Helfen BILDER, leichter zu lernen?
Sie kennen wahrscheinlich die Aussage, daß Bilder uns helfen, uns etwas zu merken. Heute wissen wir, daß wir Bilder nicht nur brauchen, um unsere Gedächtnisleistung zu verbessern, sondern auch, um zu verstehen! In meinen Management-Seminaren lehre ich Führungskräfte, selbst METAPHERN zu bilden, wenn sie ein Problem verstehen müssen (ehe sie es lösen können). Lassen Sie mich Ihnen als Beispiel drei Bilder zum Thema WISSEN anbieten:
1. Wissens-Netz – impliziert Ver-NETZUNG (= Verbindungen) der Wissens-Teilchen untereinander.
2. Wissens-Gebäude – unser Wissen als BAUWERK; manche Teile unseres Wissens ruhen auf anderen beziehungsweise bauen auf anderen auf…
3. Mückenschwarm – unser Wissen als Insektenschwarm, in dem jedes »Insekt« (jede Info-Einheit) mit jedem anderen in Verbindung treten kann (im Gegensatz zum 1. und 2. Bild, bei denen jeder »Knoten« im Netz und jeder »Baustein im Gebäude« an einer bestimmten Stelle im Netz/Bauwerk »sitzt«). Die Mücken-Metapher zeigt, daß man Wissen immer themenbezogen betrachten muß: Haben wir zu einem bestimmten Thema gar keine Mücke (also eine Lücke), wenige Mücken, viele Mücken oder einen ausgewachsenen Mückenschwarm (an Infos, Bildern, Metaphern, Fallbeispielen etc.)?
Neil POSTMAN (Autor des Buches »Wir amüsieren uns zu Tode«) erinnerte immer wieder daran, daß jedes Bild immer nur einen TEIL der Wahrheit enthält, daß keines 100% der Information vermittelt und daß wir umso besser begreifen, je mehr Bilder und Metaphern für eine Sache wir besitzen. Merke: Indem wir Analogien, Gleichnisse, Metaphern etc. miteinander VERGLEICHEN, lernen wir am leichtesten und gleichzeitig auch am tiefsten!
Es ist für meine SeminarteilnehmerInnen immer wieder überraschend, wie leicht wir lernen, wenn wir »nur« ein paar Gedanken-Bilder diskutieren. Sie können es anfänglich nicht glauben, wie viele Fakten sie hinterher WISSEN, nur weil sie über derartige Vergleiche nachgedacht (oder mit dem Sitznachbarn kurz darüber gesprochen) haben.
Beispiel: Wenn ich Ihnen einige Zahlen zum berühmten 3-Schluchten-Damm in China aufzähle (von dem Sie irgendwann garantiert im Fernsehen gehört oder in Zeitungen gelesen haben und den Sie zigmal im Internet finden können), dann »sagen« Ihnen diese nicht viel. Deshalb kann auch kaum eine/r meiner TeilnehmerInnen diese Zahlen nennen, wiewohl jede/r sie schon mehrmals wahrgenommen hat. Für eine Prüfung könnte man die Zahlen PAUKEN, aber das würde kein echtes Verständnis auslösen, also könnten Sie die Fakten nicht gut KONSTRUIEREN und demzufolge später nicht gut RE-KONSTRUIEREN (erinnern). Sage ich Ihnen aber, daß der Stausee, den der Damm produziert, von Holland bis Basel reichen würde, dann erhalten sie einen VERGLEICH zu einer Ihnen bekannten STRECKE und können sich ein erstes Bild machen. Wer danach die tatsächlichen Zahlen wahrnimmt, wird sowohl die 2 km BREITE (des Dammes) sofort (ins Wissens-Netz) »einordnen« können als auch anderes Zahlenmaterial über den Damm sofort BEGREIFEN – und sich deshalb auch MERKEN. So LERNT man LEICHT, statt wie im Regelschulsystem blind (= ohne intelligente geistige Bilder).
Das beste Antidot gegen Pauken ist echtes LERNEN (= BEGREIFEN, worum es geht). Denn was wir begriffen haben, brauchen wir nämlich nie zu pauken.
Die Tatsache, daß die meisten Leute dies zunächst gar nicht glauben können, zeigt, wie wenig ECHTES LERNEN im Regelschulsystem stattfindet! Das gilt nicht nur für Deutschland (ich schule in vier Sprachen), sondern für fast alle sogenannten frühindustrialisierten Länder (also für ganz Europa, Amerika, Australien etc.)! Ausnahmen sind seit den 1990er Jahren die skandinavischen Länder, Neuseeland sowie einige asiatische Länder (Singapur, Südindien, Korea etc.).