Ich möchte in diesem Kapitel eine kleine Einführung über das Wasser und seine Eigenschaften machen, um ihnen das notwendige Verständnis für dieses Element zu vermitteln.
Das Leben ist in Bewegung, das Leben fließt. Das Leben ist so bewegt, wie das Wasser aus dem es entstand, es trägt die Erinnerung an das Entstehen der Erde aus dem Chaos, an die Ordnung der Pflanzen, an die Vergangenheit und die Zukunft, an die Zeit in sich, die fließt wie das Wasser. Ein Wassertropfen ist Gold wert, klein und unscheinbar, enthält er die Kraft, Leben zu erwecken. In der Verborgenheit der Erde, warten Milliarden winziger Keimlinge auf den erlösenden Tropfen. Das Leben durchstößt die schützende Haut der Erde und der Keimling wird zu einem riesigen Baum. Ein wenig Feuchtigkeit reicht aus einen eigenen Kosmos zu schaffen, mit Wurzeln und Stamm, Blättern und Früchten. Eine Kastanie hat viele Tausende grüner Blätter, sie atmen, sie verdunsten das Wasser, die, die gewaltigen Wurzeln des Baumes aus dem Boden ziehen. Bis zu 50.000 Liter im Frühjahr, im Sommer und Herbst. Tropfen für Tropfen klettert das Wasser hinauf, durch die Kraft der Oberflächenspannung eng aneinander gekettet wie ein feiner Stahlfaden. Auf seinem Weg nach oben überwindet das Wasser die Kraft der Erdanziehung. Wie durch ein Wunder steigt es zwanzig, ja dreißig Meter und in tropischen Bäumen sogar bis hundert Meter hoch auf.
Der Druck der haarfeinen Röhren, die den Stamm durchziehen preßt den Pflanzensaft hinauf (ca. 25 bar). Das Sonnenlicht läßt die Feuchtigkeit verdunsten, dabei entsteht ein Sog der neues Wasser aus der Erde zieht. Auf seinem Weg durch die engen Kapillaren reibt es sich an den Zellwänden und vergrößert seine Oberfläche. Aus tausend Liter Wasser, werden 300.000 m² Flüssigkeit, die, die Zellwände durchdringt und Nährstoffe bis zum kleinsten Blatt transportiert. Wenn es regnet, saugen die Spaltöffnungen der Blätter, wie kleine Mäuler, die Tropfen begierig ein. Aus Wasser, Kohlendioxid und Licht, werden durch die Fotosynthese, Stärke und Sauerstoff. Jeder Baum schafft um sich herum ein eigenes Klima und ist damit ein Teil des großen Wasserkreislaufes. Wenn der Baum atmet, atmet die Erde.
Wenn der Mond über den Himmel zieht,
schwingen die Ozeane in Ebbe und Flut. Aber auch ganz wenig Wasser in einer
Schale beginnt zu pulsieren. Destilliertes Wasser das tropfenweise hineinfällt,
bildet eine blumenartige Rosette. Sie sieht bei Vollmond ganz anders aus,
als bei Neumond. Vor allen aber zeigt das Tropfenbild, wie lebendig das
Wasser ist. Je lebhafter seine Zeichnung, desto besser ist seine Qualität.
Wasser mit etwas Spülmittel versetzt, kann nur noch leblose Formen
bilden. Seine Oberflächenspannung ist zerstört durch den Einfluß
schädlicher Substanzen. Das Bild des Wassers zeigt etwas anderes als
die chemische Analyse. Chemisch gleiche Wasser können ganz unterschiedlich
in ihrer biologischen Wirkung sein. Die Kirlianphotographie hält eine
elektrische Entladung rund um eine Wasserprobe fest. Ihre Bilder zeigen
wie stark ihre Moleküle strukturiert sind. Eine hohe Ordnung läßt
auf biologisch besonders wirkungsvolles Wasser schließen. Weniger
klare Bilder zeichnet ein anderes ärmeres Wasser, bei dem Pflanzen
weniger gut wachsen.
Steter Tropfen höhlt den Stein. Mit
unendlicher Langsamkeit bringt das Wasser den Fels zum Fließen. Auf
seinem Weg durch den Berg löst es die Minerale aus dem Stein und zieht
sie mit sich. Im Inneren der Erde, baut es mit zeitloser Geduld eine neue
Welt auf. Tropfen für Tropfen, jedes Jahr einen Millimeter.
(Bild 003) Ein winziger
Tropfen ist riesig groß, wenn er ins Wasser fällt, vermischt
er sich nicht sofort. Er stülpt sich wie eine Krake immer wieder neu
aus, bis er seine größtmögliche Oberfläche erreicht
hat. Seine Moleküle schützen ihn wie ein Netz vor dem Zerfall.
Wenn der Regen vom Himmel fällt, werden die Tropfen durch die Erdanziehung
so beschleunigt, daß sie mit einer Geschwindigkeit von etwa dreißig
Stundenkilometern auf den Boden aufschlagen. Beim Aufprall auf die Erde
entfalten sich ungeheure Kräfte. Winzige Bodenteilchen werden mit
der doppelten Kraft zur Seite geschleudert. Ein kräftiger Regenguß
bewegt nicht nur Steine, sondern zerstört auch die Wühlarbeit
der Bodenbewohner. Während Regenwürmer und Mikroorganismen innerhalb
eines Jahres, nur einen zehntel Millimeter Humus aufbauen können,
schwemmt ein Sturzregen in wenigen Stunden das achzigfache an Ackerboden
davon. Schuld sind meisten, falsche Anbaumethoden. Die Verluste sind beträchtlich.
Große Flüsse, wie der indische Ganges, transportieren jährlich
Millionen von Tonnen fruchtbarer Erde ins Meer.
"Man kann nicht zweimal in den selben Fluß steigen!" Sagten schon die alten Griechen, denn das Wasser ändert ständig seinen Lauf. Der Fluß bewegt sich nun nicht nur vorwärts, er pulsiert auch von oben nach unten. Bei genauer Beobachtung kann man deutlich sehen, daß ein Teil des Wassers wieder bergauf fließt. In wirbelnden Strudeln entfaltet das Wasser seine volle Kraft, schrieb schon Leonardo da Vince. Es kann dabei Gegenstände versenken die leichter sind als es selbst ist. Der Strudel faszinierte den Rainecancekünstler. Er sah darin eine Urform des Lebens.
(Bild 004) Nicht nur die Winde und die Wolken bewegen sich in engen kreisförmigen Bewegungen, auch das Wasser. Aus dem All fotografiert, werden im Mittelmeer riesige Strudel sichtbar, deren Spuren sich im Licht der Sonne auf der Wasseroberfläche spiegeln. In der Nähe von Grönland hat man sogar einen riesigen unterirdischen Wasserfall entdeckt, der sich über viele Kilometer in ausschweifenden Wirbeln bis zum Grunde des Ozeans erstreckt. Wasserwirbel sind eigenartige Gebilde, sie vermischen sich kaum mit dem sie umgebenden Wasser, sonder legen sich in vielen Schichten um ihre eigene Achse. Dabei entfalten sie eine riesige Oberfläche. Das Zentrum des Strudels bewegt sich schneller als seine Außenseite. Sowie die Planeten in der Nähe der Sonne, diese schnell, weiter entfernte langsamer umkreisen. Schließlich schraubt sich der Wirbel in einer Gegenbewegung wieder nach oben. Dieses Bewegungsprinzip findet sich vielfach in der Natur wieder. Nicht nur bei vielen Meerestieren, sondern auch beim Bau der menschlichen Muskeln und Knochen. Dort wo turbulente Wirbel und ruhige Strömungen sich begegnen, entstehen Wirbelstraßen mit wunderschönen harmonischen Zeichnungen, aber die scheinbare Ordnung täuscht. Keines dieser Bilder ließe sich, auch bei den selben Umständen wiederholen. Bei jedem neuen Versuch entstehen neue Kreise und Linien. Der Lauf des Wassers unterwirft sich keinem Muster. In der Natur wird die Geometrie der Wirbelstraßen ständig überlagert von den Turbulenzen, die sich millionenfach hinter einem Wasserfall bilden. Auch die innere Struktur des Wassers ändert sich ständig. Manche Moleküle sind eng mit einander verflochten, andere wieder nur unzusammenhängend vereint. Flüssiges Wasser hat eigentlich eine Konsistenz wie Wackelpudding, meinen die Wissenschaftler.
Es war einmal ein Schloß, das stand in einem prächtigen Garten mit funkelnden Wassergräben, dann kam der Kohlebergbau ins Land, das Grundwasser versank in die Tiefe und alles starb. Erst ein Zauberer aus einem fernen Land, konnte den Park wieder zum Leben erwecken. Mit magischen Steinen die Zeichen des Wassers tragen, versuchte der slowenische Bildhauer - Marco Pogatschnic, den alten Park des Schlosses Thürnich bei Köln zu retten. Eine der letzten Oasen im zerstörten Ruhrgebiet. Ein weiser Landschaftsarchitekt hatte ihn Ende des letzten Jahrhunderts entlang einer unsichtbaren unterirdischen Wasserader angelegt. Wasseradern üben eine Art magnetische Wirkung auf biologische Systeme aus. Wie Akkupunkturlinien durchziehen sie den Boden. Werden Ihre Kraftfelder gestört, verändert sich das Leben um sie herum. Sie können aber auch wie durch eine Akkupunktur, beeinflußt und gestärkt werden. Der Bildhauer Pogatschnic hatte sich lange mit solchen Kraftfeldern beschäftigt und versuchte nun den Park des Schlosses Thürnich mit magischen Steinen auf den Kreuzungspunkten der Wasseradern zu heilen. Wasseradern die Jahrtausende lang unseren Vorfahren bekannt waren sind heute wissenschaftlich höchst umstritten. Die Kraft läßt sich nämlich nicht mit Geräten messen, sondern nur erspüren, trotzdem sind die Erfolge im Schloßpark von Thürnich verblüffend. Innerhalb weniger Monate haben sich die sterbenden Bäume erholt und nun wuchert wieder ein Dschungel von kräftigen Grün um die magischen Steine, die, die Zeichen des Wassers tragen. Unterschiedliche Bäume bevorzugen unterschiedliche Kraftfelder. Eine der Platanen steht auf dem Kreuzungspunkt zweier Wasseradern, die Strahlung ist so groß und stark, daß einzelne Äste zu Kreuzen zusammengewachsen sind. Ein anderer Baum, eine Roteiche steht im Zentrum zweier gegenläufiger Felder, ihr Stamm ist stark verdreht, als hätte sie die ganze Kraft aufbringen müssen um in diesen Strudel bestehen zu können. Die Besitzerin Gräfin Do Dromo kann die Kraftfelder mit ihrer Hand pendeln. Ein Kreis um diese Roteiche ist rechtsdrehend, der zweite linksdrehend. Die zwei Seiten der Urform des Strudels.
(Bild 005) Wenn der Bach
zum Fluß wird, fängt das Wasser an zu schwingen. Auf seinem
Weg zum Meer, zieht der Fluß breite behäbige Schleifen, die
Mäander. In dem Wechsel von seichten Sandbänken und überspülten
Ufern entstanden die Aulandschaften, kleine Urwälder mit ihrem Reichtum
an Tieren und Pflanzen. Der Fluß bestimmt den Lebensrythmus dieser
Welt. In einem Jahr schwemmt er fruchtbares Ackerland an, im nächsten
reißt er es wieder fort. Tiere und Pflanzen müssen sich dem
ständig ändernden Wasserspiegel anpassen. Die schlingernde Welt
der Mäander ändert sich wie die Gezeiten im Meer. In ein geradliniges
Betonkorsett gepreßt, wird der mächtigste Strom zur leblosen
Strömung. Zu einem industriellen Fließband das Menschen und
die Güter befördert. Jede Bewegung ist ihm verboten, jeder Ausbruch
wird sofort gebremst. Wo das Wasser seine Form verliert und nur noch als
trübe Flüssigkeit träge dahinfließt, wird das Leben
in ihm eintönig. Nur Algen können in dieser nassen Wüste
überleben. Leben ist nicht geradlinig. Wenn das Wasser in seinem natürlichen
Bett fließen kann, fängt es sofort an zu schwingen und eigene
Landschaften zu schaffen. Der Austausch mit dem umgebenden Grundwasserströmen
ist ein wichtiger Hochwasserschutz. Aber nur noch wenige Flüsse besitzen
einen natürlichen Schotter oder Schlammgrund. Die Nasen (eine Fischart)
brauchen Flußkiesel um darauf ihren Laich anzuheften.
Finden sie keinen solchen Flußgrund
mehr, muß ihre Art aussterben. Daher stehen sie auf der roten Liste
der gefährdeten Tiere. Der Fluß besteht nicht nur aus Wasser
sondern auch aus seinem Untergrund, der bis zu einem halben Meter tief
bewohnt ist. z.B. von einer Koppe, die zwischen den Steinen ihre Nahrung
sucht. Die Larve der Köcherfliege macht sich aus winzigen Kieseln
ein Kleid zur Tarnung. Es schützt sie z.B. vor der ewig gefräßigen
Steinfliegenlarve. Heute wissen die Wasserbauer, daß sie Fehler gemacht
haben und sie versuchen mühsam ihre Architektur, dem natürlichem
Flußlauf wieder anzunähern. Denn nur wenn das Wasser sich bewegt
kann darin Leben existieren. Und nur dann, kann es auch seine natürliche
Reinigungskraft bewahren. Ein Hektar naturbelassenes Fließgewässer,
kann so viel Wasser von organischen Schadstoffen reinigen, wie ein Klärwerk
das erst gebaut werden muß um die gleiche Menge Kanalwasser zu reinigen.
Der Mensch jedoch vertraut lieber auf technische Anlagen, die das Wasser
zwar hygienisch rein machen, es aber als tote leblose Flüssigkeit
wieder entlassen. Zurück bleibt Klärschlamm, Sondermüll
aus dem Wasser. Es gibt die verschiedensten Versuche Wasser in Bewegung
zu versetzten, um damit seine Qualität zu verbessern.
Ein sanfterer Weg Wasser zu verändern
sind die Flowforms. Die Fließschalen des englischen Bildhauers und
Antroprosophen John Wilkes. Die spielerischen Bewegungen, in die seine
Plastiken das Wasser versetzten haben, hat nicht nur ästhetische Reize.
In den Flowforms wird das Wasser in harmonische Schwingungen versetzt,
es beginnt zu pulsieren. Das Wasser fließt in doppelten Mäandern,
die sich zur Achterschleife, dem Symbol des Wassers und der Unendlichkeit
schließen. Die Form der Fließschalen ist der Natur entnommen.
Sie ähnelt z.B. dem Herz eines Regenwurmes. Auch hier verändert
die Bewegung das Wesen des Wassers. In biologischen, dynamischen Landbau
eingesetzt, läßt es Pflanzen schneller wachsen und stärkt
ihren Stoffkreislauf. Laborchemische Untersuchungen fanden allerdings keinen
Unterschied, zwischen diesem dynamisierten und normalen Wasser, trotzdem
wirken sie unterschiedlich. Was passiert mit dem bewegten Wasser. Wenn
die Mäander des Wassers im Raum schwingen, werden sie zur Spirale,
einem der ältesten Symbole der Menschheit. In der Homöopathie
wird Wasser in Achterschleifen geschwenkt, potenziert, damit wird die Information
eines Arzneistoffes so auf das Wasser übertragen, daß schließlich
kein einziges Molekül der Heilsubstanz, in ihm enthalten sein muß.
Trotzdem helfen homöopatische Medikamente. Erinnert sich das Wasser,
so wie die Erbsubstanz DNS, die, die Erinnerungen an unsere Vergangenheit
in sich birgt? Die Doppelschleifen der DNS schwingen in Mäandern,
wie das Wasser.
Im türkischen Dampfbad in Budapest
trafen sich vor über vierhundert Jahren die Muftis und Paschas um
in den feuchtheissen Schwaden Politik zu machen oder auch nur um den neuesten
Klatsch auszutauschen. Die Türken waren den Abendländern in Ihrer
Badekultur weit voraus.
In Europa fürchtete man lange Zeit,
daß sich zu viel Wasser, eher negativ auf die Gesundheit auswirken
könnte und reduzierte das Waschen auf ein Mindestmaß. Das Schwimmbad
ist ein Ort der Entspannung und des Vergnügens. Ruhepol für Alt
und Jung, inmitten der hektischen Großstadt. Wo man Eintauchen kann,
sich Fallenlassen und dem Streß des Tages einfach davon schwimmen.
Die Heilkraft des Wassers ist seit der
Antike bekannt. Zur äußeren Körperkultur gehörte dort
auch immer die kultische Waschung. Die innere Reinigung der Seele. Wasser
ist Phantasie oder sind Seifenblasen, wirklich nicht mehr als eine perfekte
physikalische Lösung? Die kleinstmögliche Oberfläche um
ein größtmögliches Volumen?