Etymologische TÖPFE
Wir müssen z.B. in der Medizin oder in gewissen anderen Studiengängen furchtbar viele Fachbegriffe lernen (auch in der Schule!), und genau dafür möchte ich Ihnen jetzt einen Tip geben: Fachbegriffe fallen in der Regel in eine von wenigen KATEGORIEN. Wenn wir sie in die richtige KATEGORIE einsortiert haben, haben wir bewußt wahrgenommen und nachgedacht, also die besten Voraussetzungen für Merken durch Kapieren geschaffen!
Schreiben Sie die zu lernenden Fachbegriffe auf einzelne Zettelchen und sortieren Sie diese – anfangs SPIELERISCH – einfach nach Länge, nach Silbenzahl oder alphabetisch. Diese Spiele helfen Ihrem Gehirn, die Begriffe ein wenig kennenzulernen (genaugenommen betreiben Sie hier PRIMING, das unbewußte Wahrnehmen von Aspekten einer Sache, das uns ein späteres Lernen/Begreifen erleichtert).
Dies sind übrigens hervorragende Werbepausen-Spiele. Sie gewöhnen sich an den Anblick der Worte, und sie werden Ihnen langsam vertraut. Wir spielen »nur
mal herum«, denn der Fachbegriff ist ja in der Regel ein Fremdwort, und ein Wort ist nur so lange fremd, wie es noch nicht vertraut ist…
Im zweiten Teil beginnen Sie, über die Begriffe nachzudenken, und sortieren sie nach logischen Kategorien. Dabei hat sich herausgestellt, dass es drei große Töpfe gibt, in die sich fast alle Fachbegriffe einordnen lassen. Und was sich nicht zuordnen lässt, kommt in den Topf »Sonstiges«, aber Sie werden sehen, das ist in der Regel nicht viel.
• Fachbegriffe sind ERSTENS Namen von Menschen, die etwas er- oder gefunden haben (ALZHEIMER, PARKINSON, SCHEUERMANN). Manchmal handelt es sich dabei auch um den Namen des ersten Patienten, aber es ist auf alle Fälle ein Eigenname (einer Person).
• ZWEITENS beschreiben Fremdwörter oft die FUNKTION (Tätigkeit, Arbeitsweise) einer Sache.
• DRITTENS erzählen uns viele Fremdwörter etwas über die FORM (das Aussehen) beziehungsweise den ORT, an dem etwas sich befindet. So erinnert z.B. der HIPPOCAMPUS Anatomen von seinem Aussehen her an ein Seepferdchen (griechisch hippocampus), weshalb sie diesen Teil des Gehirns so benannt haben.

Um die Fachbegriffe korrekt zuordnen zu können, benötigen Sie ein
etymologisches Wörterbuch (also eines, in dem die Wortwurzeln aufgezeigt werden).
6 Darin erfahren Sie z.B., daß das Wort
Encephalon (Gehirn) aus dem Griechischen stammt (EN = INNEN, CEPHAL… = HAUPT) und wörtlich das »Kopfinnere« (genauer: »Hauptinnere«) heißt. Also fällt das
Encephalon in die Kategorie FORM/ORT, denn hier wird der
Ort beschrieben, an dem es sich befindet. (Man nahm damals übrigens an, es kühlt das Blut, während als »Denk-Organ« das Herz galt.
Oder wir sehen, daß das Wort Hormone abgeleitet ist vom Götterboten Hermes. Also ist es eigentlich ein Namenswort, aber es beschreibt auch eine Funktion, nämlich die Funktion eines Überbringers von Nachrichten (nur wesentlich zuverlässiger als unsere Briefträger).
Wir können es dementsprechend auch in Topf 2 einsortieren.
Genau das ist das Spannende daran, DENKEND zu lernen: Manche Begriffe passen in mehr als eine Kategorie, dann tragen wir sie in BEIDE ein, weil beides richtig ist. Aber indem wir entscheiden, haben wir auch gelernt – und zwar auf eine Art, die zutiefst MENSCHLICH ist (im Gegensatz zum PAUKEN!).