TAPETEN-EFFEKT
Zwar beginnt die Vorbereitung zu Hause, aber der TAPETEN-EFFEKT entfaltet sich während der Streß-Situation. Das kann eine PRÜFUNG sein, aber auch ein schwieriges Meeting oder ein Interview, vor dem wir Angst haben. Worum geht es beim Tapeten-Effekt? Denken Sie mit: Wenn wir versuchen, uns bestimmte Informationen für eine zukünftige Situation zu merken, dann konzentrieren wir uns meist ausschließlich auf diese Fakten und »vergessen« die gesamte Umgebung. Tatsache aber ist, daß unser Gehirn Daten nicht im Vakuum speichern kann. Unser Gedächtnis hat zunächst die Funktion, uns beim Überleben zu helfen, deshalb merken wir uns die Dinge GANZHEIT-LICH. Wir können uns das so vorstellen, als gäbe es eine metaphorische TAPETE um uns herum, die wir automatisch mit einspeichern und später mit uns nehmen. Nun gilt die Regel:
Je mehr Aspekte dieser Tapete wir in die Streß-Situation ÜBERTRAGEN (= hinübertragen), desto leichter werden die Daten wieder abrufbar, weil sie de facto an der Tapete »dranhängen«.
Wenn uns das einleuchtet (Hintergründe s. MERKBLATT Nr. 6, Seite 105ff.), müssen wir uns fragen, was wir alles zur »Tapete« machen können, damit wir uns diesen Neuro-Mechanismus (vgl. MERKBLATT Nr. 2, Seite 91f.) zunutze machen können. Gehirn-gerechtes Vorgehen heißt, vorhandene Neuro-Mechanismen aktiv zu nutzen, statt wie bei herkömmlichen Schul-Pauken vehement gegen sie zu verstoßen. Beispiele für den Tapeten-Effekt:
• KLEIDUNG: Wer zu Hause in »alten Sachen« lernt, für die Prüfung (das Job-Interview, das wichtige Meeting mit Kunden etc.) aber die »guten Kleidungsstücke« anzieht, hat einen wichtigen Aspekt der potentiellen TAPETE verspielt. Lieber das Oberteil (sei dies nun ein T-Shirt, ein Hemd oder eine Bluse) mehrmals kaufen, damit man es sowohl beim Lernen (beziehungsweise bei der Vorbereitung) als auch bei der Prüfung tragen kann!
• ARBEITSMATERIAL: Hier machen viele den nächsten Fehler – sie benutzen zu Hause »altes Zeug« (Bleistift-Stummel, Schmierpapier, den alten Taschenrechner etc.), führen aber, wenn Sie »in die Welt hinausgehen«, neue Sachen mit. Merke: Es müssen dieselben Stifte sein (Duplikate sind ok, solange sie gleich aussehen und sich gleich anfühlen), dieselbe Art von Schmierpapier oder Blöcken, Heften etc. (lieber das »alte« Schmierpapier von zu Hause AUCH in der Streß-Situation einsetzen), der gleiche Taschenrechner, dasselbe Nachschlagewerk (falls Sie bei Übersetzungen nachschlagen dürfen) etc.
• SCHMUCK: Vieles nehmen wir »aus den Augenwinkeln« beziehungsweise unbewußt wahr. Das gilt vor allem für Ringe, Armbänder, Armbanduhren etc. Wer diese zu Hause prinzipiell als erstes ablegt, sollte sie beim Lernen unbedingt anlegen, damit diese Aspekte der TAPETE funktionieren können. Wobei es sicher einleuchtet, daß Schmuckstücke, die ständig Geräusche verursachen, weder beim Lernen noch in Prüfungs-Situationen getragen werden sollten; sie stören nicht nur uns selbst (vielleicht unbewußt), sie können auch unsere Mitmenschen (MitschülerInnen, potentielle Chefs beim Job-Interview, Kunden bei einer Präsentation etc.) extrem nerven!
• BRILLE: Wenn Sie zu Hause eine Brille tragen, dann auch in der Prüfung (beziehungsweise in beiden Situationen mit Kontaktlinsen arbeiten).
• SCHUHE: Sie werden es kaum glauben, aber auch sie können ein Teil der TAPETE sein: Wer zu Hause mit »Schlappen« herumsitzt und dann mit modischen Leder- oder Stöckelschuhen die Streß-Situation meistern möchte, hat einen weiteren Aspekt der TAPETE geopfert. Lieber zu Hause ebenso schick aussehen, wenn es uns hilft, per TAPETEN-EFFEKT später mehr und besser zu erinnern, oder?
• GERUCH: Einer der stärksten Helfer ist der Geruch, da Geruchsmoleküle den kürzesten Weg ins Hirn haben, weil sie weniger Synapsen (an denen Signale »verlorengehen« können) überwinden müssen. Wer also beim Lernen z.B. ein wenig ORANGE auf die Haut reibt (am besten zwischen Daumen und Zeigefinger), kann dies auch vor der Streß-Situation (Prüfung) tun, insbesondere weil die Nervosität am Anfang meist höher ist…
Sie sehen, der TAPETEN-EFFEKT kann uns wunderbar unterstützen. Zwar nützt er jenen nichts, die sich ungenügend (oder gar nicht) vorbereitet haben, aber alle anderen können von ihrer Vorbereitung optimal profitieren, wenn sie ihn einbeziehen.