeruch wichtig. Die Gruppe schenkt neben Vertrauen auch Wärme, neben Sicherheit auch Geborgenheit. Das alles sind bei diesem venusischen Lebensprinzip hohe Werte. Dafür kann man sich auch ein- und unterordnen, anpassen und mit dem Erreichten zufriedengeben.

Das Herdenbewusstsein des Wappentieres Stier ist hier selbstverständlich. Man rückt gern zusammen und genießt die so entstehende Nähe und Wärme. Wo so jemand verwurzelt und zu Hause ist, genießt er das Heimatgefühl mit all den wundervollen Eigenschaften einer gemeinsamen Tracht und Tradition von Liedern und Geschichten, die sehr bodenständig sind, aber manchmal von anderen etwas belächelt werden. Doch unter dem Lebensprinzip von Stier-Venus ist das alles besonders wichtig, das gemeinsame Blut steht über gemeinsamen Interessen, so wie die Welt der Materie über der des Geistes rangiert.

Ohne Zweifel ist hier der Boden wichtig. Fruchtbarer, am besten natürlich eigener Grund und Boden steht nicht nur für gutes Auskommen, gute und reichliche Nahrung, sondern auch für tiefe Wurzeln. »Wenn man eigenen Boden unter den Füßen hat, weiß man, was man hat«, ließe sich diese relativ bescheidene Philosophie umschreiben. Aber es geht bei Stier-Venus nun einmal nicht um Erklärungen der Welt, das bleibt späteren Prinzipien vorbehalten, sondern darum, Mutter Erde und die eigenen Felder und Nutztiere zu hegen und zu pflegen, damit sie Frucht tragen und bringen und dieser und kommenden Generationen Heimat sein mögen. So werden bleibende Werte geschaffen und wird eine stabile Grundlage gelegt, auf die man sich jetzt verlassen und auf die man zurückgreifen kann.

Stier-Venus wird auf dieser schönen, sicheren Basis fruchtbar und produktiv und ist mit einer großen gestalterischen Kraft ausgestattet. »Etwas erzeugen«, heißt die Devise oder: »Wer hat, der hat«. So kann das Land blühen und aus den Blüten Früchte tragen, und wer auf die Qualität achtet, kann den Wert noch steigern und für Zuwachs sorgen.

Nichts übereilen, sondern alles zu seiner Zeit säen, pflegen und ernten und es sich und anderen dabei gut gehen lassen – mit gesundem Menschenverstand kommt man unter dem Stier-Venusprinzip voran. Eigener Besitz wird gemehrt, und die Früchte solider Arbeit können geerntet und genossen werden, ohne dabei etwa wie beim Jupiterprinzip zu übertreiben. Beharrlicher Einsatz lohnt, und so ist für alle gesorgt.

Die Sinne werden in dieser Atmosphäre verwöhnt. Unter dem Stier-Venusprinzip erfreut man sich an wundervollen Düften von Blüten oder Parfüms. Blicke liebkosen geradezu blühende Kulturlandschaften mit sanften Hügeln, über die sich fruchtbare Felder ziehen, so weit das Auge reicht. Und Lieder, die zu diesem Land und seinen Menschen passen und ein einziger Ohrenschmaus sind, erfreuen solch venusisch geprägte Menschen, denen es so richtig gut geht, wenn für das leibliche Wohl des rundlich fülligen, bestens versorgten Körperhauses alles getan ist. Auch hingebungsvoll sinnliche Massagen sorgen dafür, sich in der eigenen Haut wohlzufühlen.

Dass Eigentum auch verpflichtet, ist hier im Reich von Stier-Venus selbstverständlich. Was beim Marsprinzip noch beunruhigt und gefesselt hätte, ist nun geschätzter Genuss, der zwar Folgen und Konsequenzen hat, die aber gut und gern getragen werden. Verwalten und Erhalten ist mit Freude verbunden.

Es braucht nicht erst gelernt zu werden, dass die Nahrung für ein ganzes Jahr reichen muss und man nur mit Haushalten sein Auskommen findet. Auch den eigenen Lebensunterhalt zu verdienen haben Menschen unter diesem Prinzip meist in Fleisch und Blut. Man verlässt sich auf die eigene Gruppe und Familie beziehungsweise Sippe, aber handelt auch nach der Devise »Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach«. So mag der handfeste, (an)fassbare Besitz im eigenen Tresor dem Aktiendepot auf der Bank vorgezogen werden oder, je nach Ebene, der gut gefüllte Sparstrumpf dem Konto, noch dazu, wenn Geld nicht mehr vom Goldstandard gedeckt ist.

Unter dem Stier-Venusprinzip weiß man vielleicht gar nicht so viel, aber immer, worum es geht und was wichtig ist, um den Lebensstandard zu sichern, das Vermögen zu steigern und an wichtigen Dingen genug zu haben. Hier will man sich verlassen können und ist auch verlässlich und solide. Versprechen werden eingehalten, sonst hätte man sie nicht gegeben.

Dieses Venusprinzip sorgt für guten, gediegenen Geschmack, im Zweifelsfall eher rustikal, von der Tracht bis zum Landhausstil. Die passende musikalische Untermalung ist auch eher volkstümlich als avantgardistisch, was besser zur anderen (Waage-) Seite der Venus passt. »Wein, Weib und Gesang« sind bei Stier-Venus angesagt, man will die eigenen Wurzeln nicht verleugnen.

Haben, festhalten und nicht mehr hergeben, diese Lebensart lässt natürlich unbeweglich und materialistisch erscheinen, aber Besitz stärkt bei Stier-Venus einfach das Selbstwertgefühl. »Hast du was, bist du was« ist eine banale Zusammenfassung dieser einfachen Lebensphilosophie. Zu haben und zu wissen, wo man hingehört, ist so wichtig, dass Tradition oft überbewertet wird. Daraus folgen aber auch Beständigkeit, Ausdauer und Verlässlichkeit. Gewohntes und Überliefertes können so kaum verändert werden, und was andere als »stier«, stur und starr kritisieren, lässt sich auch als Bewahrung von Werten und Erhaltung der Tradition sehen. Mit wertkonservativ ist diese Einstellung treffend umschrieben. Ein Festklammern am Status quo kann jedoch Entwicklung und Fortschritt behindern. Während man sich unter dem Plutoprinzip, wie wir noch sehen, auf Ideen fixiert, ist es bei Stier-Venus der konkrete, ganz reale Besitz.

Bei diesem Venusprinzip geht es um Fortbestand, das Sichern des eigenen Reviers durch geordnete Verhältnisse und den Zusammenhalt der Gruppe statt um Fortschritt. Auf dieser Grundlage wachsen Fruchtbarkeit und Produktivität; wir haben es mehr mit dem Erzeugen statt dem Zeugen wie beim gegenüberliegenden Prinzip von Skorpion-Pluto zu tun. Und hinsichtlich der Fruchtbarkeit hat Stier-Venus mehr die Erhaltung der Familie und Sippe im Auge, statt Mütterlichkeit zu zeigen, die direkt das Kind meint, wie wir es bei Krebs-Mond noch kennenlernen werden. Stier-Venus pflegt die Gemütlichkeit und das Bewahren, und das verlangt Erben und Stammhalter.

Materialien des Stier-Venusprinzips sind Ton und Lehm, aus denen sich irdene Gefäße zum Verstauen und Sammeln formen lassen. Terrakotta ist die damit verbundene warme Erdfarbe, genauso wie alle Brauntöne und warme, Sinnlichkeit vermittelnde Farben. Auch Kupfer gehört aufgrund seiner Farbe zu Stier-Venus – und weil es so leitfähig ist, wie es als Stromleiter beweist, aber auch im übertragenen Sinn als Kirchendach. Kupfertöpfe werden von Köchen geschätzt; aus Kupfer ist auch mancher Schmuck gefertigt. Das für Stier-Venus urtypische Material ist jedoch die Erde, aus der alles wächst, auf die man immer bauen kann und die bodenständige Sicherheit gibt wie nichts sonst.

Beim Beruf sind eine solide Basis sowie Vorhersehbarkeit und Sicherheit, die er bieten kann, entscheidend. Doch auch die Möglichkeit des Ausbaus der Tätigkeit ist wichtig, so dass mehr aus einem werden kann. Landwirte, Biobauern und Gärtner gehören natürlich hierher, aber auch alles, was daraus folgt, wie Lebensmittelhändler und Gastwirte, Köche und Konditoren, Bäcker. Der Immobilienhandel ist ebenfalls passend, denn die Unbeweglichkeit, die schon vom Namen in jeder Immobilie steckt, wird hier als Chance gesehen. Immobilien machen immobil, und bei diesem Lebensprinzip wird darin die Möglichkeit wahrgenommen, immer in der Heimat, die Geborgenheit und Sicherheit bietet, bleiben zu können. Der Bauunternehmer, der gediegene Häuser errichtet, der Banker, der hilft, ein Vermögen aufzubauen, sind typische Vertreter von Stier-Venus. Hier finden sich auch alle Berufe, die auf Sammeln hinauslaufen, wie Kunst- und Antiquitätenhändler.

Venusischer Schönheits- und Harmoniesinn wird beim Kunsthandwerk deutlich, aber genauer betrachtet gehört zu Stier-Venus alles Gediegene und zu Waage-Venus alles, was abgehoben oder stylisch daherkommt. Trachtenmode und das Kunsthandwerk – getreu dem Slogan Handwerk hat goldenen Boden – finden wir also bei Stier-Venus, Haute Couture und hohe Kunst bei Waage-Venus. Große Kunst, die sich ausdrücklich als solche versteht und darauf etwas einbildet, die Avantgarde etwa, gehört ganz zu Waage-Venus.

Dem Prinzip von Stier-Venus entsprechen in der Malerei die bäuerlichen Sujets des Holländers Pieter Brueghel. In warmen Erdfarben stellt der Künstler das einfache Leben der Landleute dar, beim Ernten und Essen, in ihrem harten Tagwerk und anschließend bei Tand und Tanz. In diesen Bildern wirkt von den Häusern bis zu den Gestalten alles sicher, geborgen, volkstümlich. Man hört fast die bodenständigen Lieder, die hier gesungen werden.

In der Kleidermode sind ebenfalls Gediegenheit und Tradition Trumpf – von der edlen Trachtenmode mit dem teuren echten Dirndl bis zu eleganten Varianten, etwa qualitätsbewusster Strickmode aus Kaschmirwolle oder einem Persianermantel, der nicht nur wärmt, sondern auch seinen Wert behält. Bei Herren sind schwere Lodenmäntel und gediegene, rustikale Jacken aus unverwüstlichen Walkstoffen die Favoriten, dazu schweres Schuhwerk. Auf der eleganten Ebene mag man bei diesem Venusprinzip Anzüge aus teuren Stoffen, die nicht unmodern werden, oder englischen Tweedstil.

Die Signatur ist rund, ringförmig und bauchig, stämmig und fest, prall und gesetzt, sammelnd und geschlossen.

Weitere charakteristische Adjektive gehen in die Richtung eines Zurück-zu-den-Wurzeln von praktisch bis pragmatisch, konkret und realistisch, solide, beständig und stabil, standfest, irdisch, erdbezogen bis zu schwerfällig, statisch, stur und starr. Aber auch gründlich und geduldig, ausdauernd und langmütig, bodenständig und beharrlich, vernünftig und zuverlässig beschreiben das Prinzip von Stier-Venus. Wie wir schon gelernt haben, verbinden wir mit diesem Lebensprinzip auch Eigenschaften wie strebsam, fleißig, fruchtbar und produktiv, leistungsfähig und leistungsorientiert, tüchtig, qualitäts- und wertbewusst bis besitzergreifend, einverleibend und sinnlich begehrend wie auch begehrlich. Gediegen und gut, wertvoll und wertbeständig gehören zu Stier-Venus. Dieses Urprinzip ist körper- und besitzorientiert, aber auch körperbewusst und sinnlich im Sinne der fünf Sinne sowie gesellig und gemütlich.

Stier-Venus zeigt sich künstlerisch, musisch und musikalisch, genussfreundlich und leicht selbstzufrieden, konventionell, traditionell und traditionsgebunden wie auch naturverbunden und naturliebend, schlicht und einfach. Seine Art ist ruhig, gelassen, in sich ruhend, friedliebend, versöhnlich und ausgesöhnt, warmherzig, heiter und vergnügt, dabei sicherheitsbewusst und rückversichernd.

Auf der Schattenseite erweist sich Stier-Venus als eigensinnig bis halsstarrig, unbeweglich und stur, schwer bis schwerfällig, antriebslos und genusssüchtig.

Die typische Jahreszeit von Stier-Venus ist der Wonnemonat Mai, der Hochfrühling mit seinen Frühlingsgefühlen, wenn die Kräfte der Natur sich am vitalsten entfalten und die Pflanzen ihren Raum einnehmen. Kein Wunder, dass viele den Mai auch als Hochzeitsmonat wählen, eine andere hohe Zeit. Im Übrigen sind es die hohen Zeiten sinnlichen Genusses, wenn es gerade um kein äußeres Ziel geht und Produktivität zurücksteht, sich alles um die Sinne dreht und darum, ihnen Gutes zu tun. Im Mai duften die Blumen am stärksten, weil sie Insekten anziehen wollen und sich ihre ätherischen Kräfte ausdehnen. Wann immer sie Parfüm auflegt, um ihn anzuziehen, ist dieses venusische Thema der Akquisition im Spiel. Nicht zufällig beginnen viele Beziehungen mit der Frage: »Willst du mit mir essen gehen?«, was dazu führen kann, dass man Gemahl und Gemahlin wird und dann immer gemeinsam das Mahl einnimmt.

Da die Halsregion und mit ihr Schlucken und Einverleiben zu Stier-Venus gehören, sind unter den Krankheitsbildern Halsschmerzen und Angina, Heiserkeit und andere Stimmprobleme zu finden.

Das Denken ist gründlich und rational, sachlich, bodenständig und materiebezogen; das Fühlen beständig, sinnlich und genussfreudig; das Handeln praktisch, nutzvoll, orientiert am konkreten Ergebnis.

Als Wappentier ist der Stier, ein Herdentier, dank seiner enormen Kraft und Zeugungsfähigkeit ein Symbol der Fruchtbarkeit. Kastriert als Ochse waren in der Landwirtschaft seine Leistungsfähigkeit und -bereitschaft wie auch seine Ausdauer geschätzt – und sind es in vielen Regionen der Welt immer noch.

Eine auf einer Almwiese in der Sonne liegende und gleichsam genüsslich wiederkäuende Kuh gäbe ein typischeres Bild für diesen weiblichen Archetyp ab als der wilde Stier, der beim Stierkampf als Symbol für Männlichkeit steht. Ursprung dieses Brauches ist der männliche Kampf gegen die übermächtige urweibliche Naturkraft. Ähnlich wie bei Menschen dieses Prinzips muss der Stier sehr lange gereizt werden, bis er wütend reagiert. Er ist nicht so leicht aus der Reserve zu locken. Mit einem einmal gereizten Stier ist jedoch nicht zu spaßen, wie entsprechend auch Mutter Natur sich lange und vieles gefallen lässt, bevor sie sich mit Naturkatastrophen wieder Respekt verschafft.

Die sieben Entwicklungsstufen

1. Auf der untersten Stufe herrscht Besessenheit von Besitz, eine Gier um jeden Preis. Geiz führt zu einer Art von Dagobert-Duck-Syndrom. Engstirnige Starrheit erzeugt Unbeweglichkeit. Zugehörigkeitsbedürfnisse werden zu gluckenhaftem Sippenzwang. Dumpfheit wirkt wie Dummheit. Fresssucht treibt bis zur Völlerei, die als Habsucht auf der Körperebene zu verstehen ist.

 

2. Auf der nächsten Stufe herrscht immer noch extreme Sparsamkeit, die bis zu Habsucht reichen kann. Platter Materialismus paart sich mit geistiger Schlichtheit; äußere Wertsymbole stehen weit im Vordergrund. Mangelnde Flexibilität geht bis zu Sturheit. Verlustangst, Sammelsucht und Gruppenabhängigkeit machen das Leben eng.

 

3. Auf der dritten Stufe findet sich einerseits noch übertriebenes Streben nach materieller Sicherheit, andererseits auch schon vernünftige Sparsamkeit, die über den eigenen Tellerrand hinausschaut, etwa im Hinblick auf die Umwelt. Das Ungleichgewicht zwischen Geben und Nehmen besteht noch und führt zu Sammelleidenschaft und einer gewissen Genusssucht. Der starke Gruppenbezug kann sich als Vereinsmeierei zeigen. Geistige Dumpfheit hat sich in Bauernschläue gewandelt. Eigensinnigkeit weicht zunehmendem Realitätssinn, und es entwickelt sich Wachstum in sicheren Bahnen, das heißt, der Besitz wächst ohne Risiko im vorgegebenen Rahmen.

 

4. Auf der vierten Stufe wandeln sich Schwerfälligkeit und Trägheit allmählich in gesunde Bodenständigkeit und Gründlichkeit, Wirklichkeitsnähe und Zuverlässigkeit. Neben äußeren werden auch innere Werte geschaffen und gewinnen an Bedeutung. Bewährtes wird sorgsam gehütet. Gutmütigkeit, Gemütlichkeit und Gruppensinn erleichtern das soziale Leben.

 

5. Die fünfte Stufe ist von Tugenden wie Treue, Geduld und Gemeinschaftssinn geprägt. Sinnengenuss kann sich auf allen Sinnesebenen entfalten; Kunst und Musik treten in den Mittelpunkt. Aus Naturverbundenheit entwickelt sich Liebe zur Natur, die es immer mehr erlaubt, sich an der Vollkommenheit der Schöpfung zu erfreuen. Gefühle von Geborgenheit und heiterer Sinnen-Genuss führen zu innerer Wärme statt äußerer Fülle, die zwar bestehen bleibt, aber an Bedeutung verliert. Lebensgenuss und sicheres Geschmacksempfinden verstärken die Lebensfreude und -lust.

 

6. Die sechste Stufe beschert Harmonie mit sich und der Welt; die Seele wohnt mit Genuss und voller Sinnenfreuden im eigenen gesunden (Körper-)Haus. Das Selbstwertgefühl ist groß. Innere Sicherheit führt zu äußerer Gelassenheit.

 

7. Auf der letzten Stufe gewinnt innere Ruhe vollends die Oberhand. Ganz bei sich angekommen, gelöst und erlöst von irdischen Bedürfnissen, wird das Leben zu einem einzigen Genuss und Sinnen-Fest.

Tierreich

Vor allem finden wir beim Stier-Venusprinzip Haus- und leicht domestizierbare Tiere, Herden- und Nutztiere, Pflanzenfresser bevorzugt, wie Kühe und Büffel, wie sie in jenen legendär großen Herden über die in sanften Hügeln dahinrollenden nordamerikanischen Prärien zogen und Indianervölker ernährten. Auch schwere Kaltblüter wie das sogenannte Brauereiross gehören hierher, ebenso die typischen Ackergäule, die ein Leben lang das Bauernland zu bearbeiten halfen. Der treue Haus- und Hofhund ist zu nennen, außerdem der Dackel. Die für Stier-Venus typischen Hunde sind ausgesprochen gutmütig, treu und ihren jeweiligen Menschen ergeben.

Unter den Vögeln ist zuerst an die Taube zu denken, obwohl Vögel mit ihrem Himmelsbezug generell etwas Uranisches haben. Bei den Turteltauben ist das Thema Liebe schon im Namen vertreten. Tauben haben generell ein ausgeprägtes Balzverhalten und damit eine entsprechend genussvolle Anbahnung ihrer Beziehungen. Ihr Schnäbeln ist sprichwörtlich. Sie leben gern in großen Schwärmen oder als Pärchen, domestizieren sich von allein und sind überall dort zu finden, wo sie hoffen können, gefüttert zu werden, was sie sehr rasch sehr zutraulich macht. Als Friedenstaube ist der Vogel ein Symbol der Venusanliegen Versöhnung und Frieden. Nach der Sintflut brachte die ausgesandte Taube einen Zweig vom Ölbaum als Zeichen der Versöhnung zwischen Gott und den Menschen zurück. Im Islam gilt die Taube als eines der wenigen reinen Tiere; für Christen ist sie Symbol für den Heiligen Geist.

Unter den Fischen finden sich hier so behäbige Gestalten wie Karpfen, Kabeljau und Schellfisch. Der Graskarpfen, der leicht Moos auf seinem Rücken ansetzt, sich wenig bewegt, Vegetarier ist und ganze Teiche abweiden kann, der etwas behäbig im Wasser zwischen den Pflanzen steht, sozusagen im Stehen schwimmt, ist typisch für Stier-Venus. Verglichen mit anderen flinken Fischen hat er etwas Geruhsames und in seinem Lebensstil fast Statisches. Mit der Zeit nimmt er den Geschmack seines Wasserreiches an, meist ein trüber Teich, weshalb Spezialisten unter den Fischessern ihn erst einmal einige Tage in sauberem Wasser ausnüchtern lassen, bevor sie ihn verspeisen.

Im Übrigen sind typischerweise unter den Insekten noch die dicken Käfer zu finden, die nicht fliegen können, aber auch die Maikäfer, die in Venus’ eigenem Wonnemonat schwärmen.

Pflanzenreich

Insgesamt finden sich beim Stier-Venusprinzip buschig wachsende, fruchtbeladene Pflanzen, oft knollen- oder wurzelbetont, wobei reichlich verzweigte Wurzeln von ihrer Signatur schon wieder mehr zu Zwillinge-Merkur gehören.

Unter den Bäumen ist zuerst an die Linde zu denken, die symbolisch sowohl für die griechische Liebesgöttin Aphrodite(-Venus) steht als auch für die germanische Liebesgöttin Freya und zum Thema vieler sehnsuchtsvoll dahinschmachtender Lieder wird. Die meisten Geschichten und Lieder, in denen Linden vorkommen, handeln von Liebe. Unter einer linden Linde haben sich viele ihre Liebe geschworen und als deren Symbol ein Herz mit beider Namen in die glatte Baumrinde geritzt. So tragen Lindenbäume Tausende von Liebesherzen auf ihrer Haut und bringen jeden Frühling Millionen Herzen in Gestalt ihrer Blätter hervor. Obendrein entspricht der ganze Baum von seiner Signatur oft der Form eines einzelnen Lindenblattes, und das hat eben Herzform. Früher besaß jedes Dorf seine Dorflinde als Treffpunkt, unter der man sich nachts zu amourösen Anlässen verabredete und abends zu geselligen traf. Bei den Germanen gab es eine Gerechtigkeitslinde, die damit ebenfalls einem venusischen Thema diente. Im Übrigen heizt Lindenblütentee ein und treibt über Schweiß Erkältungskrankheiten aus.

Weiterhin gehören Obstbäume mit stark duftenden Blüten und schweren Früchten zu Stier-Venus, etwa Apfel- und Birnbäume. Der Apfel ist – auf biblischer Basis – obendrein noch Symbol der Verführung. Unter den Büschen ist der Flieder mit seinem betörend schweren Duft zu nennen.

Unter den für dieses venusische Lebensprinzip typischen Pflanzen sind auch Rüben – wie Bryonia, die Zaunrübe, ein wichtiges Heilmittel der Homöopathie – zu finden sowie Knollengewächse wie die Kartoffel. Auch die kleinen bis großen Kohlköpfe vom Rosen- bis zum Blumenkohl gehören hierher.

Eine bewährte, Stier-Venus zugeordnete Heilpflanze ist Ginseng, die von innen heraus wärmt.

Unter den Blumen ist das Maiglöckchen schon wegen seines Zeitbezugs Stier-Venus zuzuordnen; hinzu kommt sein schwerer, blumig-süßlicher Duft, der noch viel mehr als der des Flieders Bestandteil von Parfüms ist. Als Herzmittel Convallaria stärkt das Maiglöckchen die Herzkräfte.

Weitere Stier-Venus zugeordnete Blumen sind die Butter- und die Dotterblume, die schon im Namen etwas Nährendes tragen. Hortensien beeindrucken mit ihren großen, üppigen Blütenständen; der ganze Busch verwandelt sich in einen einzigen Blütenball.

Landschaften und Orte

Gasthäuser und dort wieder besonders die Stammtische, an denen sich die Stammgäste regelmäßig treffen, sind typisch für das Lebensprinzip Stier-Venus. Bayerische Biergärten sind ein weiteres Beispiel, natürlich auch alle Vorrats- und Speisekammern sowie der Bauern- und der Burghof, die Wagenburg ebenso, wobei diese natürlich nur ein Notbehelf für ein so sesshaftes Wesen wie Stier-Venus sein kann.

Reiche Kulturlandschaften gehören zu diesem Venusprinzip und folglich jeder Acker, aber auch Marktplätze, Banken und Sparkassen. Die rollenden Hügel der Prärien, saftig grüne fruchtbare Landschaften, die etwas bringen, das man anschließend zur Sparkasse bringen kann, sind typisch. Weiden voller Kühe in einem abgeschlossenen, überschaubaren Bereich wie in Oberbayern, in der Schweiz, Burgund oder Ostfriesland gehören hierher. Natürliche Karpfenteiche in Landschaftsmulden sind ebenfalls typisch für Stier-Venus, so dass überall etwas geht, das etwas bringt.

Die Schweiz, die gleichermaßen für Almwirtschaft wie Banken steht, passt gut zu Stier-Venus – als kultiviertes, fruchtbares oder jedenfalls fruchtbar gemachtes Land, wo alles etwas bringen soll und das auch tut, wo man friedlich in seinen eigenständigen Kantonen zusammenlebt und trotzdem über den Rütli-Schwur in der Eidgenossenschaft gediegen verbunden ist. Nie wollte ein Kanton sich daraus lösen, aber andere wollten dazukommen wie die Vorarlberger, wurden aber nicht aufgenommen. Bei allem dürfen die Bürger in der Schweiz nicht nur mitreden, sondern auch mit(be)stimmen. Sie tun das zwar kaum, weil man es hier auch bequem hat, aber es beruhigt ungemein, und so sind die Schweizer die zufriedensten und glücklichsten Menschen in Nord- und Mitteleuropa. Nur die Schweden kommen ihnen laut Glücksforschung diesbezüglich nahe, haben es aber nicht annähernd so warm, geborgen und heimelig wie die Schweizer. Diese lassen es sich so gut gehen, jedenfalls materiell, dass von überall Menschen hinzuströmen, die auch gern solchen Wohlstand hätten. Hier versammelt sich alles Geld der Welt in den besten und sichersten Banken der Welt. Man hat hier durchschnittlich viel Einkommen und muss davon über Steuern vergleichsweise wenig abgeben, mal mehr, mal weniger je nach Kanton, aber niemals richtig viel. Und die Schweiz hat noch jede Menge »Bünzlis«, einen Menschenschlag, der garantiert nichts ändern will, der es lieber wieder so hätte, wie es gestern war, als alles noch besser war, obwohl das für Nichtbünzlis kaum nachvollziehbar ist. Bünzli kann man nicht werden, nur sein, überall auf der Welt.

Eine wunderschöne, malerische Stadt ganz nach dem Geschmack von Stier-Venus ist Luzern, idyllisch und einfach schön an den Ufern des Vierwaldstättersees gelegen, mit anheimelnden Häusern und friedlicher Stimmung, wo man sich kennt und es in trauter Geborgenheit schön miteinander hat. Wo es alles gibt, was das Herz begehrt, und man trotzdem für sich ist, an einem der sichersten Plätze der Welt, mitten in der sowieso schon sicheren Schweiz. Wo gutes Essen selbstverständlich ist und die Banken so solide sind, wie Banken eben sein können, wo die Grundstücke sehr teuer und sehr schön sind, was gleichgültig ist, weil sie alle schon in der Hand alteingesessener Bürger sind. Und mit einer Fasnacht, die sich sehen lassen kann und bei der Lebensgenuss zeitweilig orgiastische und jedenfalls unschweizerische Qualitäten bekommt. Dass es keinen Flugplatz gibt, ist eigentlich typisch, warum sollte auch jemand wegwollen?

Zürich, die Bankenhauptstadt der Welt, von den Einheimischen liebevoll verkleinert Züri genannt, ist aber gar nicht kindlich, sondern Wirtschafts- und Geschäftsmetropole durch und durch, so gediegen und reich, so effizient und geldorientiert, wie man sich das Stier-Venusprinzip nur vorstellen kann. Nur der Lebensgenuss klappt in Zwinglis alter Hauptstadt nicht so üppig, ähnlich wie auch in der übrigen deutschsprachigen Schweiz.

Würzburg mit seiner Residenz inmitten fruchtbarer Weinberge entspricht ebenfalls diesem Venusprinzip. Als Hauptstadt von Franken ist Würzburg ein Teil von Bayern und doch eine eigene Welt, wo man eher evangelisch ist und daher nicht auf die Gnade wartet, sondern selbst etwas unternimmt, damit etwas weitergeht.

Venusische Mythen im Stierzeichen

Ein zeitloser Stiermythos ist der biblische Tanz ums goldene Kalb. Kaum hatte Moses die von ihrer Wüstenwanderung ermüdeten Israeliten verlassen, um sich Gott auf dem Berg zu stellen, der ihm das Gesetz in Gestalt der Zehn Gebote übergab, fielen die Israeliten von Jahwe ab und Moses in den Rücken. Sie begannen, sich wieder den alten ägyptischen Göttern zuzuwenden. Die ägyptische Staats-und Stierreligion verehrte nicht nur die kuhgestaltige Hathor, auch zahlreiche Stierstatuen zeugen von der Verehrung dieses höchsten Wesens, das Fruchtbarkeit und Kraft symbolisierte.

In Ägypten lebten die Israeliten zwar in Unfreiheit, aber sie hatten genug zu essen, denn den Ägyptern ging es dank des fruchtbaren Landes, das ihnen der Nil mit seiner jährlichen Überschwemmung bescherte, materiell gut. Der Lebensunterhalt war gesichert. So weit wie Benjamin Franklin waren die Israeliten zu jener Zeit noch nicht, der erkannte: »Wer Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren.«

Auf der Wanderung prüfte Gott sein Volk immer wieder auf dessen Vertrauen und Bereitschaft, für den Weg zu ihm, Jahwe, und in das Gelobte Land Opfer zu bringen. Und immer wieder wurden die Israeliten schwach, fielen von ihm ab und sehnten sich zurück nach der Sicherheit und den Fleischtöpfen Ägyptens, des Stierlandes. Das goldene Kalb wird so zum Symbol des Ab- und Rückfalls und der Verehrung der Materie, während das Göttliche an die zweite Stelle zurückgesetzt wird.

Der Tanz ums goldene Kalb ist auch heute noch ein großes Thema, insofern ihn die gesamte westliche Welt vollführt. Längst abgefallen von den von Christus propagierten Grundwerten der Nächsten- und gar Feindesliebe, vollführen Menschen und ganze Länder diesen Tanz. Alles dreht sich um Zuwachsraten und materiellen Wohlstand, Lebensstandard und finanziellen Reichtum. Die Bankenkrise war eine des Nicht-genug-Bekommens, obwohl man längst genug hat, und damit eine der Gier.

Nun zeigen wir in der Projektion mit Fingern auf Banker, doch diese spiegeln lediglich einen vorrangigen Aspekt unserer Zeit und von uns. Der alttestamentarische Tanz ums goldene Kalb bleibt folglich ein zentraler Mythos für die aus dem Judentum und seinem alten Testament hervorgegangenen Religionen wie Christentum und Islam. Da diese aber die Welt eroberten, geraten auch andere Kulturen wie hinduistische und buddhistische mit in diesen Tanz um die Materie.

Ein weiterer großer, für Stier-Venus typischer Mythos ist der vom Minotaurus. In seiner Jugend war Minos, der reiche, mächtige König des reichen, mächtigen Kreta einen Handel mit dem Meeresgott Neptun-Poseidon eingegangen. Im Streit mit seinen beiden Brüdern um den Thron des Reiches bat er Poseidon, einen wunderschönen schneeweißen Stier aus dem Meer aufsteigen zu lassen. Er, Minos, würde ihm diesen Stier anschließend opfern als Zeichen, dass er dem Gott hinfort als König dienen wolle. Poseidon, selbst oft in Stiergestalt dargestellt, erfüllte seinen Part und schickte den weißen Stier, was Minos das Königreich einbrachte. Von dem Albino-Stier aber war Minos vollkommen fasziniert und beschloss, ihn für sich zu behalten. Das heißt, er wollte symbolisch die Stier- und damit Materiewelt zu seiner machen und ihr dienen. So opferte er einen anderen weißen Stier und behielt das göttliche Prachtexemplar für sich, in der Hoffnung, (der) Gott würde es nicht merken.

Hier haben wir mythologisch den immer wiederkehrenden menschlichen Urirrtum in drei Schritten dargestellt: erstens in dem Versuch, Gott, die Einheit, zu betrügen, was immer scheitert. Zweitens in dem Versuch, etwas von Gott Geliehenes für sich zu reklamieren und so zu missbrauchen. Drittens, sich falschen Göttern zu verschreiben, die meist, wie auch in diesem Fall die materielle Welt symbolisieren. Diese drei Schritte begegnen uns zu allen Zeiten von mythischen bis zu modernen, und das Ergebnis ist immer dasselbe: Der Mensch hat keine Chance, mit seinen Egoansprüchen gegen die Gottheit durchzukommen. Er muss immer scheitern.

Die Schicksalskorrektur sah beim reichen, mächtigen Minos folgendermaßen aus: Der betrogene und entsprechend erzürnte Gott Poseidon überredete die Liebesgöttin Aphrodite-Venus, Herrscherin auch im Stierreich, in Minos’ Frau Pasiphae eine unwiderstehlich große sinnliche Lust und Leidenschaft nach dem weißen göttlichen Stier zu entfachen, was sich auch als Leidenschaft zur Materie deuten lässt. In der heutigen Zeit könnte Venus zum Beispiel einen unwiderstehlichen Kauf- und Konsumrausch wecken. In Kreta veranlasste Pasiphae jedenfalls den genialen Baumeister Daidalos, ihr eine hölzerne Kuh zu bauen, damit sie dem göttlichen Stier begegnen könne. Aus dieser Verbindung wurde das Monstrum Minotaurus geboren, ein Mensch mit Stierkopf, der sich von Menschenfleisch ernährte und Minos’ Schande offensichtlich machte. Wenn sich also ein Mensch ganz der Materie hingibt, entsteht etwas Monströses. Minos versuchte nun, dieses ungeratene Kind, das sein Betrug letztlich heraufbeschworen hatte, zu verstecken. Er ließ Daidalos das berühmte Labyrinth bauen, in dem der Minotaurus versteckt und vom Fleisch von Jungfrauen und Jünglingen der tributpflichtigen Staaten genährt wurde, etwa mit jungen Athenern, denn Minos’ Einfluss als König von Kreta reichte bis über Athen hinaus.

Hier zeigt sich – mythologisch sehr deutlich – ein vierter immer wiederkehrender Punkt. Wir Menschen versuchen, die ungeratenen, peinlichen Früchte unseres Lebens zu verstecken, obwohl gerade sie uns den Weg weisen könnten. Das Verbergen und Verstecken gelingt dann auch nur zeitweise und verstärkt das Elend letztlich immer. Nach diesem Muster werden behinderte Kinder versteckt; in Italien sogar schon dicke Kinder.

Minos befand sich nun in einer schrecklichen Situation. Obwohl sich seine weltliche Macht über die ganze Welt (des Mittelmeeres) erstreckte, war er im Innersten doch ohnmächtig und durch seinen Betrug gebunden. Er wurde seiner Frau nicht Herr, lebte zusammen mit dem Menschen verschlingenden Monstrum, dem Kind seiner Frau mit dem Stier, dem er ständig neue (Menschen-)Opfer bringen musste. Ein Betrug an der Einheit und an Gott fordert tatsächlich immer weitere Opfer an Leben(digkeit).

Im Mythos lehnte sich schließlich der athenische Held Theseus auf, und mit Hilfe von Minos’ Tochter Ariadne erschlug er zuerst das Monster und fand anschließend dank eines Fadens, den ihm Ariadne mitgegeben hatte, wieder hinaus. Das Beispiel Ariadne zeigt, wie die Kinder die Fehler ihrer Eltern auszubaden haben; Reinkarnationstherapien und Familienaufstellungen belegen es immer wieder. Wir hängen viel enger mit unserer Familie und Sippe, den Menschen vom selben Blut, in einem Muster beziehungsweise Labyrinth zusammen, als wir glauben.

Dieses Ende erzürnte den Gott Poseidon dermaßen, dass er, der auch für Erd- und Seebeben zuständig war, das Labyrinth und mit ihm Minos und sein Reich Kreta von gewaltigen Stürmen und Erdstößen zerstören ließ. Minos wurde sozusagen unter den Trümmern seiner aus materieller Gier gebauten Welt begraben und so zum Symbol der Schattenseite des Stier-Venusprinzips mit seinem Streben nach materiellem Besitz, seinem Nicht-loslassen-Wollen, seiner vordergründigen Schönfärberei.

Der tiefste Schatten wird im Labyrinth versteckt. Dieses wird zum Symbol der materiellen Welt, aus der zu entkommen nicht leicht ist. Das geht nur mit Heldenmut (Theseus) und mit Hilfe des Erbauers, in diesem Fall dessen Tochter Ariadne. So wird diese Geschichte von Minos zu einer Schattendarstellung des Stier-Venusprinzips, das in Gefahr ist, an Besitzgier, Festhalten und übertriebenem Bewahren und Behalten zu scheitern. Wenn das Göttliche dafür betrogen und verraten wird, droht Gefahr, der Materie zum Opfer zu fallen.

Der historische Buddha Gautama, selbst im Stierzeichen geboren, bringt uns die erlöste Seite des Stier-Venusprinzips nahe. Nach buddhistischer Auffassung ist der Mensch durch sein Anhaften an der Materie an das Rad der Wiedergeburt und dadurch an den ewigen Kreislauf von Inkarnationen und Tod gefesselt. Das Bestreben des Buddha war, seinen Anhängern den Weg zur Freiheit zu weisen, was durch Aufgeben der Bindungen und des Anhaftens geschieht.

Der Buddha Gautama wusste, wovon er sprach, hatte er doch das schöne, reiche Fürstentum der Eltern und sogar Frau und Kinder loslassen müssen, um den Weg der (Er-)Lösung und Befreiung gehen zu können. Seine Eltern hatten es wie Minos mit Schönfärberei versucht und dem Sohn alles Leid, alle Krankheit und sogar das Altern und Welken der Blüten und Blätter aus den Augen geschafft und versucht, ihm eine schöne, heile Welt vorzutäuschen. Er sollte die Fragen gar nicht erst finden, die jedes Leben in materiellem Reichtum letztlich in Frage stellen.

Das buddhistische System mit seinen Werten und deren Hierarchie ist heute vielleicht das bedeutendste Korrektiv zur westlichen Welt mit ihrem Primat materiellen Besitzes. Minos beherrscht den Westen und hat es am leichtesten, wo evangelisches Christentum die Basis der Gesellschaft bildet. Besonders puritanische Werte fördern überall auf der Welt den Kapitalismus, die Religion des Geldes und der Stier-Venus. Buddha verliert heute im Osten allerdings erheblich an Boden und Bedeutung. Er kommt am ehesten in jenem Teil des Westens wieder zu Ehren, der schon genug von der materiellen Übersättigung hat.

Politik(er)

Ho Chi Minh, der sein Heimatland Vietnam erst gegen die Franzosen, dann gegen die Amerikaner und ihre Marionettenregierungen im Krieg baute, erlebte die Freiheit Vietnams nicht mehr, stellte aber alle notwendigen Weichen dafür. In unterirdischen Maulwurfsgängen untergruben seine Reisbauern zuerst als Vietminh und später als Vietcong die prowestlichen Regime. Ho Chi Minh hatte ein Leben dem Thema Reviersicherung gewidmet. Sein Name wurde Programm. Die Demonstranten der 68er-Studentenbewegung skandierten ihn rhythmisch und instrumentalisierten ihn in einer Vorläuferform des Rap-Gesanges mit ihren mantrischen »Ho-ho-ho Chi Minh«-Rufen, um ihrerseits »Politik« durchzusetzen, Vorlesungen zu sprengen und sich Raum zu verschaffen.

Karl Marx, auf den sich Ho Chi Minh und viele andere Revolutionäre beriefen, kümmerte sich im Wesentlichen um das Thema der materiellen Verteilung, deren Ungerechtigkeit ihn herausforderte. Die aus seinem Gedankengut, vor allem aus seinem Buch Das Kapital hervorgegangenen Ideologien des Sozialismus und Kommunismus wollten Eigentum und Besitz überwinden, scheiterten aber am menschlichen Egoismus und Besitzstreben.

Wladimir Iljitsch Lenin, mit vier Planeten im Stier ein Vollblutvertreter dieses Venusprinzips und der Kommunist schlechthin, arbeitete zeitlebens auf den geistigen Spuren von Marx an der Überwindung der aus Besitz folgenden Probleme und scheiterte mitsamt der Sowjetunion Tag für Tag und posthum endgültig

Wer das Stier-Venusprinzip bisher für harmlos, etwas naiv und ungefährlich, weil friedlich gehalten hatte, mag bei den Politikern und vor allem den noch folgenden Schattengestalten aufwachen für eine andere Seite, vor der schon Sokrates, selbst Stier, gewarnt hatte, als er das Essen von Fleisch und den daraus folgenden Besitz von Land zur Weidewirtschaft als Ausgangspunkt zukünftiger Kriege voraussah.

Saddam Hussein, der furchtbare Diktator des Irak, ist solch ein Schattenbeispiel für dieses Lebensprinzip. Nach einer langen Kette von machterhaltenden Schandtaten wurde der schließlich gefasst, was ihm buchstäblich den Hals beziehungsweise das Genick brach.

Ebenso Ayatollah Chomeini, der drei Planeten im Stierzeichen hatte. Er verwandelte den Iran in einen fundamentalistischen Gottesstaat und bekam eine Vorbildfunktion für die Menschen vieler muslimischer Länder, woran die Welt bis heute krankt und leidet. Der Fundamentalismus wird zum Problem, weil er Religion, die von Symbolen, Analogien und Gleichnissen lebt, wortwörtlich nimmt und auf dieser konkreten Ebene umzusetzen versucht.

Auch Adolf Hitler ist eine grauenhafte Schattengestalt des Stier-Venusprinzips. Neben der starken venusischen Betonung in seinem Horoskop durch drei Planeten im Zeichen Stier, hatte er außerdem noch einen Waage-Aszendenten, der ebenfalls ins Venusreich fällt. Hitlers Eroberungskriege waren auf Landgewinn gerichtet und wurden zum Weltkrieg. Er schwadronierte gern »vom Volk ohne Lebensraum«, den er im Osten erobern wollte. Hitlers Rassenideologie legte größten Wert auf das sogenannte Ariertum, das reine Blut und die Blutlinie. Er ließ bereits Kinder die Blut-und-Boden-Ideologie des Nationalsozialismus in Braunhemden farblich vertreten. Sein auf Dauer angelegtes Tausendjähriges Reich wurde nach zwölf Jahren, und damit zwölf schreckliche Jahre zu spät, von der Hybris eingeholt und von den Kräften, die er herausgefordert hatte, zertrümmert.

Zu den prominenten Regentinnen unter dem Stier-Venusprinzip gehört Katharina die Große. Sie übernahm als Ausländerin von ihrem inkompetenten Mann und Zaren die Herrschaft über ganz Russland. Ihr Revier und ihre Macht sicherte sie sich durch kluge Liebschaften und zahlreiche Reformen fürs Volk.

Auch Königin Elisabeth II. von England wurde unter dem Stier-Venusprinzip geboren. Mit Ausdauer und Geduld führte sie ihre große Sippe und das Königreich durch die Wirren der neuen Zeit. Erst auf starken Druck wich sie von den Traditionen ab, die zu bewahren ihr großes Anliegen ist.

Eine weitere berühmte Vertreterin dieses Prinzips ist Ev(it)a Perón. In ärmsten Verhältnissen aufgewachsen, erarbeitete und »erliebte« sie sich mit Ausdauer und zäher Kraft ihren Platz an der Sonne und Seite von Juan Perón, dem sie mit ihrer Volksnähe und ihrem sozialen Engagement an die Spitze von Argentinien half. Sie war den schönen, gediegenen und wertvollen Dingen des Lebens zugetan, zeigte dennoch immer Herz für die Armen und vor allem für die Frauen und ging so als Volksheldin in die (Musical-)Geschichte ein.

Feuilleton

In der Baukunst ist die Romanik mit ihren runden Bögen, ihrer soliden, gediegenen Bauweise, die auf sicheren Fundamenten der Erde näher bleibt als etwa die zum Himmel strebende Gotik ein typischer Ausdruck von Stier-Venus. Romanische Basiliken gründen auf fester, breiter Basis. Aus schwerem Stein gemauert, sind ihre Gewölbe Ausdruck von Schutz und Geborgenheit, die man von Gott erwartet.

Das mit Brauchtum und Volkskunst eng verbundene Kunsthandwerk entspricht ganz Stier-Venus, zum Beispiel das Töpfern von Gefäßen, die schön sein sollen, aber auch nützlich, um Vorräte aufzubewahren. Das Weben schöner, schmückender und vor allem wärmender Stoffe gehört ebenfalls hierher. Die alte Manufaktur, in der Handwerker verschiedener Richtungen oder Spezialisierungsgrade zusammenarbeiten, um etwas Hochwertiges, Gediegenes zu erschaffen, ist ebenfalls ein gutes Beispiel für dieses Lebensprinzip. Auch die Schmuckherstellung hat hier eine Heimat, ebenso Hinterglas- und naive Malerei.

Der Maler, Graphiker, Keramiker und Bildhauer Joan Miró war ein Vertreter dieses Venusprinzips; seine frühen Werke wurzeln in der Volkskunst seiner katalanischen Heimat, auch wenn sie weit über diese Volkskunst hinauswachsen und schließlich in der klassischen Moderne landen. Viele seiner späteren heiteren, fantasievollen Werke erfreuen sich großer Popularität und wurden vielfach für den Hausgebrauch reproduziert.

Auch schwere Ölgemälde mit eher naturalistischen Darstellungen wie Stillleben sind bei Stier-Venus anzutreffen. Berühmte und typische Werke sind von Peter Paul Rubens »Polderlandschaft« und von Pieter Brueghel »Bauerntanz«, »Bauernhochzeit« oder »Schlaraffenland«. Leonardo da Vinci ist im Zeichen Stier geboren und hat mit der »Mona Lisa« eine weltberühmte (arche-)typische Stier-Venus hinterlassen, was uns zeigen könnte, wie weltbestimmend und -bewegend dieses runde, vollschlanke Ideal einst war. Auch die Bildhauerei hat ihre Wurzeln bei Stier-Venus, vor allem jene im Stil der Volkskunst.

In der Musik ist der Chorgesang und besonders der von Volksliedern, die der Tradition verbunden sind, für Stier-Venus typisch. Neben Volksmusik und besonders Heimatchören sind hier auch so große Ensembles wie die Fischer-Chöre zu nennen. In der Volksmusik gehören sowohl die bodenständigen, oft schweren Weisen echter volkstümlicher Musik mit entsprechend langer Tradition zu Stier-Venus als auch die moderne, vielfach als »volksdümmlich« hingestellte Abart, die mit Synthesizern romantische Stimmungen und einiges an Gefühl und Schmalz mit hineinwebt, um dem Massengeschmack gerecht zu werden. Auf gehobener Ebene des Musikgenusses finden wir hier die Oper mit ihren Arien und Chören, besonders aber auch die Operette. An Tänzen sind Polka, alpenländlicher Schuhplattler und Zwiefacher typisch Stier-Venus.

Unter den Schauspielern war Henry Fonda ein Vertreter des Stier-Venusprinzips, deutlich zu erkennen an der Wahl seiner Rollen in Filmen, die oft Heimatfilme waren, wenn auch amerikanische. Die Schauspielerei lag hier wohl im Blut, denn auch seine Kinder wurden Filmstars: Jane Fonda, die uns Hollywood-Mythen wie Barbarella, aber auch die Bewegungsübungen des Aerobic brachte, und Peter Fonda als Easy Rider, der auf der Suche nach Lebensgenuss sich auf- und davonmachte und loslassen übte.

Anthony Quinn hinterließ als Alexis Sorbas der Welt eine Lektion in Sinnlichkeit und Lebensgenuss. Er bereicherte nicht nur viele große Filme, sondern wurde in seinen Achtzigern noch Vater, was auch auf dieser Ebene für Fruchtbarkeit spricht.

Barbra Streisand, die singend, tanzend und spielend Weltruhm erlangte, wurde im Stierzeichen geboren. Genauso die amerikanische Sängerin und Schauspielerin Cher, die auch dafür berühmt wurde, dass sie ihren Körper durch zahlreiche Schönheitsoperationen neu gestaltete und lange »jung« beziehungsweise beständig erhielt.

Von den großen Denkern und geistigen Wegbereitern wurde Sokrates bereits erwähnt. Zu erinnern ist auch noch an Immanuel Kant. Er bereicherte die Welt mit der Kritik der reinen Vernunft und dem kategorischen Imperativ. Die Legende besagt, dass er seinen Geburtsort Königsberg kein einziges Mal verlassen habe.

Der ebenfalls im Zeichen Stier geborene Sigmund Freud machte die Welt der Seele zu seinem Revier und hinterließ sie der Welt als Aufgabe. Die Freuden der Sinne und die Sinnlichkeit sind zentraler Teil seiner Seelenarbeit, was ihm oft vorgeworfen wurde. Er war aber wohl von der Sexualität nicht besessener als seine Zeit; nur war er der Erste, der sich an dieses solide verdrängte Thema heranwagte, sicher getragen von eigenen Problemen. Er wollte die Seele zu einem ebenso sicheren, von mechanischen Gesetzen bestimmten Revier der Medizin machen, wie es der Körper schon war. Aber das Unterfangen scheiterte an der unbestimm- und unkalkulierbaren Seele einerseits und der Schulmedizin andererseits, die mit so einem diffusen, archetypisch weiblichen Thema nichts anfangen wollte. Persönlich scheiterte Freud auch daran, Sinnenfreude zu finden, aber er eröffnete Psychologie und Medizin die andere Hälfte der Wirklichkeit: die Seelen(-Bilder-)Welt.

Krishnamurti, der wie kein anderer Loslassen lehrte und vorlebte, setzte sich anfangs in das von den Theosophen extra für ihn gemachte Nest, erkannte aber bald, dass echte Entwicklung auf Befreiung hinausläuft, und so verließ er das sichere Revier und lehrte in der (Los-)Lösung von allen Vorgaben und Lehren, Anweisungen und Richtlinien die große (Er-)Lösung. Das macht ihn, sein Leben und Werk, zu einem wundervollen Beispiel für das erlöste Stier-Venusprinzip.

(Arche-)typische Problemkette

Das Drama des Besitzes

Das Thema Eigentum und besonders Landbesitz, das uns schon als Vorwand und Auslöser von Streit und Krieg begegnet war, bleibt ein ungelöstes Problem – nicht nur für das Stier-Venusprinzip, sondern für jede Gesellschaft. Die ungleiche und oft ungerechte Verteilung des Bodens und daraus folgend des Besitzes hat in der bisherigen Geschichte die meisten Kriege verursacht.

Kinder lernen die Spielregeln des Kapitalismus beim Monopolyspielen mit ihren Eltern und Freunden. Dieses Spiel hat gegenüber der Wirklichkeit den immensen Vorteil, am Beginn allen die gleichen Chancen zu geben, weil alle Straßen, Grundstücke und Immobilien noch keinem gehören. In unserer gesellschaftlichen Wirklichkeit ist am Anfang jedoch schon alles besetzt, das heißt mit Beschlag beziehungsweise Eigentumstiteln belegt. Man müsste schon zu einer Familie gehören, die (sich) entsprechend eingekauft hat. Diese Situation, die den jeweils jüngeren Generationen immer schlechtere Karten austeilt, da die besten Plätze und etwa alle Seegrundstücke bereits vergeben sind, sorgt irgendwann auch in stabilen Gesellschaften für Sprengstoff. Insgesamt ist in der heutigen Welt die ungleiche und ungerechte Verteilung der Besitztümer aufgrund von materieorientiertem Egoismus und Habsucht der entscheidende Hintergrund von Hunger- und Kriegskatastrophen. Mit dem Besitzthema steht das Stier-Venusprinzip im Zentrum der Problematik.

Die Anfänge dieses Problems werden tatsächlich schon vor über 2500 Jahren in einem von Platon überlieferten Dialog zwischen Sokrates und Glaukon über die Zukunft der griechischen Stadtstaaten deutlich. Sokrates rät zu einem einfachen Leben und zu kargem pflanzlichem Essen auf Gerste- und Weizenbasis, das zusammen mit Beschaulichkeit und Ruhe zu einem hohen Alter führen werde. Glaukon hält dagegen, dass die Bürger mehr als solche »Schweinekost« verdienten und zu »moderner Kost« auch Fleisch und Süßspeisen gehörten. Sokrates entgegnet – lebensprinzipiensicher –, dass es zu Städten führe, deren Bürger unter Entzündungen litten und große Mengen an Vieh bräuchten, was Glaukon bestätigt. Auch dass dann viel mehr Ärzte nötig seien, muss er zugestehen. Sokrates fährt fort, dass diese Städte mit zunehmendem Luxus auch mehr Weideland für die Schlacht- und Nutztiere benötigten. Dieser wachsende Landmangel verleite dazu, das Land anderer in Besitz zu nehmen, und so kämen Gewalt und Krieg in die Welt. Wenn aber Gewalt, Zügellosigkeit und Krankheit um sich griffen, müsste es neben mehr Ärzten auch mehr Rechtspersonen geben. Und er sagt voraus, dass die Mitglieder des Ärzte- und Juristenstandes hochnäsig ihre Häupter erheben würden.

All diese Themen haben wir längst und sind daran gewöhnt. Mediziner und Juristen tragen die Nase hoch und beherrschen die moderne Gesellschaft. Solange wir keine andere Form finden, mit Eigentum und Besitz umzugehen, und die meisten Menschen von Besitz besessen sind, statt ihn verantwortlich zu besitzen, können wir die großen Probleme nicht lösen. Wollen wir sie lösen, müssten wir an ihren Anfang zurückgehen. Wir landen dann beim Stier-Venusprinzip und der entsprechenden Haltung zu Land(wirtschaft), Besitz und Werten.

Wenn wir zu den Wurzeln des Kapitalismus zurückgehen, stoßen wir auf bürgerliche Philosophen des 18. Jahrhunderts wie den Schotten David Hume, selbst im Zeichen Stier geboren. Der Kausalität schon zu seiner Zeit verblüffend kritisch gegenüberstehend, wollte er Gesellschaft nicht wie ein mechanisches Gebilde begreifen. Heute könnte er durchaus gedankliche Anreize liefern, dem bedrohlichen Wildwuchs des Besitzstrebens Einhalt zu gebieten. Von ihm stammt der Satz: »Glück ist es, wenn es allen nützt.«

Wir leben heute in Monopoly-Gesellschaften, die ständig ihren eigenen Sprengstoff produzieren und in der Besitzfrage nicht weiterkommen. All die Stiergeborenen, die sich von Marx über Lenin bis Ho Chi Minh darum sorgten, zielten mit ihren idealistischen Vorstellungen vom Loslassen des Besitzes an der menschlichen Realität und Besitzgier vorbei. Der gute alte Kapitalismus hat gewonnen, ob er aber wirklich gut ist, muss zunehmend bezweifelt werden. Moderne Finanz- und Bankenkrisen lassen rückwirkend an einen Pyrrhussieg denken.

Fundamentalismus

Der Fundamentalismus entsteht aus dem Gefühl, dass die Dinge schlecht laufen und verbessert werden müssen, was wiederum entscheidend mit dem weltweit ungelösten Besitzproblem zu tun hat. Wird die Antwort nicht im Fortschritt wie beim Jupiterprinzip gesucht, sondern in einem Zurück-zu-den-Wurzeln und zu alten Zeiten, wo alles noch besser war, finden wir uns beim Rückschritt oder Fundamentalismus wieder. Er wird zum Problem, weil er Religion, die von Symbolen, Analogien und Gleichnissen lebt, wörtlich nimmt. So kommt es beispielsweise in der Rechtsprechung fundamentalistischer Staaten zu extrem harten Strafen, wenn bei Ehebruch gesteinigt wird und man Dieben die Hand abhackt. Diese Maßnahmen in heutigen muslimischen »Gottesstaaten« werden dem Koran aber in keiner Weise gerecht. Vergleichbar wäre, wenn Christen auf das Alte Testament zurückgriffen und den Satz, mit dem Jahwe das Wirken des Karmagesetzes erklärt, »Auge um Auge, Zahn um Zahn«, zum Anlass nähmen, um im Rahmen von Strafmaßnahmen Augen auszureißen und Zähne auszuschlagen.

Religion will ihrem Wesen nach verstanden werden, sonst kann ein so frauenfreundlicher Ansatz wie der des Propheten Mohammed zu so frauenverachtenden Positionen führen, wie wir sie im heutigen islamischen Fundamentalismus antreffen. Das Gesetz der Polarität schlägt hier voll zu.

Beim Fundamentalismus handelt es sich letztlich um eine Verwechslung von Form und Inhalt. Wer heilige Schriften wörtlich nimmt und an der Form hängenbleibt, kommt zu Haltungen, wie wir sie im christlichen Umfeld bei den Zeugen Jehovas oder Jesus People finden. Bedenklich ist hier ein kindliches Verständnis, das Entwicklung einengt, bei Angstmache endet und das Leben auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschiebt.

Aber die Verwechslung von Form und Inhalt geht viel weiter und hat starke Wurzeln im Stier-Venusprinzip, das die formale und die Welt der Dinge stark (über-)betont. In einer Welt, die ihr Herz so sehr an die Materie hängt, stehen natürlich Grundbesitz und Geld ganz oben auf der Wunschliste. Insofern leben wir geradezu im Stier-Venuszeitalter, das immer noch auf die Erlösung wartet.

Natürlich ist auch die Medizin von der Überbetonung der Form in Gestalt des Körpers gegenüber dem Inhalt, dem Seelenbewusstsein, betroffen. Wo ständig auf die Ebene der Materie geschaut und die der Seele chronisch übersehen wird, bleibt das Wesen der Krankheitsbilder auf der Strecke, und die Fähigkeit zu echter Heilung und Vorbeugung geht verloren. Die deutende Medizin von Krankheit als Weg bis Krankheit als Symbol unternimmt nichts anderes als einen Brückenschlag zwischen der körperlichen Form und den von ihr abgebildeten Inhalten. Dies geht jedoch über die Übersetzung von Krankheitsgeschehen auf die Seelenebene hinaus, denn auch gesunde Körperregionen und -aspekte lassen sich auf ihre seelische Bedeutung hinterfragen, wie die Bücher Körper als Spiegel der Seele und Die Spuren der Seele belegen. Wir könnten auf diese Weise in allen möglichen Bereichen des Lebens ständig die Brücke zwischen Form und Inhalt schlagen und würden dann auch erkennen, dass Eigentum natürlich Be-Deutung hat und verpflichtet.

In der Evolution vergessen…

Bei der Entdeckung der Abläufe der Evolution ist Charles Darwin einiges entgangen, unter anderem auch das Stier-Venusprinzip mit seinem Anspruch an Schönheit und Harmonie, runde ausgewogene Formen und Gleichgewicht. Als er das Prinzip des »Survival of the fittest« formulierte, wurde er vielfach missverstanden und auch im Deutschen falsch übersetzt. Nicht das Überleben der Stärksten, sondern der Best-Angepassten wollte er betonen. Deshalb haben nicht die großen, starken Dinosaurier, sondern die kleinen, schwachen, viel besser angepassten Insekten überlebt.

Wirklich übersehen hat Darwin die Wichtigkeit von Schönheit, Ebenmaß und harmonisch runder Ausgewogenheit der Proportionen, wie sie sich im Goldenen Schnitt ausdrücken. Wie sonst sollte der Pfau überlebt haben. Sein Rad nutzt ihm nur in der Partnerwerbung der Balz. Sobald er es einfaltet, ist es hinderlich beim Gehen wie beim Fliegen und bietet nur Evolutionsnachteile. Aber allein die Tatsache, dass Frau Pfau so darauf steht, weil sie angesichts der langen Federn gute Gene vermutet, hat ihn gerettet und durchgebracht. Wer das größte Rad schlagen kann, ist sprichwörtlich König – nicht nur unter Pfauen – und braucht sich um den Rest nicht zu sorgen. Es gibt also auch so etwas wie »Survival of the sexiest and most attractive«, das Überleben der Attraktivsten und sexuell Stimulierendsten. Und da hat Stier-Venus einiges mitzureden – in der Natur und bei uns Menschen, früher mehr als heute, wie man an der Mona Lisa sieht, die es heute auf kein Hochglanz-Cover mehr schaffen würde. In diesen Zeiten bläst dem Stier-Venus-Motto »Rund und gesund« ein scharfer und extrem ehrgeiziger dünner Wind entgegen.

Essen und Ernährung

Gutes, genussvolles Essen an einem üppig gedeckten Tisch ist jeden Tag und natürlich besonders bei Festmahlen und Feiern Thema von Stier-Venus. Dass wir in der Mode das Ergebnis in Gestalt runder, gesunder Formen heute so übel nehmen und bewerten, kommt erschwerend und genussfeindlich hinzu. Ein moderner Starkoch, der gegen den Trend fragt: »Kann denn Butter Sünde sein?«, hat beim entschiedenen Kopfschütteln und überzeugten »Niemals« alle Stier-Venustypen sicher auf seiner Seite.

Schon die vorherrschende typische Signatur der runden Üppigkeit verrät, wie wichtig hier Überfluss beim Essen ist und wie reichlich alles Gute vorhanden sein sollte. Schwere Mahlzeiten sind in unseren übergewichtigen Zeiten natürlich besonders problematisch, aber voll im Trend des Prinzips. Da wird mit Sahne und Fett gekocht, damit es gut rutscht – und so entsteht eine Nähe zum Jupiterprinzip und seinem Luxus beim Essen.

Medizin

Krankheitsbilder

An Krankheitsbildern ist neben Halsschmerzen und allen Problemen der Stimme – von einfacher Heiserkeit über Angina bis zum Stimmbandkarzinom – auch an »zu dickes Blut« zu denken, wie es heute immer häufiger zum Anlass genommen wird, Marcumar und ASS zu verschreiben, chemische Blutverdünner. Vor diesem Hintergrund entstand auch die Idee, möglichst viel Fisch aus kalten Gewässern zu essen, weil dieser reich an Fettsäuren ist, die das Blut in Fluss halten, wie es im eiskalten arktischen Meer notwendig ist.

Noch viel besser wäre natürlich, seine Lebensenergie durch ein entsprechend bewegtes Leben in Fluss zu halten im Sinne von Heraklits »Panta rhei« (»Alles fließt«). Das aber ist gerade eine Herausforderung für Stier-Venustypen, die zum Festhalten und Anhaften neigen und deren Blut das auch spiegelt. Loslassen ist die große Aufgabe.

Letztlich haben auch Störungen wie Übergewicht, die auf ein Ungleichgewicht zwischen Nehmen und Geben zurückzuführen sind, Anteile am Stier-Venusprinzip, also etwa die Fettsucht, die wir uns anfuttern. Auch die Unfähigkeit, genügend Kinder zu bekommen, um sozusagen den (Fort-)Bestand zu sichern, gehört zu diesem venusischen Prinzip.

Die Entzündung der Ohrspeicheldrüsen bei Mumps12, die oft auf die Hoden schlägt, ist ein marsisches Geschehen auf Grundlage des Stier-Venusprinzips.

Schilddrüsenerkrankungen und besonders der Morbus Basedow sind vom Ort bei Stier-Venus zu sehen, aber natürlich auch alle Fehlfunktionen der Schilddrüse, die zum Kropf (Struma) führen, wie es auch die Sprache andeutet: Ein Ausdruck wie »den Hals nicht voll genug bekommen« nimmt den dicken Hals zum Anlass, um auf ein Besitz- und möglicherweise Gierproblem hinzuweisen. Dass zum Dirndl oft das sogenannte Kropfband gleich schon dazugehört, mag andeuten, wie (arche-)typisch diese Thematik im Stier-Venusland angesiedelt ist. Der Kropf entsteht in Berggegenden, wenn die Nahrung zu wenig Jod enthält. Dann expandiert die Schilddrüse, um gleichsam auch wirklich jede Spur von Jod zu erhaschen. So wächst der Hals und zeigt an, dass hier jemand offensichtlich Mangel an etwas Essenziellem leidet. Meist geschah das in Kulturen, die weit vom Meer entfernt anstelle von jodreichem Meersalz jodfreies (Stein-)Salz verwendeten.

Die Schilddrüsen-Unterfunktion kann ebenfalls zur Kropfbildung führen. Sie weist auf bewahrendes Besitzstreben hin, ist aber auch ein Ausdruck für angestaute Wut und Ärger (»Da kriege ich sooo einen Hals!«).

Knoten in der Struma (Kropf ) stehen für ungelöste Probleme, die man am Hals hat und die gelöst werden wollen. Wenn sie kalt, das heißt stoffwechsel-inaktiv sind, geht von ihnen die Gefahr der Entartung aus. Das Thema Schilddrüsenkrebs gehört natürlich auch in das Reich von Stier-Venus. Heiße Knoten dagegen sind diesbezüglich harmlos, machen aber Druck und Beine, bringen sie doch das Herz über den Stoffwechsel aktivierende Hormone auf Touren.

Die Aufgabe liegt nun darin, das eigene Sicherheits- und Machtbedürfnis anzuerkennen und sich vollumfänglich einzugestehen. Förderlich ist, sich im übertragenen Sinne so abzusichern, dass man das Thema aus dem K(r)opf bekommt und loslassen kann. Es geht darum, bewusst andere Orte zur Bewahrung von Besitz zu finden – von der Bank für die Ersparnisse bis zum Oberstübchen für den geistigen Besitzstand. Wichtig ist, die Entwicklungsbehinderung durch Besitz und all die Dinge, die einem an den Hals gewachsen sind und die man folglich am Hals hat, als solche zu spüren, um bewusst für Erleichterung zu sorgen und sich überzähligen, überfälligen und überflüssigen Besitz endgültig vom Hals zu schaffen.

Mit ihren stoffwechselaktiven Hormonen T3 und T4 ist die Schilddrüse geeignet, die (zu) langsame, fast lethargische Lebensweise, wie sie bei Schilddrüsenunterfunktion Stier-Venusthemen gleichsam karikiert, in Bewegung zu bringen. Somit könnte eine aktive, gut funktionierende Schilddrüse für jene Aktivität und Energie sorgen, die Entwicklung und Lösung möglich macht, und helfen, das (arche-)typische Problem dieses Urprinzips, das Festklammern an Materie, zu überwinden.

Stier-Venusenergie im Namen

Ländliche Allerweltsnamen wie Hans, Josef und Karl sind typisch für dieses Lebensprinzip. Wenn die Auskunft gegeben wird: »Josef wie der Vater«, und auf Nachfrage noch erklärend hinzugefügt wird, »wie auch der Großvater«, ist das ein Hinweis auf eine ungebrochene Familientradition. Sie lässt dem Einzelnen wenig Individualität und Spielraum, nimmt ihm aber auch viel ab, zum Beispiel oft die Berufswahl, weil er einfach vom Vater den Hof übernimmt oder das Geschäft oder Gewerbe.

Auch regionaltypische Namen sind ein Hinweis auf Stier-Venus. Außerhalb der Schweiz heißt beispielweise kaum jemand Regula oder Ueli. Bei Regula ist alles geregelt, und das lässt unter diesem Aspekt auch an Jungfrau-Merkur denken. Bei Ueli denkt der Nichtschweizer vielleicht an einen kleinen, netten ursprünglichen Menschen.

Berta transportiert schon im Namen eine gewisse Schwere, aber auch Gediegenheit und Bodenständigkeit, die für Stier-Venus typisch sind.

Bearbeitung und Einlösung von Stier-Venusthemen

Unter dem Stier-Venusprinzip heißt die Aufgabe, das Eigentumsthema zu (er)lösen – seinen Besitz zu besitzen – und die eigene Mitte zwischen Bewahren und Loslassen zu finden, zwischen Produktion und Genuss. Es geht um Konsolidierung und darum, seinen stimmigen Platz zu wählen, die Integration in die Welt der anderen, die Gruppe. Wichtig ist, Werte zu finden, für die es zu leben lohnt, und die Sinne am Leben zu beteiligen. Aus Gewohnheiten Rituale zu machen, die das Leben fördern statt einengen, gehört ebenfalls zu den Aufgaben.

 

1. Auf der untersten Stufe könnte Besessenheit von Besitz und Habgier um jeden Preis der Anlass sein, sich einzugestehen, dass der Preis dafür extrem hoch ist und letztlich das Leben kosten wird. Geld ist als Mittel zur Erfüllung von Bedürfnissen, zum Beispiel sinnlicher Art, zu durchschauen. Sonst könnte man es höchstens in Goldmünzen umwandeln, um immer wieder in einer entsprechenden Schatztruhe zu wühlen. Das würde das Stier-Venusprinzip immerhin auf der Dagobert-Duck-Ebene verwirklichen und auch befriedigen.

Engstirnige Starrheit als Angstquelle kann als Einbahnstraße in einen Teufelskreis erkannt werden. Auf Abhängigkeit und Hörigkeit zielende Gruppen sind aktiv zugunsten solcher zu verlassen, die Entwicklungschancen bieten. Habsucht auf der Körperebene im Sinne von Essgier ist als Ausgangspunkt einer Meditation zu wählen, die darauf zielt, die eigentliche Bedürftigkeit herauszufinden und zu erfüllen. Neid ist am besten dadurch zu erlösen, sich selbst reichlichen Zugang zu ersehnten Objekten zu verschaffen. Dumpfheit mag in Bodenständigkeit und solider Verwurzelung ihre Erlösung finden, Dummheit in naiver Einfachheit und Schlichtheit.

 

2. Auf der zweiten Stufe kann extreme Sparsamkeit auch auf sinnvolle Ziele gerichtet werden wie das Sparen von Energie. Selbst im plattesten Materialismus scheint noch die Mutter (Natur) und damit das uns Nährende durch, dem es sich nun auf anderen Ebenen zuzuwenden gilt. Geistige Schlichtheit lässt sich als wundervolles Ziel erkennen, etwa im Sinne von Sokrates: »Ich weiß, dass ich nichts weiß.« Statussymbole können Meditationen zu der Frage anregen, worum es wirklich im Leben geht. Mangel an Flexibilität und Beweglichkeit bis zur Sturheit sollte als Hinweis erkannt werden, sich das richtige Ziel zu suchen, das man dann konsequent ansteuert und verwirklicht. Existenzangst kann klarmachen, wie eng es im Hinblick auf das Wesentliche wird, wenn alles so weitergeht. Sammelsucht kann das Ziel der Vollständigkeit und Vollkommenheit andeuten.

 

3. Auf der dritten Stufe lässt sich die Sehnsucht nach materieller Sicherheit dazu nutzen, dieses Thema durch entsprechenden Erfolg von der Agenda zu bekommen. Ein Ungleichgewicht zwischen Geben und Nehmen lässt sich durch bewusstes, ehrenamtliches soziales Engagement bearbeiten. Genusssucht könnte die Suche nach wirklicher Befriedigung aktivieren. Erkannte Eigensinnigkeit wird dabei helfen, das eigene Thema, den eigenen Weg und darin Sinn zu finden. Bauernschläue kann sich mit Instinktsicherheit verbinden und auf bodenständige Sicherheit zielen.

 

4. Auf der vierten Stufe liefert gesunde Bodenständigkeit die sichere Basis für gedankliche Ausflüge über die materielle Welt hinaus. Die Tatsache aber, dass man beim Stier-Venusprinzip alles, was man mag, auch gleich haben will, könnte dazu führen, sich nichts vormachen zu lassen, sondern immer solide zu bleiben. Hier liegt die Möglichkeit, zum Haben das Sein hinzuzugewinnen. Gründlichkeit, die guten Kontakt zum Grund meint, kann sich zunehmend auch auf geistige Grund(lagen) beziehen. Erreichte Wirklichkeitsnähe und Zuverlässigkeit erlauben es, auch in geistigen Welten ein sicheres Zuhause zu gründen. Innere Werte dürfen äußere ergänzen und in den Lebensmittelpunkt treten. Bewährtes wird zum Ausgangspunkt für geistige Ausflüge. Gutmütigkeit kann den guten Mut liefern, weiter zu spüren und zu gehen. Beharrungsvermögen und Gruppengefühl können Traditionen am Leben halten.

 

5. Auf der nächsten Stufe werden Treue, Geduld, Gastfreundschaft und Gemeinschaftssinn zur sicheren Basis für weitere Entwicklungsschritte in immer weniger materielle (Be-)Reiche. Sinnengenuss kann spirituelle Dimensionen annehmen. Die Liebe zur Natur schließt auch die zur eigenen und die zu der anderer Menschen ein. Die Vollkommenheit der Schöpfung hilft zunehmend auch die eigene zu erkennen. Innere Heiterkeit und das Gefühl von Geborgenheit in der Schöpfung lassen innerlich warm werden. Äußere Fülle darf bestehen bleiben und wird zur Anregung von Entwicklungsprojekten für sich und andere. Das eigene Leben zielt darauf, zum Kunstwerk zu geraten, und Lebenskunst ergibt sich wie von selbst.

 

6. Die sechste Stufe wird zum Geschenk von Harmonie mit sich und der Welt. Die Seele genießt die Sinnenfreuden und Sinnlichkeit im eigenen (Körper-)Haus. Innere Sicherheit und äußere Gelassenheit ergänzen einander vollkommen. Schönheitssinn und sicherer Geschmack für vollendete Formen führen zu formvollendeten Ergebnissen auf verschiedenen Ebenen.

 

7. Auf der letzten Stufe herrschen – erlöst von irdischer Bedürftigkeit – Besinnlichkeit, inneres Gleichgewicht, Natürlichkeit und tiefe Zufriedenheit. Erfahrung zeigt, dass in der Ruhe die Kraft liegt. Das Leben wird als Kunstwerk voller natürlicher Wunder, als Geschenk und ständiges Fest der Sinne erfahren. Innere Ruhe kehrt ein.

Therapien, Meditationen

An Therapien kommen in erster Linie körperbezogene, aber auch Gruppentherapien in Frage. An Körpertherapie reicht das Spektrum von der Chiropraktik über Osteopathie bis zu Bioenergetik. Auch Massagen sind gut geeignet, vor allem wenn sie sinnlich und einfühlsam sind, begleitet von entsprechender Musik, am besten den Klängen von Mantren, Düften, die das Herz berühren und nicht zu ätherisch sein sollten, sondern eher irdisch-erdig.

Aromatherapie ist besonders geeignet, Impulse zu geben. Irdische Anwendungen wie Heilerde innerlich und Lehmbäder äußerlich im Sinne der Felke-Kur empfehlen sich ebenfalls. Phytotherapien, gern auch Teebehandlungen mit gut abgestimmten Teemischungen, sind geeignet.

Musiktherapien, die mit Stimme und Gesang arbeiten, am Übergang zur Meditation auch Mantrasingen, gehören zu diesem Urprinzip. Die heilsame Wirkung gemeinsamen Singens in einer stimmigen Gruppe kann die Schwere von Stier-Venus in erhebender Weise erleichtern.

Im Meditationsbereich kommt, schon wegen des starken Körperbezugs, Hatha-Yoga in Frage, das über Körperkultur auf Geist und Bewusstsein zielt.

Im Übrigen sind hier Naturmeditationen im Freien, aber auch als geführte Reisen13 empfehlenswert, ebenfalls Elemente-Meditationen mit starkem Erdbezug.

Rituale

Alle Erdrituale gehören zum Stier-Venusprinzip, obwohl das klassische schamanische Ritual des Eingrabens bei lebendigem Leib mit einem Schilfrohr als Schnorchel auch stark vom Saturn- und Plutoprinzip geprägt ist. Naturrituale, wie im ursprünglichen Findhorn üblich, direkt in Mutter Natur oder in sogenannten Nature Sancturies, der Natur eingefügten und angepassten Plätzen, halb Höhle, halb Haus, entsprechen diesem Venusprinzip, ebenso bewusste Gartenarbeit.

Rituale der Sinnlichkeit mit Massagen zum Wohlfühlen und Genießen, mit wundervollen Ölen und schweren Düften aus der Aromatherapie, gehören ebenfalls hierher. Außerdem Essensgelage, die den Genuss der Speisen zelebrieren und mit anderen Sinnengenüssen – von Musik über Düfte bis zu optischen Genüssen wie Filmbildern – verbinden und auch den Sinnenrausch mittels dionysischer Alkohol- und Erotikeinlagen einbeziehen.

Musik

Typischer Ausdruck des Stier-Venusprinzips sind mantrische Gesänge wie auf den CDs Mantras der Welt I und II14 oder der Playhouse-Family, sonst das Liedgut der Volksmusik, hier besonders populäre Chöre, und auf höherer Ebene auch alle Opernchöre wie der Gefangenenchor aus Nabucco und überhaupt Opernarien. Hinzuzurechnen sind auch Opernwerke, die das Bodenständige betonen, etwa die Meistersinger von Nürnberg. Überhaupt ist Wagners Opernwelt mit ihrem starken Bezug zu den germanischen, sehr irdisch besitzorientierten Göttern der Wanen und Asen stark vom Stier-Venusprinzip geprägt.

Auch der Österreicher Hubert von Goisern, der traditionelle Volksmusik bewahrt und sie mit neuen Formen der Musik verbindet, drückt dieses Prinzip gut aus, angefangen bei seinen Balladen wie »Heast as net« bis zu Hits wie »Hiatamadl«.

Bewegung und Sport

Bei diesem Venusprinzip sind Mannschaftssportarten zu Hause, bei denen es auf den Gruppen- und Teamgeist ankommt wie Fußball, vor allem wenn sie auch noch so bodenständig und einfach sind. Auch Sport im direkten Körperkontakt wie Ringen ist venusisch – oder gar Mannschaftssport im Körperkontakt wie American Football, wobei dieser auch schon wieder zu rabiat für friedliebende Stier-Venusnaturen ist. Alpenländisches Fingerhakeln, bei dem es darum geht, jemanden im sportlichen Sinne über den Tisch zu ziehen, gehört jedenfalls hierher.

Alles gemütliche sportliche Gruppengeschehen wie Kegeln, Eisstockschießen, Curling und Boule, aber auch Kräftemessen in Gruppen wie beim Tauziehen ist bei Stier-Venus zu finden. Dazu auch Kraftsportarten vom Gewichtheben bis zum Kugelstoßen, bei denen Schwerathleten ihre Kräfte demonstrieren.

Hobbys

Da Gemütlichkeit für die vom Stier-Venusprinzip geprägten Menschen eine große Rolle spielt – wobei sie mehr auf die Gruppe als bei Krebs-Mond auf die Familie bezogen sind –, gibt es hier viele Möglichkeiten.

Typische Hobbys sind alle Sammelleidenschaften, die sich auf Briefmarken und Bierdeckel beziehen können, letztlich aber auf praktisch alles, was sich mitnehmen und besitzen lässt. Der auf Kunst und der auf Biergläser spezialisierte Sammler haben natürlich nur das Thema, nicht aber die Ebene gemeinsam. Wer Gemälde sammelt und Antiquitäten hat sicher auch noch den Wertzuwachs im Auge, wobei fast jeder Sammler davon träumt, reich zu werden, wenn er erst einmal Vollständigkeit bei seiner Sammlung erreicht hat. Wenn die ganze Welt im Album ist, mag das in Ausnahmefällen sogar zutreffen. In der Praxis wird es meist unmöglich bleiben. Und da ständig weltweit neue Briefmarken und Bierdeckel auf den Markt kommen, bleiben die Sammler immer beschäftigt. Auf Dauer wäre es natürlich wunderbar, in der Sammelleidenschaft die Lust auf Vollständigkeit und Vollkommenheit zu entdecken.

Die Hobbyköche haben eine ebenso nahrhafte wie leckere Freizeitbeschäftigung gefunden. Im Vordergrund steht hier die genussvolle gemeinsame Zubereitung. Schon das Kochen selbst wird zum sinnlichen Fest. Ebenso sind im Rahmen dieses Venusprinzips Töpfern und Handarbeiten als Hobby geeignet.

Auf anspruchsvollem Niveau sind Liederabende, Operettenbesuche, überhaupt klassische Musik mit Gesang ein geachtetes Hobby für Menschen, die diesem venusischen Lebensprinzip folgen. Bodenständiger wäre ein Besuch in der Volksoper oder von volkstümlichen Komödien und Mundartstücken, wie sie im Komödienstadl in Bayern, im Kölner Millowitsch- oder Hamburger Ohnsorg-Theater zum Besten gegeben werden mit Stücken wie »Die Geierwally«, »Der Jäger von Fall« oder »Der Wildschütz Jennerwein«, um nur die tirolerischen beziehungsweise bayerischen zu nennen, die auch gleich noch Stier-Venus archetypisch verbundene Eigenarten ins Spiel bringen.

Sinnlichkeit, Erotik und Sex

Da man beim Stier-Venusprinzip dem Genuss in der Gruppe sowie der Sinnlichkeit vom Essen bis zur Erotik zuneigt und auch sonst die Anregung der Sinne schätzt, sind hier Feste der Sinnlichkeit vom körperlichen bis zum seelischen und geistigen Genuss zu finden, etwa die Beltane-Feuer und -Feiern unserer germanischen Vorfahren.

Unter diesem Lebensprinzip ist der Körperbezug so stark, dass platonische Verhältnisse für den Einzelnen keinen Reiz ausüben. Man möchte, was man liebt, auch haben und anfassen können, und das tut man auch gut und gern. Deshalb sind etwa Massagerituale geeignet, Lust zu schenken und Befriedigung zu ermöglichen.

Filme

Vom allgemeinen Genre finden sich hier Natur- und Heimatfilme, zudem Filme, die sinnliche Genüsse zum Thema haben, wie Chocolat, in dem die Heldin mit der süßen Köstlichkeit nicht nur ihren Platz im Leben, sondern auch ihre Liebe findet. In dem Film Die Hüterin der Gewürze besitzt das indische Mädchen Tilo die Gabe zu spüren, was einem Menschen fehlt, der ihren Gewürzladen betritt. Tilo versteht es, ihre Gewürze so einzusetzen, dass es den Menschen mit ihren wunderbaren Mischungen in allen Lebensbereichen bessergeht.

Ein weiteres Stier-Venusthema greift der Film Ein gutes Jahr auf. Hierin dreht sich das ganze Leben eines arroganten jungen Bankers vorerst nur um Profit und Geld. Seine Skrupellosigkeit in diesem Bereich ist in der Londoner Finanzwelt gefürchtet – bis er unerwartet das Weingut seines Onkels in Südfrankreich, einen Platz seiner Kindheit, erbt. Natürlich will er auch dieses Erbe gleich zu Geld machen. Als er aber dorthin zurückkehrt, erliegt er dem Charme des Gutes und dem der Landschaft. Das andere Leben dort, der Wein und die Liebe führen ihn vom Haben zum Sein.

Die Sippe und eine (matriarchalische) Lebensgemeinschaft stehen im Mittelpunkt des wundervollen holländischen Filmes Antonias Welt. Im Auf und Ab des Lebens ist Antonia, die »Urmutter«, der ruhende Fels in der Brandung. Sie gestaltet den Hof ihrer Vorfahren zu einem Ort, an dem alles sein darf, was das Leben ausmacht.

Ein besonderer Stier-Venusfilm ist Eden. Kochen und die Macht der Liebe. Er weiht in die Geheimnisse des Zusammenspiels von kulinarischem Genuss und Liebe ein. Die verheiratete Eden verfällt der »Cucina erotica« des exzentrischen und typisch Stier-Venus-geprägten Meisterkochs Gregor. Dank der platonischen Genießertreffen der beiden beginnt Eden wieder aufzublühen. Aber Venus hat auch ihre Schattenseiten. Als Edens Ehemann Xaver ebenfalls von der »Cucina erotica« kostet, glaubt er, eifersüchtig auf diese ganz besondere Art der Beziehung seiner Frau zu Gregor reagieren zu müssen, um seine Frau nicht zu verlieren.

Witz und Weisheit

Gott hat den Schweizern vergessen, ein Stück Land zu geben, und jetzt hat er nur noch das schönste Stück in den Bergen übrig, das er eigentlich für sich selbst behalten wollte. Aber der Fehler muss ausgebügelt werden, und er gibt es ihnen. Nach einer Weile hat er Sehnsucht und ergeht sich auf einer wunderschönen Alm, wo er einige Schweizer trifft und sie nach ihrem Wohlbefinden fragt. Wenn er ihnen schon Almen gegeben habe, sagen sie, dann würden ihnen noch Kühe fehlen, und Gott sieht seinen Fehler ein und gibt sie ihnen. Beim nächsten Besuch sind sie aber immer noch unzufrieden und wünschen sich, dass die Kühe auch Milch gäben. Gott regelt auch dies, und als er wieder einmal sein Lieblingsland besucht, scheinen die Schweizer endlich zufrieden zu sein. So bittet er um eine Kostprobe der Almmilch. Als er sich verabschieden will, schaut der Schweizer schon wieder unzufrieden. »Ist noch etwas?«, fragt Gott, und der Schweizer antwortet: »Das machte jetzt zwei Franken und vierzig Räppli!«

 

Alles, was du hast, wird dich auch besitzen. (Sprichwort)

 

Nimm eine Handvoll guter Erde. Vielleicht findest du ein Samenkorn darin oder eine Raupe. Wäre deine Hand geduldig genug, würde der Same ein Wald und die Raupe eine Schar geflügelter Wesen werden. (Khalil Gibran)

 

Wenn du gierig bist, wirst du niemals satt. (Sprichwort)

 

Habt ihr im Monat Mai auf den Wiesen diesen Duft eingeatmet, der allen Lebewesen die Trunkenheit der Fruchtbarkeit vermittelt? (Honoré de Balzac)

 

Was im Leben kommt dem gleich? Ruhig am Fenster sitzend beobachte ich, wie die Blätter fallen und die Blumen blühen, während die Jahreszeiten kommen und gehen. (Hsuheh-Tou)

 

Nicht die Gabe ist kostbar, sondern die Liebe. (Sprichwort)

 

Alle Dinge, die das Ebenmaß halten, sind schön. (Ägyptische Weisheit)

 

Gott achtet mich, wenn ich arbeite, aber liebt mich, wenn ich singe. (Tagore)

 

Wer um Geldes willen heiratet, muss es sich täglich sauer verdienen. (Östliche Weisheit)

 

Ein einfacher Zweig ist dem Vogel lieber als ein goldener Käfig.

 

Wunschlosigkeit führt zu innerer Ruhe. (Lao Tse)

 

Der Zufriedene ist stets glücklich. (Chinesisches Sprichwort)

 

Ein Augenblick Geduld kann viel Unglück verhüten. (Chinesisches Sprichwort)

 

Ich halte die Tugend der Geduld für größer als Zeichen und Wunder. (Gregor der Große)

 

Geduld ist ein Baum, dessen Wurzel bitter, dessen Frucht aber sehr süß ist. (Chinesisches Sprichwort)

 

Mensch, was du liebst, in das wirst du verwandelt werden. Gott wirst du, liebst du Gott, und Erde, liebst du Erde. (Angelus Silesius)

 

Nicht Liebe macht blind, sondern Besitzgier. Die Menschen werden durch sinnliche Begierden geblendet. Wahre Liebe macht sehend und befreit von jeglicher Besitzgier. (Ramakrishna)

 

Die Dinge haben nur den Wert, den man ihnen verleiht. (Molière)